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0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

Titel: 0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schwarzer Tee aus Hongkong
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zurück. Li Yu Tang hatte ihre Pistole wieder in ihre Handtasche gesteckt, sonst hätte der Alte sicher nicht gezögert, seine Angestellten zu alarmieren.
    »Und was wollen Sie?« fragte er neugierig.
    Li Yu Tang warf ihm ihren Flugschein auf den Schreibtisch.
    »Ich komme gerade aus New York. Fen Sa Chu ist verhaftet, das Lokal von der Polizei versiegelt, sämtliche Papiere und das noch vorhandene Opium wurden beschlagnahmt und alle Angestellten genauso eingesperrt wie Fen Sa Chu selbst. Es besteht die große Gefahr, daß man auch darauf kommt, wer das Opium liefert.«
    Das Mädchen hatte diese Sätze ohne jede sichtbare Erregung mit völlig ruhiger Stimme ausgesprochen.
    Chin Tse fuhr hoch und zitterte an allen Gliedern. Seine zahnlosen Kiefer brabbelten unverständliches Zeug, Schweiß brach auf seiner Stirn aus, und die Hände machten fahrige, sinnlose Bewegungen.
    »Setzen Sie sich wieder hin«, sagte Li Yu Tang kaltblütig. »Mit ihrer Aufregung wird nichts besser. Wir müssen in Ruhe darüber sprechen.«
    Der Alte nickte und ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen.
    »Woher wissen Sie eigentlich alles?« stammelte er, noch immer völlig durcheinander.
    »Ich war Fen Sa Chus Sekretärin«, erklärte Li Yu Tang. »Ich habe in seinem Hause gewohnt, nicht nur gearbeitet. Glauben Sie aber bitte nicht, daß es zwischen diesem Dummkopf und mir intimere Beziehungen gegeben hätte. Dafür suche ich mir Männer mit Format, nicht so einen kläglichen Versager, wie es dieser Fen Sa Chu ist.«
    »Ich kenne ihn nicht«, gestand der Alte. »Nur dem Namen nach. Aber er war ein guter Kunde.«
    »Sicher«, sagte Li Yu Tang, »er nahm jeden Monat eine hübsche Menge Opium ab, weil er es bequem loswerden konnte. Aber Sie werden sich jetzt für ihn einen neuen Kunden suchen müssen.«
    »Wird er nicht freikommen?« fragte Chin Tse erschrocken.
    »Natürlich nicht!« fauchte die junge Chinesin. »Himmel, mit was für Dummköpfen hat man es denn immer zu tun! Glauben Sie denn, man wird einen Mann frei herumlaufen lassen, der monatlich einige -zig Süchtige belieferte und dazu noch jeden Monat ein paar Gesunde mehr süchtig machte? Glauben Sie, die Amerikaner werden ihm nicht eine ganze Anzahl von Jahren nur dafür ins Zuchthaus schicken, daß er nach ihren Begriffen Menschenhandel betrieb?«
    »Menschenhandel?«
    »Ja! Meine Güte, Sie kennen doch diese Tour: Man preßt einen Süchtigen so lange aus, bis er den letzten Rest seiner Habe für das Gift ausgegeben hat. Danach stellt man ihn vor die Wahl, entweder seine hübsche junge Tochter zu verkaufen oder nie mehr Opium zu bekommen. Glauben Sie, daß ein Süchtiger da überhaupt noch eine Wahl hat, wenn die Gier nach dem Gift in ihm tobt? Die Gerichte werden in diesen Vorgängen Menschenhandel, Freiheitsberaubung, Erpressung und was weiß ich noch erblicken. Zehn Jahre Zuchthaus ist das allerwenigste, womit Fen Sa Chu rechnen muß.«
    »Aber die Eltern können doch mit ihren Töchtern machen, was sie wollen? Wofür sind es sonst ihre Töchter?«
    »In Amerika denkt man darüber ein bißchen anders als in China«, versetzte Li Yu Tang kühl. »Außerdem schlagen Sie sich nur gleich den Gedanken aus dem Kopf, daß man vielleicht das Gericht oder die den Fall bearbeitenden Polizeibeamten bestechen könnte. Hin und wieder findet man zwar auch einmal einen bestechlichen Weißen, aber bestimmt nicht so häufig wie unter unseren Rassegenossen. Und die Beamten des FBI, die für alle Rauschgiftvergehen zuständig sind, die können Sie mit allem Geld der Erde nicht kaufen. Es ist ihr ganzer Stolz, daß sie absolut unbestechlich sind…«
    Der Alte zuckte hilflos die Achseln:
    »Aber — was sollen wir denn tun? Wie kann ich mich dagegen schützen, daß man auch noch auf mich verfällt?«
    »Das müssen wir uns eben überlegen«, meinte Li Yu Tang langsam. »Ich möchte es als ziemlich sicher annehmen, daß die Polizei darauf kommen wird, woher Fen Sa Chu das Opium bekam…«
    Der Alte brach in lautes Wehklagen aus. Erst nach einer ganzen Weile hatte er sich einigermaßen gefaßt und drückte auf einen Klingelknopf. Kurz darauf erschien die Sekretärin mit einem Schwall von Worten, worin sie Li Yu Tangs unangemeldetes Eindringen entschuldigen wollte, aber der Alte schrie sie an, sie sollte den Mund halten. Er möchte diktieren.
    Gehorsam und eingeschüchtert griff sie nach Stenogrammblock und Bleistift.
    »Geben Sie es sofort als Blitztelegramm auf«, sagte Chin Tse. »An Chiffre 2 W 17 XC

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