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0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

Titel: 0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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die Seite; eine Reihe von Spielautomaten, aufgestellt, um den Besuchern das wenige Geld aus den Taschen zu locken, das die Croupiers vielleicht übersehen hatten, bot Deckung. Ich fischte ein paar Franc-Stücke aus der Tasche und spielte mit gesenktem Kopf. Ich war kaum drei oder vier Münzen losgeworden, als Evelyn Draw aus der Telefonzelle trat. Sie verließ das Foyer. Ich ging ihr nach. Auf halbem Wege rasselte es. Der Automat spuckte Franc-Münzen aus. Ich hatte gewonnen. Ich zischte zurück, kehrte das Geld in die hohle Hand und sauste hinter der Dame her.
    Ich sah, dass sie die Treppe bereits ganz hinuntergegangen war und eben durch den Ausgang schritt. Ich folgte, hielt mich aber seitlich, nahm eine der Palmen im Treppenaufgang als Deckung und konnte von hier aus durch die Glasscheiben der großen Türen die Straße beobachten.
    Evelyn stand auf der Straße. Bei ihr war der Portier des Kasinos, die Mütze in der Hand. Er sagte etwas, aber die Frau schüttelte verneinend den Kopf.
    Ich musste länger als zehn Minuten hinter meiner Palme warten, bevor 22 etwas Neues geschah. Eine Menge Leute kamen während dieser Zeit an mir vorbei, und mancher verwunderte und auch missbilligende Blick traf mich.
    Dann fuhr ein Wagen, irgendeine schnittige Sportkarre deutscher Herkunft, vor dem Kasino vor. Der Portier schoss herbei, aber Evelyn war noch vor ihm am Wagen. Ihre Gestalt verdeckte mir die Sicht auf den Fahrer. Sie sagte ein paar Worte, die sie mit einer Geste unterstrich. Die Tür des Wagens wurde geöffnet, und die Frau stieg ein. Nur in diesem Augenblick sah ich das Gesicht des Mannes hinter dem Steuer, aber ich konnte kaum mehr erkennen, als dass er sehr braun war, und das waren hier die meisten Leute. Der Wagen schoss davon.
    Die Räder kreischten, als er in die Kurve ging. Im nächsten Augenblick war er unter den Palmen der Kasino-Allee verschwunden.
    Sehr nachdenklich ging ich in den Spielsaal zurück. Mary Angers und Phil kamen mir an der Tür entgegen.
    »Hallo, wir suchen Sie«, rief das Mädchen. »Ich habe fast siebentausend Francs gewonnen. Es langt zu einer Sektflasche. Ich lade Sie ein.«
    »Ich habe fünfundzwanzig Dollar verloren«, meldete Phil griesgrämig. »Diese Halsabschneider!«
    »Wo trinken wir den Sekt?«
    »Hier in der Bar.« Miss Angers klatschte in die Hände. »Vom Kasino habe ich es gewonnen, sie sollen es auch zurückerhalten.«
    In der Bar des Spielkasinos erholten sich die Leute vom Spiel, feierten ihren Gewinn oder ertränkten ihren Ärger über den Verlust. Der Sekt kam. Wir stießen miteinander an, aber eine rechte Stimmung kam nicht auf. Es lag an uns. Phil dachte an seinen Verlust, und ich dachte an manches andere. Schließlich raffte ich mich auf und wollte mit dem Mädchen über seinen Job und das Pere Lamese sprechen.
    »Haben Sie kein anderes Thema?«, fragte sie und krauste die Nase.
    »Entschuldigen Sie, aber ich finde, es ist kein Job für ein Mädchen wie Sie.«
    »Warum? Bis auf die Szene heute Abend waren alle sehr nett zu mir.«
    »Immerhin ist es eine reichlich dunkle Hafengegend.«
    »Ach, das sieht nur für den Fremden so aus. Die Touristen halten jeden Fischer für einen Seeräuber. In Wahrheit sind alle Leute, die im Pere Lamese verkehren, ganz harmlos. Es gibt ein paar Nichtstuer darunter, aber es gibt viele Nichtstuer im Süden, die keiner Fliege etwas zuleide tun.«
    »Ich weiß nicht, ob mein Freund und ich irgendeine Ähnlichkeit mit Fliegen haben, aber jedenfalls hat man, als wir auf dem Wege zu Ihnen waren, durchaus versucht, uns etwas zuleide zu tun. Fünf Nichtstuer fühlten einen heftigen Betätigungsdrang, als sie unser angesichtig wurden.«
    Sie fuhr hoch. »Sie sind überfallen worden?«
    »Nur eine kleine Belästigung«, sagte Phil. »Nicht annähernd so bösartig wie diese Croupiers. Auch nicht so teuer.«
    Miss Angers schüttelte den Kopf.
    »Ich habe noch nie gehört, dass so etwas vorgekommen ist.«
    »Reden wir nicht mehr darüber«, schlug ich vor. »Aber haben Sie keine Ahnung, wer der wirkliche Inhaber ist? Es interessiert mich außerordentlich. Vielleicht können Sie es erfahren und erzählen es mir, wenn wir uns bei nächster Gelegenheit treffen.«
    Der Sekt ging zur Neige. Mary Angers bestand darauf, ihn selbst zu zahlen. Von den siebentausend gewonnenen Franc blieb nicht viel über.
    »Wohin jetzt?«, fragte sie.
    »Nach Nizza in den Cacadu«, schlug ich vor. »Das soll ein Lokal mit Pfiff sein.« Ich beobachtete bei diesen Worten ihr

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