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0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

Titel: 0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Gesicht, aber sie blieb ganz ahnungslos. Offenbar wusste sie nicht, dass das
    Cacadu und das Pere Lamese der gleichen Gesellschaft gehörten.
    Wir enterten unseren braven alten Citroën, verließen Monte Carlo und fuhren über die Moyenne Corniche nach Nizza zurück.
    Habe ich den Citroën vorhin brav genannt? Es war ein Irrtum. Das stellte sich ziemlich genau auf der halben Strecke zwischen beiden Städten heraus. Er verlor das linke Vorderrad.
    Ich fuhr zwar nicht schnell, aber auch nicht ungewöhnlich langsam, sondern so um die vierzig Meilen herum; und mir platzte nicht ein Reifen, sondern das ganze Rad machte sich selbstständig. Die Corniche fällt auf der linken Seite mehr oder weniger unmittelbar zum Meer ab, so in der Größenordnung von dreihundert oder vierhundert Yards, und auf der rechten Seite steht lückenlos die Felswand. Es ist eine ideale Straße für einen filmreifen Autounfall. Der Schlag des Absackens des Wagens riss mir das Steuer aus der Hand. Der Citroën schoss auf den Abgrund zu. Vierzig Meilen sind eine horrende Geschwindigkeit, wenn man sie in Richtung auf einen Felssturz zurast.
    Ich packte mit beiden Fäusten ins Steuer und riss es nach rechts. Es ging so schwer, als hielte ein Riese die Räder fest. Wir wären verloren gewesen, wenn ich gebremst hätte. Die blockierten Räder hätten sich noch schlechter drehen lassen. Aber genau das tat ich nicht, sondern ich gab Gas. Ein Citroën hat Vorderradantrieb, und so zog der Motor den Wagen vom Straßenrand weg, als ich das Steuer endlich herumreißen konnte. Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube, ein wenig hat der Wagen mit dem Heck schon in der freien Luft gehangen.
    Die linke Radtrommel kreischte auf dem Asphalt und schlug Funken.
    Natürlich hatte ich zu heftig am Steuer gedreht, und nun wollte der Wagen sich absolut mit aller Gewalt die Schnauze an den Felsen einrennen, aber nach links gab das Steuer viel leichter nach, und wir kamen frei.
    Ich versuchte alles, um das Auto in der Geraden zu halten. Es langte nur zu einer wilden Schlangenlinie. Ich nahm den Fuß vom Gas und tippte ein wenig auf die Bremse. Das hätte ich besser nicht getan. Noch einmal versuchte der Citroën, Selbstmord zu begehen, aber inzwischen hatte er soviel an Geschwindigkeit verloren, dass ich es riskieren konnte, mit aller Wucht in die Bremse zu steigen. Das geblockte, reifenlose Rad wirkte wie der Mittelpunkt eines Karussells, und der ganze restliche Citroën schwang um diesen Mittelpunkt herum, aber er hatte nicht mehr genug Fahrt, um über den nächsten Prallstein hinwegzukommen. Er stand, den Kühler wieder in Richtung auf Monte Carlo.
    »Auch das noch«, sagte Phil neben mir.
    Wie schnell alles gegangen war, sehen Sie daran, dass in diesem Augenblick das Klatschen eines Gegenstandes auf Wasser zu uns heraufdrang. Unser ungetreues Rad fiel vierhundert Yards tiefer ins Meer.
    »Kannst du aussteigen?«, fragte ich.
    Er warf einen Blick durch das offene Fenster.
    »Ich bin ja zum Glück schwindelfrei«, erklärte er seufzend, öffnete die Tür und balancierte nach draußen um den Wagen herum.
    Ich wandte mich Miss Angers zu. Sie saß im Fond und war blass.
    »Alles in Ordnung«, beruhigte ich. »Haben Sie sich sehr erschreckt?«
    »Kaum«, stammelte sie. »Ich… ich habe gar nicht begriffen, was geschah.«
    Ich stieg ebenfalls aus. Phil stand neben der reifenlosen Radtrommel und musterte sie sehr interessiert im bescheidenen Licht der Feuerzeugflamme. »Sehr interessant«, murmelte er.
    Ich beugte mich nieder. Citroën-Räder werden mit fünf Schrauben befestigt. Alle fünf Schraubenmuttern fehlten, aber nur an zweien waren die Stifte gebrochen, während die drei anderen intakt waren.
    »Das sieht aus, als seien drei Schrauben entfernt worden«, sagte ich so leise, dass das Mädchen mich nicht verstehen konnte. »Die beiden anderen haben das Rad nicht halten können, sind weggebrochen, und der Wagen wurde zum Invaliden.«
    »Hübscher kleiner Mordversuch, wie?«, knurrte Phil.
    »Wahrscheinlich, aber schwer zu beweisen. Es muss gemacht worden sein, während der Wagen auf dem Parkplatz in Monte Carlo stand. Hätten sie es schon in Antibes gemacht, wären wir nie bis hier gekommen.«
    »Und sie haben das linke Rad ausgesucht. Sie haben daran gedacht, dass der Absturz bei der Rückfahrt links liegt.«
    Von Monte Carlo heraus blinkten die Lichter eines Scheinwerfers.
    »Stopp den Wagen!«, bat ich Phil, und Miss Angers rief ich zu: »Steigen Sie aus! Wir brauchen

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