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0114 - Verschollen in der Jenseitswelt

0114 - Verschollen in der Jenseitswelt

Titel: 0114 - Verschollen in der Jenseitswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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langsamer durch versteinernde Adern floß. Rann. Sickerte. Zähflüssig dahinkroch.
    Nein! schrie es in seinen Gedanken und versuchte, das schrille Pfeifen zu durchdringen, das dem Ultraschallbereich entgegenraste. Er entsann sich der alten Legenden über die Gorgonen, bei deren Anblick die Menschen versteinerten. Nicole, dachte er, sieh nicht hin, Mädchen, sieh nicht hin…
    Mit verzweifelten Anstrengungen versuchte er, sich zu bewegen. Doch es ging nicht mehr. Er glaubte, in einem eng angegossenen Betonpanzer zu stecken, war nicht mehr in der Lage, sich zu rühren.
    War das das Ende?
    Kam so sein Tod, unrühmlich und einsam? Er wollte es nicht wahrhaben, sträubte sich gegen die Erkenntnis.
    Und doch war es so.
    Bill Fleming versteinerte.
    ***
    Instinktiv hatte Nicole die Augen geschlossen, als die Wände des Hauses, mit der Flamme in Berührung gekommen, grell aufflammten. Lars Bengtsen entging der Blendung dadurch, daß er rein zufällig in die andere Richtung gesehen hatte.
    Bill taumelte zurück, fuhr sich über die Augen. Nicole sah das Haus schmelzen, rief es ihm zu. Es floß förmlich auseinander, strahlte dabei immer weniger hell und gab die beiden Wesen frei, die darin gehaust hatten.
    Nicole sah, wie Lars dem Historiker das Feuerzeug entwand. Mit einem wilden Kampfschrei sprang der Schwede durch die schmelzende Wand auf die beiden Dämonen zu, das Feuerzeug in der Hand. War er wahnsinnig geworden?
    Die beiden Dämonen reagierten sofort. Einer packte zu, berührte Bengtsen. Dessen Hand flog herum, die Flamme erfaßte den Dämon, der grell und schrei end losließ. Im nächsten Moment fuhr Bengtsen herum, erwischte den zweiten mit dem Feuerzeug.
    Hatte es nicht immer geheißen, Dämonen fürchteten das Feuer? Diese beiden machten die Ausnahme, wurden nicht von der Flamme angegriffen. Dafür aber ihr schattenhaftes Aussehen, das schwand und ihr wahres Aussehen preisgab.
    Nicoles Augen weiteten sich.
    Triumph lag auf Lars Bengtsens Gesicht, der jetzt wieder zuschlagen wollte. Zu spät sah er die Bewegung. Einer der beiden Dämonen hatte eine spiralartig gewundene Waffe in der Hand. Ein silbriger Energiefinger zuckte daraus hervor, spannte eine tödliche Brücke zu Bengtsen und fraß sich in seinen Körper. Bengtsens Mund klaffte auf zu einem überraschten Todesschrei, der jedoch nie mehr ertönte. Lautlos sank der Schwede in sich zusammen.
    »Lars…«, hörte Nicole Bill stöhnen. Im gleichen Moment hüllte sie etwas Rötliches ein, in dem sie das Phänomen wiedererkannte, das sie bemerkt zu haben glaubte, als sie sich beobachtet fühlte.
    »Nicht«, stöhnte sie fast lautlos. »Laßt mich…«
    Das rote Glühen schwand. Im gleichen Moment aber griff das Entsetzen nach ihr.
    Sie war blind geworden! Sah nicht mehr, was um sie herum vorging, hörte nur noch das Prasseln der Flammen, in denen das Flachgebäude verging, und das schrille, durch Mark und Bein gehende Pfeifen der sichtbar gewordenen Dämonen.
    Nackte Angst griff nach ihrem Herzen, schien es zusammenzupressen. In einer Vision sah sie sich hilflos umherirren, sah den grauenhaften Arm mit der Spiralwaffe herumschwenken, den silbernen Strahl auslösen, der sie tötete…
    Sie schrie gellend auf. Ihre Hand umklammerte das Amulett, das Lars fallen gelassen hatte und welches sie auffing. Es vibrierte, sandte beruhigende Ströme aus.
    Nicole erstarrte. Sie hörte das leise Zischen, das den silbernen Strahl begleitete. Gleichzeitig glaubte sie, im Zentrum eines hochgespannten elektrischen Feldes zu stehen. Kalte Energie umfloß sie, tastete sie ab. Und ohne daß sie sehen konnte, wußte sie auf unbegreifliche Weise, daß ein silberner Strahl sie zum Ziel hatte, aber nicht ganz zu erreichen vermochte. Fester wurde ihr Griff um das Amulett. Bewußt erkannte sie jetzt die beruhigenden Impulse, die von ihm ausgingen und durch ihren Körper flossen. Sie gab sich den Impulsen hin, nahm sie begierig in sich auf, wurde ruhiger, entspannt. Sie wußte jetzt, daß sie gegen den Todesstrahl der Dämonen gefeit war, daß jener silberne Blitz ihr nichts mehr anhaben konnte.
    Langsam wandte sie sich um. Ihre Finger glitten über ihr feingeschnittenes Gesicht nach oben, zu den erblindeten Augen, tasteten. Sie besaß keine Augen mehr! Leer waren die Höhlen, in die die Finger tastend, fühlend griffen!
    Doch es konnte sie nicht schocken. Das Amulett beruhigte sie, wirkte immer wieder auf ihre Psyche ein. Und obgleich sie keine Augen mehr besaß, sah sie jetzt - sah auf eine

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