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0114 - Verschollen in der Jenseitswelt

0114 - Verschollen in der Jenseitswelt

Titel: 0114 - Verschollen in der Jenseitswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mir das Leben gerettet hat, dachte sie. Aber gleichzeitig mußte sie sich eingestehen, daß der Schein gegen sie sprach. An Lars Bengtsens Stelle hätte sie wohl ähnlich reagiert, reagieren müssen. Sie entsann sich jener längst vergangenen Zeit, in der sie selbst eine ähnliche Haltung gezeigt hatte, wenn die Rede auf Gespenster, Dämonen und Spukerscheinungen kam. Jene Zeit, die so lange her zu sein schien und die doch nur wenige Jahre zurücklag. Wenn sie daran zurückdachte, kam es ihr immer wie ganze Jahrzehnte vor. Vielleicht lag es daran, daß es einfach zuviel war, was manchmal auf sie einstürmte. Sie erlebten im Zeitraum eines Monats manchmal mehr als andere Leute in ihrem ganzen Leben. Und es gab kaum einmal eine Pause. Stets warteten neue Bedrohungen, neue »Fälle« auf ihr Eingreifen. Sie fragte sich zuweilen, wann das alles einmal ein Ende finden würde. Manchmal, in Momenten übersteigerter psychischer und physischer Anstrengung, wünschte sie sich das ruhige Leben einer ganz stinknormalen Sekretärin in irgendeiner Firma oder an einer Hochschule, die tagsüber ihre Bürostunden absaß, abends nach Hause fuhr, den Haushalt besorgte und dann in irgendeiner Diskothek verschwand. Doch wenn sie sich das sogenannte ruhige Leben genau durchdachte, wußte sie nur zu genau, daß sie es nicht aushalten würde. Sie war - genau wie Zamorra - nicht der Typ, der es lange zu Hause oder im normalen Alltagstrott aushielt. Sie war eine Abenteurerin, brauchte Risiko, Nervenkitzel und Gefahr wie das tägliche Brot und den Wein.
    Wieder fühlte sie sich beobachtet. Blitzschnell fuhr sie herum, ihre Augen verengten sich zu schmalen Spalten, versuchten, die Dunkelheit zu durchdringen. Doch abermals vermochte sie nichts zu erkennen.
    »Was ist, Nicole…?« fragte Bill Fleming.
    Das Mädchen stieß den scharf eingesogenen Atem aus. Wie eine weiße Fahne schwebte er sekundenlang vor ihrem Gesicht, löste sich dann in der Kälte auf. »Nichts«, log sie. Bill schien es zu spüren. Er machte einen Schritt auf sie zu. »Vielleicht bin ich etwas nervös«, setzte sie hinzu.
    »Das sind wir alle«, sagte Bill.
    In diesem Augenblick kehrte das Amulett aus dem Gebäude zurück.
    ***
    Fassungslos starrte Lars Bengtsen auf die flache Scheibe, die durch die Luft schwebte. Fast reflexartig hob er die Hand und fing das fliegende Objekt auf.
    »Ich träume«, behauptete er.
    Nicole sah ihn, sah das Amulett und nahm es ihm aus der Hand. »Du träumst nicht, ungläubiger Thomas«, verriet sie und sah das Amulett an.
    Im Drudenfuß flimmerte ein Bild, eine Szene. Offensichtlich hatte das Amulett dieses Bild im Innern des Flachbaus aufgenommen und gab es jetzt wieder. Noch während das Mädchen hinsah, wurde das Bild schwächer, unschärfer. Es zeigte das Innere eines Raumes, der völlig dem glich, in dem sie sich befunden hatten. Vier Menschen schliefen darin auf ihren harten Lagern den Schlaf der Erschöpfung. Von einem Dämon war nichts zu sehen.
    Im selben Moment glaubte Nicole, den unsichtbaren Beobachter direkt schräg hinter sich stehen zu sehen. Sie war sicher, ihn berühren zu können, wenn sie jetzt die Hand ausstreckte. Und doch tat sie es nicht. Irgend etwas lähmte ihre Bewegungen, bannte sie an ihren Platz. Kaum wahrnehmbar reflektierte das Amulett sekundenlang einen rötlichen Schimmer.
    Nicole erschauerte. Was war das?
    Dann verblaßte alles endgültig, der Schimmer und das Bild. Die Sekretärin sah auf.
    »Wir haben jetzt eine Möglichkeit, das Innere der Gebäude zu erforschen, ohne einzudringen oder sie vermittels des Flemingschen Feuerzeuges zu zerstören«, sagte sie. »Durch das Amulett. Es arbeitet wie ein Bildschirm.«
    »Okay, dann weiter. Oder sind die Dämonen hier drin?« fragte Lars.
    Nicole verneinte. Während sie sich in Bewegung setzten, um das nächste Gebäude anzustreben, fragte sie sich, wieso das Amulett in ihrer Hand ihr fast so gehorchte wie dem Meister des Übersinnlichen. Besaß sie etwa auch parapsychologische Fähigkeiten? Sie glaubte es nicht. Alle Tests, die sie bisher mit sich angestellt hatte, waren negativ verlaufen. Oder war es die magiegeschwängerte Atmosphäre dieser Dämonenwelt, die das Amulett zu eigenen Aktivitäten veranlaßte?
    Sie wußte es nicht. Das entsprechende Basiswissen fehlte ihr.
    Auch diesmal bemerkte niemand den rötlichen Schimmer, der sich beharrlich hinter ihnen hielt…
    ***
    Gefahr!
    Der Alarmimpuls riß zwei Dämonen aus ihrem Dahindämmem. Zwei, die eigentlich

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