Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0114 - Verschollen in der Jenseitswelt

0114 - Verschollen in der Jenseitswelt

Titel: 0114 - Verschollen in der Jenseitswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
ihr unbegreifliche, faszinierende Weise direkt mit ihrem Geist.
    Sie sah die beiden in den magischen Flammen tanzenden Dämonen, aber sie sah sie wieder als konturenhafte schwarze Schatten - weil sie sie als Schatten sehen wollte! Denn irgendwie wußte sie, ohne daß es ihr jemand sagte, ohne daß sie irgendwelche Erfahrungswerte besaß, daß der Anblick der wahren Gestalt dieser Scheusale ausreichte, sie zu töten. Jener kurze Augenblick, bevor ihr Augenlicht schwand, hatte nicht ausgereicht, die wahre Gestalt zu erfassen, sie hatte nur bemerkt, daß die Dämonen voll sichtbar geworden waren, mehr nicht.
    Nicole hatte Einfluß auf ihr seltsames Sehen gewonnen, sah die Dinge so, wie sie sie sehen wollte, wie es für sie am besten war. Und mit langsamen, genau abgezirkelten Schritten begann sie, auf die beiden Dämonen zuzugehen, unaufhaltsam.
    Die beiden Wesen erstarrten. Sie begriffen, daß ihre Waffe nichts auszurichten vermochte. So versuchten sie, ihre übersinnlichen Kräfte einzusetzen.
    Nicole hob die Hand.
    »Haltet ein!«
    Sie wunderte sich über sich selbst. Wie kam sie dazu, so zu sprechen, in einer Sprache, die nie die ihre war? Woher kannte sie sie?
    Irgend etwas regte sich in ihrem Geist, etwas Unbekanntes, Fremdes. Es war fast wieder so wie vor Minuten, als sie sich beobachtet fühlte. Doch… das Fremde war nicht bösartig, das glaubte sie zu erkennen.
    Die Dämonen schauten sie an. Sie wagten nicht mehr, ihre Fähigkeiten einzusetzen. Irgend etwas zwang sie dazu, reglos zu verharren und auf Nicole zu warten, die langsam auf sie zuschritt.
    War sie überhaupt noch Nicole Duval?
    Jetzt hatte sie die Dämonen erreicht, blieb vor ihnen stehen.
    Beide Hände hob sie, und in der rechten glitzerte das Amulett.
    »Ihr habt Böses getan. Ihr habt Kreaturen versklavt und getötet, deren Recht auf Freiheit und Leben unverletzlich ist. Ihr habt gegen das Gesetz verstoßen, das Gesetz der allmächtigen Natur. So tragt ihr auch die Folgen.«
    Es waren nicht ihre eigenen Worte. Das Fremde in ihr sprach mit ihrem Mund. Die beiden Dämonen krümmten sich wie unter körperlichen Schmerzen. Der Hand dessen, der geschossen hatte, entfiel die Spiralwaffe. Dumpf schlug sie auf dem Boden auf.
    »Ihr seid böse«, sprach das Fremde in Nicole weiter. Die Stimme klang eindringlich und unwiderstehlich. »Ihr greift nach der Macht, wollt euch alles Leben untertan machen. Ihr achtet das Leben nicht, ihr beutet es aus. Was euch nicht nützt, werft ihr weg. So ist auch euer Leben nutzlos. Leben um Leben, heißt es, und wenn eure Gesinnung auf Tod und Vernichtung ausgerichtet ist, so empfangt ihr auch Tod und Vernichtung.«
    Sie berührte beide mit der linken Hand, ehe die Dämonen noch etwas entgegnen konnten. Von einer Sekunde zur anderen verblaßten sie, wurden transparent und lösten sich auf. Nur schwarze Körperschatten auf dem steinigen Boden blieben zurück.
    Die Schwarzen waren tot.
    Und im gleichen Moment geschah auch etwas mit Nicole.
    Das Fremde, das sie besessen hatte, entschwand jäh aus ihr…
    ***
    Für einen Sekundenbruchteil sah sie noch das rötliche Schimmern verglühen, dann war wieder Finsternis rundumher. Das Fremde in ihr war verschwunden.
    Sie legte den Kopf in den Nacken. Deutlich sah sie die drei Sterne am Nachthimmel. Sie versuchte, sie in einer anderen Farbe zu sehen. Doch es gelang ihr nicht mehr.
    Abermals tastete sie nach ihren Augen, sah die schlanken Finger direkt vor sich, und instinktiv schlossen sich ihre Lider. Doch darunter war keine gähnende Leere mehr, befanden sich wieder ihre Augäpfel und waren voll funktionsfähig.
    Sie sah sich um. Nichts regte sich in ihrer Umgebung. Die Dämonen waren vernichtet, Lars Bengtsen war tot, einfach ausgelöscht worden - wo war Bill?
    »Bill?« rief sie leise.
    Der Historiker antwortete nicht.
    Eine Gänsehaut breitete sich über ihrem Körper aus. »Bill?«
    Immer noch nichts.
    Da sah sie ihn stehen, in unnatürlicher, vorgebeugter Haltung, als wollte er etwas ergreifen oder abwehren.
    Sie ging auf ihn zu, lief, stolperte fast. »Bill!«
    Da erstarrte sie. Ihre Augen weiteten sich. »Nein…«, flüsterte sie. »Nein, das kann nicht wahr sein, lieber Gott, das kann nicht…«
    Ihre schlanke Hand strich über Stein!
    Bill Fleming war zu einer Statue geworden!
    Nicole trat zurück, das Amulett entglitt ihrer rechten Hand, schlug mit hellem Klang auf den harten Boden. Das Mädchen sank in sich zusammen. Tränen rollten über ihre Wangen, und grenzenlose

Weitere Kostenlose Bücher