0116 - König der Vampire
mattschwarz im Licht der roten Sonne schimmerte, war Metall.
»Elitesoldaten Camorans«, murmelte Carmor. »Offenbar haben sie gesehen oder gehört, was hier geschah.«
Zamorra musterte die fünfzehn Soldaten. Ihre Bewegungen waren knapp und beherrscht, sie rührten keinen Finger zu viel. Einige nahmen rundum Aufstellung, wohl um zu verhindern, daß sich jemand vom Schauplatz entfernte. Alles spielte sich in rasender Schnelligkeit ab. Kein Wort fiel. Die Soldaten waren hervorragend geschult und führten dieses Manöver bestimmt nicht zum erstenmal aus. In ihren Händen lagen keine Schwerter, sondern Waffen, die wie Pistolen wirkten, an deren Kanten längliche Flügel angebracht waren. Der Lauf endete in einer Trichtermündung und war von einer Spirale umgeben. In den Tiefen des Trichters glomm es bläulich.
Einer der Metallenen, offenbar der Anführer, trat auf Carmor zu, den er offensichtlich kannte.
»Du, Mächtiger Carmor?« fragte er erstaunt, deutete dann auf die toten Ledernen. »Was geschah? Berichte!«
Carmors Hand lag auf dem Schwertgriff. »Bevor du es wagst, mir Fragen zu stellen, erweise mir die Ehre, die mir gebührt!« herrschte er den Offizier an. »Und seit wann ist es dir gestattet, mich zu duzen? Ich werde mich mit dem Unsterblichen Camoran darüber unterhalten müssen!«
Das Gesicht des Soldaten wurde um eine Nuance blasser. Er schluckte. Zamorra sah die dumpfe Furcht, die in seinen Augen aufkam. Oñ nbar trug Carmor seinen Namen nicht zu Unrecht. Er mußte über Macht verfügen und bei Hofe gut bekannt sein.
Der Offizier streckte eine Hand zur Seite aus. Sofort verschwanden die geflügelten Spiralpistolen in an den Hüften hängenden Lederschlaufen. Dann verneigte der Offizier sich tief.
»Verzeiht, Mächtiger Carmor, daß ich Euch nicht mit der Euch gebührenden Hochachtung gegenübertrat. Doch es geschah in der Aufregung. Wir hörten das Klirren von Waffen und das Sterben von Männern und kamen, einzugreifen.«
Carmor sah ihn kalt an.
»Ich kenne dich, Schakal«, sagte er. »Du heuchelst und hoffst, daß ich keine Maßnahmen gegen dich ergreife. Dann aber gehst du zum Herrscher und bezichtigst mich der Nötigung. Deshalb werde ich auch trotz deiner gestammelten Entschuldigung über dich Beschwerde halten. Ein Offizier der Garde kennt keine Aufregung.«
Er unterbrach sich und deutete in einer weitausholenden Geste auf die drei Toten. »Sklavenjäger. Sie überfielen jenen Mann und seine Gefährtin. Wir kamen zu Hilfe und schlugen sie zurück, konnten die Frau jedoch nicht vor ihrem bösen Schicksal bewahren. Seit wann ist es Sitte, daß freie Bürger von den Sklaven jägem ergriffen werden?«
Der Offizier schluckte abermals. Sein Blick war unstet geworden. Er hatte Angst, man sah es ihm deutlich an. Und in diese Angst mischte sich in zunehmendem Maße Haß.
Eine prächtige Welt! dachte Zamorra sarkastisch.
»Es ist nicht möglich!« wandte der Gerüstete ein. »Freie Bürger werden nie von den Sklavenjägem…«
»Hund, schimpfst du mich Lügner?« fuhr Carmor ihn an. »Willst du bestreiten, was ich mit eigenen Augen sah? Noch heute rede ich mit dem Unsterblichen Camoran. Jetzt schafft diese stinkenden Kadaver fort und kommt mir nicht mehr unter die Augen!«
Er wandte sich um und schritt davon, seinem Haus entgegen. Vrid, Fleming und Zamorra folgten ihm. Aber nur der Professor sah die ruckartige Bewegung, mit der die Hand des Offiziers auf die Pistole herabfiel. Schon wollte er das Schwert zücken, um einen jener verheerenden Blitze auszuschleudem, da löste sich die verkrampfte Hand wieder vom Kolben der Waffe. Die Schultern des Gepanzerten sanken herab, pfeifend stieß er den Atem aus. Seine schwarzen Augen verengten sich, als er den vier Männern nachsah.
Dann hob er die Hand. Diese Bewegung reichte. Die Soldaten wußten sofort, was zu tun war, ergriffen die Toten und zerrten sie auf die Teppiche. Sekunden später bereits verschwanden sie im undurchschaubaren Straßengewirr der Stadt…
***
Camoran war es nicht aufgefallen, plötzlich einen neuen Anführer der Sklavenjäger zu haben, obgleich dieser über ein äußerst auffälliges Äußeres verfügte. Auch die kleine Gruppe ausgesucht brutaler Männer, die unter normalen Umständen vielleicht sogar von der Diebesgilde und der Mörderzunft ausgestoßen worden wären, hielt es für vollkommen normal. Der Dämon hatte ihre Erinnerungen nachhaltig verändert und in seinem Sinne neugestaltet. Er lenkte das Spiel nach seinem
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