0117 - Die gestohlene Raumflotte
Jakobowski erkannte, daß er den Akonen gewaltig unterschätzt hatte. Er mußte zuerst rein zufällig in seine Richtung gesehen und das Entstehen der Fußspur beobachtet haben. Nicht genug damit. Er konnte den Standort des Unsichtbaren genau ausmachen, denn sobald Jakobowski einen Schritt machte, würden sich die Grashalme wieder aufrichten und ihn verraten. Wenn man ihm auch nichts anhaben konnte, war sein Geheimnis doch verraten. Weitere Erkundigungen würden so gut wie unmöglich sein, wollte er nicht unweigerlich dabei ertappt werden. Er verfluchte seinen Leichtsinn. Rhodan würde sehr unzufrieden mit ihm sein, auch wenn er die Antworten auf seine Fragen erhielt. Mit einer weiteren Handbewegung schaltete er das Flugaggregat ein und stieg rasch senkrecht in die Höhe. Die Grashalme richteten sich langsam wieder auf, viel zu langsam jedenfalls für den Akonen. Jakobowski war bereits zwanzig Meter hoch, als der Posten schoß. Sein Energiestrahl traf nichts als leere Luft und erlosch sofort wieder. Damit aber wußten die Akonen nun auch, daß ihr unsichtbarer Gegner fliegen konnte, und sie würden bald herausgefunden haben, daß nur der Träger eines arkonidischen Kampfanzuges dazu fähig sein konnte.
Vorausgesetzt natürlich, die Vorfahren der Arkoniden kannten diesen Anzug. Jakobowski überflog die Sperre und landete vor dem Wohnhaus. Erst als er es betreten hatte, schaltete er alle Aggregate ab und wurde wieder sichtbar. Wiener kam aus der Funkzentrale. „Sie sind schon zurück, Chef? Gerade haben sich zwei Schiffe angemeldet. Sie treffen noch heute vor Sonnenuntergang ein. Ich habe die Akonen-Raumverwaltung bereits benachrichtigt, wie es vorgeschrieben ist. Sie erteilten die Landeerlaubnis.” Jakobowski hatte sich inzwischen des Anzuges entledigt und ihn sorgfältig zusammengefaltet wieder in der Kiste verstaut. Der Schreck über die beinahe erfolgte Entdeckung saß ihm noch in allen Gliedern. „Zwei Schiffe? Welche Ware?” „Wie üblich. Technische Ausrüstungen und landwirtschaftliche Maschinen. Die Akonen haben Rückladung angekündigt. Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf - mir kommt es fast so vor, als sei der ganze Tauschhandel nur eine Höflichkeitsgeste. Eine Art Vorwand, hier einen Stützpunkt zu unterhalten.” Jakobowski nickte. „Sie können sehr gut recht haben, Wiener. Vielleicht erfahren wir es bald. Ich habe das so im Gefühl.” Er ahnte noch nicht, wie bald sich seine Gefühle und Ahnungen bestätigen sollten.
Die ODIN war ein Schlachtkreuzer mit fünfhundert Metern Durchmesser. Er verfügte über den Hypersprung-Antrieb, konnte also, nicht mit Überlichtgeschwindigkeit auf Sicht fliegen, sondern war auf Transitionen angewiesen. Major Scott, den Kommandanten, hatte fast der Schlag getroffen, als ihm gemeldet wurde, daß der Administrator persönlich das Schiff zu besichtigen wünsche. Dann war alles sehr schnell gegangen. Fünf Mutanten und einige Offiziere des Solaren Abwehrdienstes waren zusammen mit Rhodan an Bord gekommen. Einige Kisten mit Ausrüstung folgten. Erst beim Ausflug aus dem Sonnensystem hatte Rhodan Major Scott erklärt, welche Mission vor ihnen lag.
Die Transitionen wurden errechnet, dann begann die ODIN ihre lange Reise, die in einzelnen Etappen durch den fünfdimensionalen Hyperraum führte. In vierundzwanzig Stunden würde man das Blaue System erreichen. In Rhodans Kabine hielten sie vor der Schlafpause eine letzte Besprechung ab. Auch Gucky war anwesend. Er saß in einem großen Sessel und spitzte die Ohren, obwohl er das seiner telepathischen Fähigkeiten wegen nicht nötig gehabt hätte. Neben ihm saß John Marshall, der Leiter des Mutantenkorps. Außer Wuriu Sengu, dem Späher, waren noch die beiden Teleporter Ras Tschubai und Tako Kakuta anwesend. Außerdem Leutnant Groder vom Abwehrdienst und der Spezialist für Positronik und Kybernetik, Leutnant Jenner. „Sie wissen, worum es geht”, schloß Rhodan und klopfte auf die Rocktasche. „Der Bericht unseres Vertreters Jakobowski besagt ganz eindeutig, daß die Robot - Kontrollanlagen der Schiffe nicht ausgebaut wurden. Es dürfte also nicht schwierig sein, die Kapseln zu installieren. Wir haben drei Teleporter und für jeden Teleporter jeweils einen Spezialisten als Begleiter. Sie können sich auf Ihre beiden Leute verlassen, Leutnant Jenner?” „Absolut”, bestätigte der junge, dunkelhaarige Offizier. „Wir wurden zusammen in Terrania ausgebildet und erhielten eine nachträgliche Hypnoschulung
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