0117 - Die gestohlene Raumflotte
vielleicht vermutet haben mögen.” „Es bestand keine feste Meinung darüber”, wich sie aus. Rhodan beugte sich ein wenig vor und sah ihr in die Augen. Ruhig und sicher begegnete sie dem Blick. Sie war keine leichte Gegnerin.
„Ich kam, um die Akonen über die Vorgänge aufzuklären, die in den vergangenen Monaten die Galaxis beunruhigten. Sie haben sich wenig um die Ereignisse gekümmert, ich weiß, aber immerhin blieb das Geschehen nicht ohne Einwirkung auf Akon.” Er schilderte ihr in knapper und sachlicher Form, wie Thomas Cardif seine Stelle als Administrator übernommen und so ziemlich alles durcheinander gebracht hatte. Dann schloß er: „Ich wurde befreit und stellte die alte Ordnung wieder her. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber wenn Akon Verständnis zeigt, dürfte sie als erledigt betrachtet werden.” Auris lächelte und zeigte keine Verlegenheit.
„Wir haben Ihnen für die Aufklarung zu danken, Administrator. In der Tat waren manche Vorgänge für uns unverständlich, sind es aber nun nicht mehr. Schließlich haben wir den Wirrnissen auch unsere Raumflotte zu verdanken, die Arkon lieferte. Wir sind Ihnen also zu doppeltem Dank verpflichtet.” „Oh, das macht nichts”, entgegnete Rhodan gleichmütig und verlor ein Wort mehr an die Raumflotte. Vielmehr schnitt er ein neues Thema an, das ihn viel mehr zu interessieren schien. „Unsere Handelsbeziehungen entwickeln sich zufriedenstellend, Auris von Las Toór. Können wir bei Gelegenheit nicht darüber sprechen, ob sich unser Schutzgelände vergrößern läßt? Auch gefallen mir die Absperrmaßnahmen nicht. Fürchtet ihr Spione?” Sie lächelte ungezwungen und liebenswürdig. „Über eine Vergrößerung läßt sich mit dem Regierenden Rat verhandeln, die Sperrmaßnahmen aber bleiben. Sie gelten nicht Spionen, sondern dienen vielmehr dazu, die Terraner immer wieder daran zu erinnern, daß Akon keine Kolonie, sondern ein selbständiges Sternenreich ist. Also eine rein psychologische Maßnahme, mehr nicht.” „Ah, vielen Dank”, bestätigte Rhodan mit einem spöttischen Lächeln. „Wir hätten es ohnehin nicht vergessen.” Sie sprachen noch über verschiedene Probleme, dann vereinbarten sie einen Besuch Auris' am folgenden Tag in der terranischen Handelsmission. Zum Erstaunen Rhodans erwähnte die Vertreterin Akons mit keinem Wort das geheimnisvolle Auftauchen eines Unsichtbaren. Was hätte es ihr auch genützt, ein Phantom anzuklagen, das keinerlei Beweise hinterlassen hatte außer der zweifelhaften Aussage eines Soldaten? Der Abschied war herzlich. Rhodan spürte die Sympathie seiner Gastgeberin, die verhalten aus den konventionellen Worten herausklang, ohne deutlich werden zu wollen. Ihre Augen strahlten, aber ihre Gesten blieben sparsam.
Nur mit Mühe unterdrückte Rhodan das Verlangen, ihre Hand länger als unbedingt notwendig in der seinen zu halten. Sie war trotz alle im seine Gegenspielerin, aber er mußte zugeben, niemals zuvor so ungern wie jetzt gegen einen Gegner gekämpft zu haben.
Aber die Gefahr war zu groß. Auris entschied niemals allein, hinter ihr stand der Regierende Rat von Akon, eine Gruppe entschlossener und geistig aktiver Männer, die nur das Wohl des eigenen Volkes im Auge hatten. Vor dem Palast stand der Fluggleiter, der ihn zum Terra-Hafen zurückbringen sollte.
Ehrenwachen waren angetreten. Ein Robotkommando salutierte.
Auris geleitete ihren Gast bis zur Luke. Sie reichte ihm abermals die Hand, und es war Rhodan, als sei ihr Druck besonders fest.
„Bis morgen, Perry Rhodan. Ich werde gegen die Mittagsstunde eintreffen.” „Wir werden Sie erwarten, Madam”, entgegnete Rhodan etwas steif und ging in das kleine Schiff. Er winkte noch einmal zurück, dann schloß sich die Luke. Sekunden später fiel der Palast und der Vorhof in die Dunkelheit der Nacht zurück.
Die Nacht verlief ruhig und ohne Zwischenfälle. Gucky war mit Sengu gegen Mitternacht zurückgekehrt und hatte Rhodan berichtet. Niemand hatte sie bemerkt und Verdacht geschöpft. In aller Ruhe hatten sie Stichproben gemacht und festgestellt, daß in der Tat die Robotschaltungen noch unverändert vorhanden waren - bis auf die kleinen Mikroschalter. Gegen Mittag traf, wie erwartet, Auris von Las Toór mit einem Gleiter ein. Sie wurde von zwei älteren Akonen begleitet, die auf Rhodan einen sehr guten Eindruck machten. Der Empfang gestaltete sich schlicht und einfach, dafür aber sicherlich herzlicher, als das bei derartigen Staatsempfängen
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