012 - Das Schloß des Schreckens
den jagenden Wolkenfetzen auf. Wie ein Totenschädel sah der Mond aus.
Im Operationsräum und im Labor des Professors staunte Dean Warren zwar über die hervorragende technische Ausrüstung, die auf dem allerneuesten Stand war, doch er fand nichts Verdächtiges. Der Professor besaß drei Lasergeräte, die neuesten und teuersten Modelle auf dem Elektroniksektor.
»Diese Laser hat der Professor selbst für seine Zwecke umgebaut und verbessert«, sagte Elvira Saba. »Mit einem Patent darauf könnte er viel Geld verdienen. Malveillance ist ein Mann, wie es nur einen unter zehntausend Gehirnchirurgen und -forschem gibt. — Er könnte Großes vollbringen, könnte reich, berühmt, geschätzt und geachteter sein, mehr noch als früher. — Doch sein Schicksal wurde bereits in frühester Jugend durch seine bucklige Gestalt vorherbestimmt. Malveillance verträgt keinen Widerspruch und keine Kritik. Es war furchtbar für ihn damals, als seine Existenz ruiniert und er selber zum Gespött wurde. — Seitdem hasst er die ganze Welt.«
Das Krankenzimmer und Glorya Glantons Bett waren leer. Bleich fiel das Licht des Mondes ins Zimmer.
»Hier werden wir nichts finden«, sagte Elvira Saba. »Wir müssen in die unterirdischen Gewölbe.«
Elvira Saba kannte den versteckten Zugang. Auf einen Knopfdruck hin bewegte sich der große Schrank im Laboratorium des Professors. Über einen schmalen stählernen Steg ging es hinab. Dean Warren hatte Elvira Saba aufgefordert, zurückzubleiben, doch sie weigerte sich.
»Wir müssen äußerst vorsichtig sein«, sagte sie. »Irgendetwas ist hier unten. Ein paarmal bemerkte ich, dass Menschen von der Burg spurlos verschwanden und nie wieder gesehen wurden. Sie müssen in diesen Gewölben geblieben sein.«
»Vielleicht hat der Professor sie bei seinen Experimenten umgebracht?«
»Nein, ich belauschte einmal ein Gespräch zwischen dem Professor und Gabriel. Es war die Rede von einem Ghul, einem Geist.«
Vor zwei Tagen noch hätte Dean Warren über solche Reden gelacht, doch was er in der Zwischenzeit gesehen und erlebt hatte, ließ ihm das Lachen vergehen.
Sie kamen in jenen ersten Raum, in dem viele Flüssigkeiten in Glaskolben brodelten und kochten. Elvira Saba sah sich um. Ein Schauder überlief sie.
»Das brodelte, als lebte es«, sagte sie.
Sie trat zu einem der Kolben, beugte sich nieder und sah auf die grünliche Flüssigkeit. Da geriet die Masse in Bewegung, wallte hoch auf. Im letzten Moment zog Elvira Saba den Kopf weg. Die Flüssigkeit platschte in den Kolben zurück. Nur ein Tropfen spritzte auf den Tisch. Zischend fraß er sich in Sekundenschnelle durch die massive Tischplatte.
Im zweiten Raum war es noch schlimmer. Die unheimlichen Tiere mit den Doppelköpfen, das Kaninchen mit dem Fuchskopf. Die konservierten Organe in den Nährflüssigkeiten.
»Makaber, gewiss«, sagte Dean Warren, »doch bis jetzt kann ich noch nichts Schreckliches oder Verbrecherisches erkennen.«
Er machte ein halbes Dutzend Blitzlichtaufnahmen.
Als das Licht im dritten Raum aufflammte, ging Elvira Saba auf den Kopf in der Maschine zu.
»Vater«, flüsterte sie, und dann stieß sie einen verzweifelten Schrei aus: »Vater!«
Dean Warren musterte den bärtigen, bleichen Kopf. Er sah aus, als schliefe er. Schläuche führten zu dem Kopf und von dem Kopf weg. Drähte und Elektroden waren an den Kopf angeschlossen. Ein ungeheuerlicher Verdacht keimte in Dean Warren auf.
Er legte den Schalter mit der Aufschrift »On«, um. Ein Summen ging durch die Maschinerie. Röhren erglühten, und Kontrollampen flammten auf.
,Was soll das?« flüsterte Elvira Saba.
Als die Maschine ihre Betriebstemperatur erreicht hatte, öffnete plötzlich der Kopf hinter den Panzerglasscheiben in der Nähr- und Konservierungsflüssigkeit die Augen. Elvira Saba stieß einen lauten Schrei aus. Dean Warren sah die Lippen des vom Körper abgetrennten Kopfes sich bewegen.
Er schaltete die Sprechanlage ein.
»Elvira, Kind«, ertönte die schwache, vom Lautsprecher modulierte Stimme. »Wie freue ich mich, dass ich dich noch einmal sehen darf.«
»Vater«, schluchzte Elvira, »Vater!«
»Weine nicht, Elvira«, sagte der Kopf Didier Sabas. »Dazu ist jetzt keine Zeit. Ihr alle seid in großer Gefahr. Malveillance hat sich mit einem Dämonen verbündet. Malveillance kann die Gehirne von Menschen so verändern, dass der Ghul sie kontrolliert und dass sie seine Eigenschaften und Kräfte annehmen. Er kann die Menschen sogar
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