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012 - Das Schloß des Schreckens

012 - Das Schloß des Schreckens

Titel: 012 - Das Schloß des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Elliot
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seinen Untergebenen, den Polizeioffizier Kemal Beyzak, in seine weiße Villa am Meer bestellt. Kemal Kara Ozman verdiente eine Menge Geld, weil er beide Augen zudrückte und seine Polizeitruppe so dirigierte, dass sie die internationalen Schmugglerringe nicht allzu sehr störte.
    Doch bei dem Mord an Ahmed Bey hörte bei ihm die Gemütlichkeit auf. Wütend ging er im prachtvoll eingerichteten Salon der Villa auf und ab. Dicke Teppiche bedeckten den Boden. Die Möbel waren Handarbeit, mit Schnitzereien verziert. Das Prunkstück aber war ein vielarmiger Kronleuchter, in dem hundert Kerzen brannten.
    »Sie haben also keine Spur und keine Erklärung für die Mordtat«, rief Kemal Kara Ozman aufgebracht. »Die Verhöre haben nichts ergeben?«
    Kemal Beyzak, der in einem eleganten hellen Anzug vor dem Polizeipräfekten stand, zuckte die Achseln.
    »Fast bin ich geneigt, der Erklärung Dean Warrens und der beiden Frauen aus dem Bordell Glauben zu schenken«, sagte er. »Dieses unheimliche Wesen, das Ahmed Bey mordete, hat keine Spur hinterlassen.«
    Der Polizeipräfekt rieb sich mit dem Handrücken das Doppelkinn. Die dunklen stechenden Augen waren zu Schlitzen zusammengekniffen. Kemal Kara Ozman trug eine hellgrüne Djeballa, die sein Bauch völlig ausfüllte, und er hatte einen Fez auf dem kahl werdenden Kopf. An jedem Finger trug er Ringe.
    »Wir brauchen einen Täter für die Öffentlichkeit. Präsentieren Sie mir einen, Beyzak, egal wie. Nehmen Sie ein paar von den Frauen aus dem Bordell. Es dürfte nicht schwer sein, sie zu einem Geständnis zu bewegen, und es wird niemand um sie trauern. — Offiziell schieben wir die Mordtat einer politischen Terrorgruppe in die Schuhe und klagen die Frauen wegen Beihilfe an. — Inoffiziell sind Sie bis auf weiteres von allen anderen Aufgaben freigestellt, Beyzak. Sie haben nur den oder die Mörder des Ahmed Bey zu finden.«
    Das Gesicht des Polizeipräfekten blieb unbewegt. Er nahm sich eine kandierte Frucht Von dem silbernen Teller, schob sie zwischen die Lippen.
    »Wenn Sie den Fall nicht lösen, Beyzak, dann sind Sie die längste Zeit Polizeioffizier gewesen. Und kommen Sie mir nicht mit übernatürlichen Wesen und Ghuls. — Es würde mir leidtun, einen so tüchtigen Mitarbeiter zu verlieren.«
    Kemal Beyzak nickte. Er wusste, wie rücksichtslos der Polizeipräfekt durchgreifen konnte. Bei der Säuberungsaktion, die damals dem Attentat auf König Hassans Privatflugzeug folgte, hatte er es erlebt.
    Einer der Diener des Polizeipräfekten kam in den Raum, verbeugte sich tief und sagte: »Ein Telefonanruf für Polizeioffizier Kemal Beyzak. Ein Mr. Warren ist am Apparat.«
    Kemal Beyzak verließ für ein paar Minuten den Salon. Als er zurückkam, war sein sonnengebräuntes Gesicht angespannt. Eine steile Falte stand auf seiner Stirn.
    »Wieder so eine verrückte Geschichte«, sagte er. »Dieser Dean Warren, der Kronzeuge im Falle Ahmed Bey, sagte, auf dem Felsenschloß des Professors Malveillance gingen unheimliche Dinge vor. Der Professor mache schreckliche Experimente und sei mit einem Ghul im Bunde. Durch eine Gehirnoperation habe er die Kreatur, die Ahmed Bey mordete, so hergerichtet, dass sie dem Willen des Ghul Folge leiste und dass die übernatürlichen Kräfte des Ghul auf sie übergingen. — Eine Frau namens Elvira Saba bestätigte Dean Warrens Angaben. Er will uns Beweise vorlegen, wenn wir das Schloss des Professors durchsuchen.«
    »Jetzt haben wir es schon mit zwei Verrückten zu tun«, antwortete der Polizeipräfekt. »Behalten Sie diesen Dean Warren genau im Auge, Beyzak. — Vielleicht würde es nichts schaden, dem Schloss des Professors Malveillance einen Besuch abzustatten. Malveillance und ich sind Feinde. Wenn es nach mir ginge, wäre er schon längst des Landes verwiesen. Doch der Mann hat politischen Einfluss und Freunde am Königshof.«
    Kemal Beyzak verabschiedete sich. Er verließ die weiße Villa im Prominentenviertel von Tanger. Als er auf der Straße in seinen Wagen stieg, sah er einige Meter entfernt einen Packard ohne Licht stehen. Doch er beachtete den Wagen nicht.
    Kemal Beyzak war in Gedanken schon bei einer Razzia im Hafenviertel, die in derselben Nacht stattfinden sollte.
    ***
    Kemal Kara Ozman, der Polizeipräfekt, ging ins Obergeschoß der Villa. Zwei seiner drei Frauen warteten in einem der Zimmer auf ihn. Suleyka rekelte sich auf den schwellenden Polstern des kreisrunden Bettes, als der Polizeipräfekt eintrat. Fatme saß vor dem Spiegel und

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