012 - Das Schloß des Schreckens
Felsgruppe.
Dann kehrte Dean Warren zu Fuß zur Maurenfestung zurück. Die Dämmerung brach schon herein. Wuchtig und düster ragten die alten Mauern über Dean Warren auf. Die bedrohliche Atmosphäre dieser alten Festung übertrug sich auf die Umgebung. Dean Warren kam sich verloren vor in der Düsternis auf diesem schroffen, kahlen Felsen. Er hatte ein ungutes Gefühl, als beobachteten ihn Augen von irgendwoher.
Dean Warren schlich sich ungesehen über den Hof. Nach Elvira Sabas Beschreibung fand er sich im östlichen Gebäudeteil schnell zurecht. Er ging in die Kammer des Mädchens. Niemand war dort.
Durch das Fenster sah Dean Warren, wie der Regisseur Hal B. Wyman und Dr. Roxley in ihren Bentley kletterten und die alte Burg verließen. Professor Malveillance sah den Rücklichtern des Wagens nach, bis sie verschwunden waren. Dann ging er in sein Laboratorium zurück.
Dean Warren streckte sich auf der Couch aus. Er hätte gerne eine Zigarette geraucht, doch er wagte es nicht. Wie leicht hatte jemand den Rauch riechen können. Dean Warren betrachtete die Blitzlichtkamera, die er sich extra besorgt hatte, um das Beweismaterial fotografieren zu können.
Im Schloss waren laut Elvira Sabas Auskunft sie selbst, Professor Malveillance, jener vierschrötige Klotz Gabriel mit seinen toten Augen, ein Dienerehepaar und ... jene unheimlichen Kreatur in den unteren Gewölben, von deren Existenz Elvira Saba nur ahnte.
Nach einer Weile kam Elvira Saba ins Zimmer.
»Es wird noch etwas dauern, bis der Professor losfährt. Sie wollen wieder nach Tanger, und Miß Glanton soll mitkommen. — Wir haben noch eine ganze Weile Zeit, Dean.«
Sie sprach den Vornamen des Mannes auf eine besondere Art aus. Sie setzte sich neben Dean Warren auf die breite Ledercouch. In der Dunkelheit saßen sie nahe beieinander. Dann verschloss Elvira Saba die Tür, ließ den Fensterladen herunter und knipste das Licht an. Ihre dunklen Augen hatten jenen Ausdruck, den Dean Warren gut genug kannte.
Elvira Saba schmiegte sich an ihn, warf sich ihm plötzlich an den Hals. Ihre Stimme war drängend, ihre Lippen heiß.
»Komm, zeig mir, dass ich nicht verrückt geworden bin in diesem Höllenschloß! Zeig mir, dass ich eine begehrenswerte junge Frau bin und ich normal empfinde!«
Wild küsste sie Dean Warren. Er spürte den Druck ihrer Brüste unter dem dünnen Kleid, und er drängte Elvira Saba nach hinten auf die Couch. Seine Hände glitten über ihren Körper. Sie stöhnte leise.
Dean Warren war kein Kostverächter. Seine Zuneigung zu Glorya Glanton hielt ihn keineswegs davon ab, hin und wieder eine Blume am Wegesrand zu pflücken, besonders unter den gegebenen Umständen. Elvira Saba zerrte ihm die Kleider vom Leib.
Nackt lagen sie nebeneinander. Elvira Saba hatte einen schlanken braungebrannten Körper. Ihre Brüste passten genau zu ihr, waren nicht zu groß und nicht zu klein, fest und von rosigen Spitzen gekrönt. Voller Leidenschaft zog Dean Warren die junge Frau an sich. Als er in sie eindrang, stieß sie einen kleinen Schrei aus.
Später, als sie ruhig und entspannt beieinander lagen, hörten sie das Geräusch eines Motors auf dem Hof der alten Festung. Dean Warren löschte das Licht. Er trat zum Fenster. Gabriel hatte den Packard in die Mitte des Hofes gefahren. Er stieg aus und wartete. Der Motor des Wagens lief, die Scheinwerfer brannten.
Die Tür zum Labor des Professors öffnete sich. Malveillances kleine, bucklige Gestalt trat ins Freie. Ihm folgte ein hochgewachsenes blondes Mädchen. Als sie in den Lichtbereich der Scheinwerfer trat, erkannte Dean Warren, wer sie war.
Es war Glorya Glanton. Sie trug eine blonde Perücke und jenen hellen Umhang, den er schon in der schrecklichen Nacht zuvor an ihr gesehen hatte. Sie setzte sich auf den Rücksitz, der Professor auf den Beifahrersitz. Dann fuhr Gabriel los. Der Diener des Professors, ein dunkelhäutiger Marokkaner, der Hassan hieß, schloss das Tor.
Dean Warren sah nur seine Umrisse in der Dunkelheit. Doch Elvira Saba hatte ihm alles Wissenswerte über die alte Burg erzählt und auch das Dienerehepaar erwähnt. Hassan verschwand im Westtrakt.
»Los«, sagte Dean Warren, »sehen wir uns das Laboratorium und den Operationsraum dieses merkwürdigen und makabren Professors Malveillance einmal genau an.«
Sie verließen Elvira Sabas Zimmer und schlichen über den Hof. Nichts regte sich. Schwer lastete die Stille auf der alten Maurenburg. Nur ab und zu tauchte der bleiche Mond zwischen
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