012 - Das Schloß des Schreckens
vorprogrammieren. Das ist ungeheuerlich. — Ihr müsst Malveillance endlich das Handwerk legen und dieses unirdische Höllengeschöpf in der Hölle hinter der Stahltür ausschalten. — Keine herkömmliche Waffe kann es töten und die von ihm kontrollierten Geschöpfe auch nicht. Doch eine Möglichkeit gibt es, dem Höllenspuk ein Ende zu bereiten. Fragt Miguel Salvador, den alten Privatgelehrten in Sevilla. Er allein kennt die Lösung. Verlasst dieses Gewölbe, verlasst es schnell. Sonst bringt der Ghul euch um und nimmt eure Lebensenergien und -kräfte in sich auf, um sein Fluch beladenes Dasein zu verlängern und seine dämonischen Kräfte zu stärken. Jeden Augenblick kann er euch wahrnehmen.«
»Was hat dieser Elende — Malveillance — mit dir gemacht, Vater?« rief Elvira Saba aus. »Hat er dich ermordet?«
»Ich wünschte, er hätte es getan. Malveillance hasste mich, denn ich wirkte mit an seinem Sturz, damals in den Staaten, als er illegale Experimente betrieb und vor nichts zurückschreckte. — Wie ersehne ich den Tod, doch Malveillance lässt mich nicht sterben. Durch sein teuflisches Experiment kann er mich immer wieder von den Toten zurückholen. — Vernichtet diese Maschine, damit ich endlich, endlich Ruhe finde. Und dann flieht — schnell!«
Dean Warren zögerte unschlüssig. Elvira Saba flössen die Tränen über das Gesicht. Da sah Dean Warren, wie sich die Augen des Kopfes in der Maschine weiteten. Er drehte sich um.
Wo vorher noch feste, glatte Wand gewesen war, stand eine Gestalt in einem weißen Umhang. Unter der Kapuze bleckte ein Totenschädel mit leeren Augenhöhlen die Zähne. Aus den weiten Ärmeln ragten Knochenhände.
Elvira Saba stieß einen Schrei aus und sank ohnmächtig zu Boden. Diesen neuen Schrecken konnte sie nicht mehr verkraften. Dean Warren stand wie gelähmt. Er ließ die Kamera fallen. Wie sollte er gegen einen Toten kämpfen, gegen ein Skelett?
Näher und näher kam der Schreckliche. Es war Dean Warren, als übten die dunklen Augenhöhlen einen magischen Sog auf ihn aus und als triebe er unaufhaltsam darauf zu.
Ein teuflisches Gelächter ertönte, das ihm die Haare zu Berg stehen ließ. Dieses Gelächter hatte er gehört, als Glorya Glantons Körper sich von der Leiche des Ahmed Bey erhob.
»Shochor-al-Ghira bin ich«, dröhnte eine unirdische Stimme, »der Fürst der Ghuls und Dämonen. — Und du, sterblicher Erdenwurm, wirst durch deinen Tod meine Kraft und Macht vermehren.«
Schon streckte er die knochigen Skeletthände nach Dean Warrens Hals aus. Eine eisige Kälte durchströmte Dean Warren. Er stand wie gebannt.
Da schrie der Kopf in der Maschine eine Zauberformel. Wieder und wieder schrie er sie, so laut er konnte. Es war eine komplizierte Wortfolge in einer Sprache, die Dean Warren noch nie gehört hatte. Wie hätte er auch Altphönizisch kennen sollen? Der grauenvolle Ghul stand wie gebannt, ohne sich zu rühren.
»Nehmen Sie Elvira, und fliehen Sie«, rief der Kopf Didier Sabas in der Maschine. »Schnell, die Formel bannt ihn nur für wenige Minuten. Bis dahin müsst ihr die Burg verlassen haben. — Lauft! Lauft! Nur Miguel Salvador kennt die Möglichkeit, ihn zu vernichten!«
Dean Warren hob das bewusstlose Mädchen auf. Er warf sie sich über die Schulter, rannte aus dem hohen, kahlen Raum. Im ersten Raum legte er Elvira Saba auf einen leeren Labortisch, nahm den Glaskolben mit der stark ätzenden Flüssigkeit und rannte zurück. Er schleuderte den Glaskolben auf.
Die Säure spritzte auf. Rauchend löste sich der Umhang des Ghuls auf. Ätzende Dampfschwaden zogen durch den Raum. Doch von den blanken, bleichen Knochen des Skeletts tropfte die Säure harmlos herab. Dean Warren erschauerte. Eine Gänsehaut überzog seinen ganzen Körper.
Er rannte wie von Furien gehetzt, packte Elvira Saba und eilte die Treppe hoch und hinaus ins Freie. Mit zitternden Händen legte er den schweren Riegelbalken des Schloßtors zurück.
Dean Warren trug das bewusstlose Mädchen zu seinem Wagen. Er legte sie auf den Rücksitz, startete den Wagen und raste mit durchdrehenden Reifen los. Keinen Augenblick zu spät. Auf dem Weg vor dem Schloss stand das schreckliche Gerippe. Der bleiche Mond beschien seine blanken Gebeine.
Die ausgestreckte Totenhand drohte Dean Warren. Mit aufheulendem Motor raste er die enge Straße hinab, ließ den Ghul und das Schreckensschloß des Professors Malveillance hinter sich.
***
Kemal Kara Ozman, der Polizeipräfekt von Tanger, hatte
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