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012 - Das Schloß des Schreckens

012 - Das Schloß des Schreckens

Titel: 012 - Das Schloß des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Elliot
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zog ihr Makeup nach.
    Das Zimmer war prächtig eingerichtet in der Art der klassischen Haremsräume. Sogar die Wasserpfeife, die Nargileh, stand auf einem geschnitzten Schränkchen in der Ecke.
    »Endlich bin ich mit den Geschäften des Tages fertig«, sagte der rundliche Polizeipräfekt.
    Er setzte sich neben Suleyka auf das Bett. Sie streckte die Arme nach ihm aus. Suleyka hatte üppige, barocke Formen, weiches, weißes gepflegtes Fleisch. Fatme war schlanker und feuriger, obwohl auch sie nicht eben dürr war. Beide Frauen hatten schwarze Haare. Sie trugen die bequeme Hauskleidung: weite Pluderhosen und enganliegende, knapp geschnittene Jäckchen, die ihre Brüste halb freigaben.
    Suleyka und Fatme setzten sich neben Kemal Kara Ozman. Sie begannen, seine Djeballa aufzuknöpfen. Er griff nach den Brüsten seiner Frauen. Kemal Kara Ozman hatte die Abendländer nie begreifen können, die sich mit einer Frau begnügten. Ihre Nächte mussten leer und öde sein.
    Suleyka streichelte den Bauch des Polizeipräfekten. Er streckte sich wohlig auf den Polstern aus. Da sah er, wie Fatme gebannt in eine Ecke des Zimmers starrte. Kemal Kara Ozman wandte den Kopf. Zunächst glaubte er einen Augenblick, seine dritte Frau sei vorzeitig von ihrer Reise nach Casablanca zurückgekommen. Doch dann fiel ihm ein, dass die Zimmertür ja verschlossen war.
    In der düsteren Ecke stand eine Frau in einem hellen Umhang. Langsam kam sie auf die drei auf dem Bett zu. Als sie in den sanften Lichtschein der Lampe über dem kreisrunden Bett trat, sah der Polizeipräfekt, dass sie blondes Haar hatte und eines der schönsten Gesichter, die er je gesehen hatte.
    Doch dieses schöne Frauenantlitz war völlig starr und unbewegt. Die Augen waren leblos. Tief in ihnen schien etwas Dunkles zu sein, schwärzer noch als die Pupille. Wie war die Frau in das verschlossene Zimmer gekommen?
    Der Polizeipräfekt dachte an die Zeugenaussagen im Mordfall Ahmed Bey. Ein eisiger Schauder überlief ihn.
    »Wer sind ... Sie? • Wie kommen Sie hierher?« fragte er.
    Die Unbekannte antwortete nicht. Sie trat vor das Bett, lautlos, ohne ein Wort, und streckte die Arme nach Kemal Kara Ozman aus.
    Er wollte ihre Arme wegschlagen. Er stieß einen leisen Schrei aus, denn ihre Haut und ihr Fleisch waren kalt wie bei einer Toten.
    Die kalten Hände schlossen sich um den Hals des Polizeipräfekten. Es war ihm, als ströme es eisig durch seine Adern und sein Gehirn. Röchelnd rang er nach Luft.
    Aufschreiend wichen Suleyka und Fatme zur Seite. Suleyka, die Mutigere, nahm einen kleinen Dolch aus dem Schränkchen neben dem Bett, trat hinter die unheimliche Unbekannte und stieß ihr die Klinge bis zum Heft in die Schulter. Ohne Widerstand ging die Dolchklinge ins Fleisch. Kein Tropfen Blut drang hervor. Suleyka spürte die Kälte der Haut an ihrer Hand.
    Die schreckliche blonde Frau wandte den Kopf und sah Suleyka aus ihren toten Augen an. Ein fauchender Laut kam über ihre Lippen. Suleyka stieß einen Schrei aus, floh zur Tür. Fatme folgte ihm.
    Während Suleyka mit zitternden Fingern den Schlüssel im Schloss drehte, sah sie über die Schulter zurück zum Bett. Die blonde Frau, die kein Messer verwunden konnte, kniete neben Kemal Kara Ozman.
    Und dann, schlimmster aller Schrecken, presste sie ihre Lippen auf den weit aufgerissenen Mund des Sterbenden. Es sah aus, als saugte sie die entschwindenden Lebenskräfte des Polizeipräfekten in sich ein.
    Suleyka öffnete die Tür. Schreiend rannten die beiden Frauen durch die Villa. Als nach einigen Minuten mehrere schwerbewaffnete Diener den Mut gefasst hatten, ins Obergeschoß zu gehen, fanden sie den Polizeipräfekten tot auf dem runden Bett im Haremszimmer.
    Er war halbnackt, sein Gesicht blauviolett verfärbt und vom Entsetzen entstellt. Die blonde Frau in dem hellen Umhang ging durch das Zimmer. Vor den entsetzten Augen der Diener durchschritt sie die Mauer und verschwand.
    »Sie werden doch nicht an solche Hirngespinste glauben. Selbstverständlich steht Ihnen das ganze Schloss offen. — Ihre Männer sollen sich überall umsehen.«
    Kemal Beyzak, der neue Polizeipräfekt von Tanger, hatte sofort gehandelt. Noch im Morgengrauen umstellten Polizeitruppen die Zugänge zum Felsenschloß Professor Malveillances. Der Tod Kemal Kara Ozman und die Aussagen seiner beiden Frauen hatten den Ausschlag gegeben. Kemal Beyzak führte die Razzia persönlich durch.
    Er wusste, dass Professor Malveillance gute Verbindungen zum Königshof hatte.

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