012 - Das Schloß des Schreckens
Seit er Hassans Vater vor dem Tode bewahrt hatte, erfreute sich der Professor in Rabat eines großen Ansehens.
Bereitwillig führte er Kemal Beyzak und seine Männer in den Operationssaal und in sein Laboratorium. Auch Dean Warren, Elvira Saba und Lantrell, das Mädchen für alles des CCC Filmteams, waren mit im Felsenschloß.
Der Professor gab sich verwundert und leicht amüsiert. Kemal Beyzak hatte ihn von den Zeugenaussagen in den Mordfällen Ahmed Bey und Kemal Kara Ozman informiert und hinzugefügt, er besäße Hinweise, dass diese unheimlichen Vorgänge mit der alten Burg in Verbindung stünden.
Glorya Glanton lag im Krankenbett. Sie schlief fest. Das schöne Gesicht mit dem kahlrasierten Kopf, der es fremdartig aussehen ließ, war im Schlaf entspannt.
»Miß Glanton wird in wenigen Tagen die Folgen der Operation überwunden haben«, sagte der bucklige Professor. Seine dunklen Augen funkelten. »Sie hat sich viel schneller erholt, als ich zu hoffen wagte. — Ein Triumph meiner Operationstechnik. Diese Methode wird die Gehirnoperation revolutionieren. — Doch bisher hat Miß Glanton das Krankenbett noch nicht verlassen.«
»Ich selbst sah sie gestern Abend in den Packard steigen«, sagte Dean Warren. »Nun, Professor, sei es, wie es sei. Zeigen Sie uns jetzt Ihre unterirdischen Laborräume.«
Der Professor zog die Augenbrauen hoch.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Mr. Warren. Es existieren zwar unterirdische Räume und Gänge in dieser alten Maurenfestung, und einige Räume benutze ich als Lagerraum, doch von einem unterirdischen Labor kann keine Rede sein.«
»Sie wollen behaupten, es gibt keinen Raum, in dem Sie den Kopf meines Vaters künstlich am Leben erhalten?« mischte Elvira Saba sich ein.
»Aber natürlich, mein Kind«, sagte der Professor sanft. »Der Kopf Ihres Vaters, das vergaß ich ganz.«
Er winkte Kemal Beyzak zur Seite.
»In der Familie Saba sind Geisteskrankheiten erblich«, sagte er zu dem Polizeipräfekten. »Elvira Sabas Mutter verließ Didier Saba, als sie es erfuhr. Mein unglücklicher Freund und Mitarbeiter verschwand eines Nachts spurlos. Wir fanden seine Kleider am Rande der Klippe. Er muss sich in seinem Wahn ins Meer gestürzt haben. — Elvira Saba leidet an Schizophrenie. Sie dürfen ihre Reden nicht ernst nehmen.«
»Und der Amerikaner? Ist der auch schizophren?« fragte Kemal Beyzak sarkastisch.
Der Professor zuckte die Achseln.
»Sie wissen, dass ich mächtige und einflussreiche Freunde habe«, antwortete er. »Doch dass Sie sich ausgerechnet der wirren Reden einer Schwachsinnigen bedienen, um mich in Misskredit zu bringen, das empfinde ich als eine Beleidigung für Ihre und meine Intelligenz. — Ich weiß nicht, ob Massenhypnose bei den beiden Mordfällen im Spiele ist oder ob andere Kräfte mitspielen, jedenfalls habe ich mit der Sache nicht das Geringste zu tun. Überzeugen Sie sich selbst. — Um die arme Miß Saba muss ich mich bald kümmern, ihr steht ein schwerer Anfall bevor.«
Das Vorhandensein des geheimen Ganges hinter dem Laborschrank erklärte der Professor so, dass er Unterlagen über seine Forschungen in einem Tresor in den verborgenen Räumen aufbewahren müsse. Sonst habe er nichts zu verbergen.
Hinter dem Professor stiegen Kemal Beyzak, Dean Warren und vier Polizisten in die unterirdischen Gewölbe. Die drei Räume waren leer bis auf allerlei Gerümpel und ausrangierte Apparate, die der Professor früher für seine Forschungen verwendet und gegen modernere ausgetauscht hatte. Die schwere Eisentür im dritten Raum war verschlossen.
»Wohin führt diese Tür?« fragte Kemal Beyzak.
Der Professor zuckte die Achseln, was bei seinem Buckel grotesk aussah.
»Ich war noch nie in dem Raum hinter der Tür«, behauptete er. »Es existiert kein Schlüssel für diese uralte Eisentür. Wenn Sie wollen, können Sie sie ja aufschweißen lassen, ich bezweifle allerdings, ob die Mühe lohnt.«
Kemal Beyzak ließ sich den Tresor zeigen, in dem der Professor seine Unterlagen aufbewahrte. Professor Malveillance öffnete den Tresor. Er enthielt lediglich Papiere.
Der Professor zeigte zwei der Blätter. Formeln und medizinische Berichte standen darauf.
»Sie erwarten hoffentlich nicht von mir, dass ich Ihnen die Früchte meiner jahrzehntelangen Arbeit übergebe«, sagte Professor Malveillance. »Beenden wir dieses Spiel, meine Herren. Sie haben alles gesehen. Ich habe nichts zu verbergen. Bei der Aufklärung dieser mysteriösen Mordfälle in Tanger wäre
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