012 - Das Schloß des Schreckens
ich Ihnen gerne behilflich, Polizeipräfekt Beyzak, doch leider kann ich gar nichts zu den merkwürdigen Vorgängen sagen. — Ich bin aber überzeugt, dass Sie im Laufe der polizeilichen Ermittlungen auf eine natürliche und logische Erklärung stoßen werden.«
Die sechs Männer verließen die unterirdischen Gewölbe. Als sie das Schloss verlassen wollten, weigerte sich Elvira Saba plötzlich, Dean Warren und das Polizeikommando zu begleiten. Mit starren Augen sah sie den Polizeipräfekten an. Sie kam auf ihn zu, deutete auf ihn.
»Das ist der König der Dämonen«, flüsterte sie. »Er ist seit langen Jahrhunderten tot und wartet auf die Gelegenheit, wieder aufzuerstehen. — Seht ihr nicht seinen bleichen, grinsenden Totenschädel?«
Kemal Beyzak sah Dean Warren überrascht an. Elvira Saba flüchtete sich aufschluchzend zu Professor Malveillance. Er rief nach Gabriel. Beruhigend streichelte er Elvira Sabas Schultern.
»Es ist gut, mein Kind, niemand tut dir etwas.« Und zu dem Polizeipräfekten und den anderen gewandt sagte er: »Sehen Sie selbst. Sie ist schwer krank. Lassen Sie sie hier, wie sie es will. Ich werde mich um sie kümmern.«
Gabriel trat ein.
»Führe die Herrschaften hinaus, Gabriel«, sagte der Professor.
»Ich dulde nicht, dass Elvira hierin diesem grässlichen Gemäuer bleibt«, schrie Dean Warren. »Wenn Sie gesehen hätten, was ich gesehen habe, Kemal Beyzak, dann würden Sie das Mädchen keine Minute allein in dieser alten Festung lassen. — Sie muss uns begleiten!«
Der Polizeipräfekt sah Elvira Saba an, die sich an den Professor klammerte, und er zuckte die Achseln. Allein hatte er keine Chance gegen den unheimlichen Professor und die übernatürlichen Mächte, mit denen er im Bunde stand, das wusste Dean Warren. Zähneknirschend verließ er mit dem Polizisten den Raum. Diese Runde ging an Malveillance.
Als die Wagen den Burghof verließen, erwachte Elvira Saba wie aus einem Traum. Sie wich vor dem Professor zurück. Sie wischte sich mit der Hand über die Stirn, als wolle sie unsichtbare Spinnweben wegstreichen.
»Was hat mich gezwungen, das zu sagen und hierzubleiben?« sagte sie fassungslos. »Etwas erstickte meinen Willen und zwang mich, so zu handeln.«
Der Professor kicherte hämisch.
» kann den Willen fast aller Menschen ausschalten«, sagte er. »Nur einer unter hundert hat die Kraft, ihm zu widerstehen. — Seine dämonischen Kräfte kann der Ghul allerdings nur auf Menschen übertragen, deren Gehirn ich durch meine Operation entsprechend hergerichtet habe. — Alle Fähigkeiten kann der Ghul übertragen, nur nicht die, andere Menschen zu übernehmen und ihren Willen zu kontrollieren.«
In völligem Ernst erklärte der Professor Elvira Saba die Sachlage. Ein kalter Schauder überlief sie. Sie wich zurück, bis ihr Rücken an die Wand stieß.
»», flüsterte sie schreckensbleich.
Aus dem Laboratorium nebenan gellte ein schreckliches Gelächter, so teuflisch und durchdringend, dass Elvira Saba jede Hoffnung fahren ließ.
***
Schon am nächsten Tag kehrte Glorya Glanton zum Filmteam zurück. Dr. Manning Roxley untersuchte sie. Er war äußerst erstaunt. Keine Nachwirkungen und keine Spur mehr von der schwierigen Gehirnoperation. Glorya Glanton klagte zwar über ein leichtes Ziehen im Kopf, doch sonst war sie völlig wiederhergestellt. »Ich habe keine Bedenken, Miß Glanton die Arbeit an dem Film wiederaufnehmen zu lassen«, sagte Dr. Roxley zu dem Regisseur Hal B. Wyman. »Dieser Professor Malveillance mag seine Fehler haben, doch auf seinem Gebiet ist er ein Genie. — Diese Operation hätte außer ihm niemand auf der ganzen Welt durchführen können. Das Ergebnis ist phantastisch und verblüffend.«
Dr. Manning Roxley ahnte nicht, wie Recht er hatte. Er blieb sicherheitshalber zur Beobachtung Glorya Glantons in dem Filmdorf. Für den Streifen: »Unter der Totenkopfflagge« waren Produktionskosten in der Höhe von anderthalb Millionen Dollar vorgesehen, und die CCC Filmgesellschaft ging kein Risiko ein.
Das ganze Filmteam war in Hochstimmung. Sie alle — vom Regisseur bis zum letzten Kameraassistenten — hatten die Hoffnung schon aufgegeben. Doch Glorya Glantons Genesung, die an ein Wunder grenzte, änderte die Lage auf einen Schlag.
Am späten Nachmittag drehte Glorya Glanton bereits eine Szene ab. Sie war noch sehr blass, die Maskenbildnerin hatte viel Arbeit gehabt, und sie trug eine Perücke. Doch mit eiserner Energie zwang Glorya Glanton sich zur
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