012 - Das Schloß des Schreckens
Sie ein anderes Thema vor? — Ich nehme nicht an, dass Sie mit mir heute Abend über technische Details des Raumflugprogramms plaudern wollen.«
Die schöne blonde Filmschauspielerin rekelte sich im schwarzen Nappaledersessel. Sie trug eine hautenge Hose aus weißem Wildleder und eine Bluse im Transparentlook. Neal Frenchs Augen hingen an den Spitzen ihrer Brüste.
»Sehe ich so aus, als hätte ich wissenschaftliche Interessen?« fragte Glorya Glanton.
Neal French trank seinen Martini aus. Er ging hinüber zu Glorya Glanton, setzte sich auf die Armlehne des wuchtigen Sessels. In dem Salon, einer Sinfonie von Schwarz und Weiß, herrschte gedämpfte Beleuchtung. Aus Stereolautsprechern erklang leise Musik. Es war genau die richtige Atmosphäre für das altbekannte Spiel.
Der Astronaut streichelte Glorya Glantons Nacken. Ganz sacht. Ein Schauder überlief sie. Plötzlich sagte sie leise: »Geh, Neal, geh schnell weg. Verlass dieses Haus sofort, denn es ist verflucht!«
»He«, sagte der Mann von der NASA, »du wirst doch nicht gefixt haben? Hast du Halluzinationen, Baby, oder willst du mich auf den Arm nehmen? — Wir werden beide eine phantastische Nacht erleben«, fügte er im Brustton der Überzeugung seiner männlichen Stärke hinzu.
»Du auf .jeden Fall«, sagte Glorya Glanton leise und resigniert. »Die phantastischste Nacht deines Lebens.«
Neal French lachte. Dann sah er, wie ein Mann durch die geschlossene Tür trat. Noch ehe er sich von seinem Schrecken erholt hatte, kamen sie von allen Seiten. Durch di» festen Wände.
Kalte Hände packten Neal French. Ein eisiger Strom ging durch seine Adern, und sein Gehirn war wie gelähmt. Die unheimlichen Erscheinungen, Männer und Frauen mit starren Augen und unbewegten Gesichtern, trugen ihn hinab in den Keller.
Eine Stahltür öffnete sich. Der Mann von der NASA wurde in einen Operationssaal gebracht. Kalte Hände zwangen ihn auf den Operationstisch, schnallten ihn fest. Neal French konnte kein Glied mehr rühren. Ein namenloses Grauen erfüllte ihn.
»Die Operation kann beginnen«, sagte eine Stimme hinter Neal French. »Sie werden mir assistieren, Glorya.«
Er versuchte, den Kopf zu drehen, doch es gelang nicht. Dann trat ein kleiner Mann mit einem weißen Operationskittel, einem Mundschutz und einer weißen Kopfbedeckung in Neal Frenchs Sichtkreis. Er prüfte die chirurgischen Bestecke auf dem kleinen Regal neben dem Operationstisch, hielt ein blitzendes Skalpell hoch.
Neal French sah, dass der Mann einen hässlichen Buckel hatte.
***
Zehn Tage später erfolgte von Cape Kennedy in Florida der Start der Raumrakete. Mit ohrenbetäubendem Dröhnen erhob sich der schlanke Leib der SaturnV-Rakete auf einem weißglühenden Feuerstrahl in die Luft. Die Rakete durchstieß die Wolkendecke. Sekunden später war sie nur noch auf den Bildschirmen zu erkennen.
»Das hat ausgezeichnet geklappt«, sagte Professor James Tenderson, der Leiter des Projektes. »Jetzt wird bis zur Landung auf dem Mond nicht mehr viel passieren, denn Neal French und Sam Dix sind unsere besten Männer. Auch der Mondflug wird irgendwann zur Routine.«
Professor Tenderson hatte zahllose Starts erlebt. Für ihn war das Ganze ein nüchternes Rechenexempel. Treibstoffmenge, Schub, Zeitpunkt des Starts, Kurs der Rakete, Landung auf dem Mond. Tausendmal in der Theorie und einige mal in der Praxis durchexerziert.
Dieser Mondflug war keine Routine. Professor Tenderson merkte es, als die Trägerrakete nach dem Verlassen der Erdatmosphäre vom geplanten Kurs abwich.
»Was wird denn das, zum Teufel?« sagte einer der Techniker im Kontrollraum. »Sieht aus, als würde die Rakete in der Erdumlaufbahn bleiben. — Wie ist das denn möglich? Ein Fehler in unseren Berechnungen?«
Es wurde alles versucht, um Funkkontakt mit der Saturn V-Rakete zu bekommen, doch vergebens. Erst nachdem die Rakete einmal die Erde umkreist hatte, kam eine Verbindung zustande. Fassungslos lauschten die Männer auf Cape Kennedy den Worten des Astronauten Neal French.
»Hier Neal French im Auftrage des neuen Herrn der Welt. Das Raumprojekt ist beendet, die Trägerrakete und die Mondlandekapsel beschlagnahmt. — Die Regierung der Vereinigten Staaten wird aufgefordert, zehn Millionen Dollar an einem Ort zu hinterlegen, der noch bezeichnet werden wird. — Falls diese Forderung nicht erfüllt wird, stürzt die Saturn V-Rakete auf eine der größten Städte der Welt. Das kann den Ausbruch des dritten Weltkrieges zur Folge
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