012 - Das Schloß des Schreckens
haben.«
Damit war die Sendung beendet. Auf Funksprüche von der Bodenstation kam keine Antwort mehr.
»Wie sind die medizinischen Daten der Astronauten, die uns laufend übertragen werden?« wollte Professor Tenderson von den Ärzten wissen.
»Neal Frenchs Werte sind okay«, antwortete ihm ein stoppelhaariger Arzt. »Wegen Sam Dix wollte ich Sie gerade verständigen. Wir erhalten überhaupt keine Daten mehr. Absolut Null.«
»Was bedeutet das?«
»Sam Dix ist tot, Sir.«
Endlose Telefonate mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten und dem eigens gebildeten Sonderausschuss in Washington folgten. Die Angelegenheit wurde streng geheim gehalten. Lediglich vom Fehlschlag des Projektes war etwas durchgesickert. Auch dass die Astronauten gefährdet waren, wusste die Öffentlichkeit.
Doch sonst bewahrten die bei anderen Gelegenheiten mit ihren Pressemeldungen so freizügigen NASA Behörden absolutes Schweigen. Ein weiterer Funkspruch von Neal French erfolgte dreizehn Stunden nach dem Start. Der Astronaut stellte ein zeitlich auf dreißig Stunden begrenztes Ultimatum. Er bezeichnete den Ort der Übergabe der zehn Millionen Dollar.
Das Geld sollte in der First National Bank in Los Angeles deponiert werden, im absolut einbruchssicheren Tresorraum. So geschah es auch. Der Präsident der Vereinigten Staaten stimmte zu, unter dem Vorbehalt allerdings, dass die Bank strenger bewacht wurde als Fort Knox, und das so unauffällig, dass die geheimnisvolle Organisation, die hinter der Entführung der Saturn V-Rakete stand, nichts davon merkte.
»Ich möchte wissen, wie dieser Verbrecher Neal French davonkommen will«, sagte der Leiter des CIA. »Er konnte den Kurs der Saturn V zwar soweit abändern, dass sie in einer Erdumlaufbahn kreist, doch ohne Hilfe der NASA bringt er die Rakete nie heil auf die Erde herunter. Und dann muss ihn die Navy noch aus dem Ozean fischen. — Diese Sache gefällt mir ganz und gar nicht.«
Die Sache gefiel allen Beteiligten noch viel weniger, als eine ganze Lastwagenladung Geld, genau zehn Millionen Dollar, aus dem schärfstens bewachten und absolut einbruchssicheren Tresorraum der First National Bank verschwand. Niemand hatte den Sperrriegel der Wachmannschaften durchbrechen können, es sei denn, er war quer durch eine dicke Mauer marschiert und durch mehrere Wände gegangen.
Einer der in der Bank postierten FBI Beamten musste in eine Nervenklinik eingewiesen werden. Er behauptete, er hätte bei einem Kontrollgang vor dem Tresorraum ein Skelett gesehen. Ein Knochengerippe, das sich bewegte und ihn mit leeren Augenhöhlen anstarrte.
***
Nach dem großen Coup kehrten Professor Malveillance und per Flugzeug nach Marokko zurück. Diesmal hatte der Professor den Ghul als Schwerverletzten ausgegeben. lag auf der Bahre, von Decken eingehüllt. Gesicht und Kopf waren von weißen Verbänden umhüllt.
Nach Professor Malveillances Aussage war das bedauernswerte Opfer eines schweren Verkehrsunfalls.
»Sein ganzer Körper und sein Gesicht sind von Brandwunden grässlich entstellt«, erklärte der Professor einer Stewardess. »Nur in meiner Spezialklinik in Marokko hat der Mann eine Chance, jemals wieder ein menschähnliches Aussehen zu erlangen.«
Die Stewardess nickte. Die wie eine Mumie bandagierte Gestalt auf der Bahre und die beiden Krankenpfleger — Männer mit starrem Blick und ausdruckslosen Gesichtern — waren ihr unheimlich. Malveillance mit seinem Buckel und seinen fanatischen Augen war nicht eben der Mann, Beruhigung zu vermitteln.
Der Packard des Professors wartete bereits am Flugplatz. Professor Malveillance, die beiden angeblichen Krankenpfleger, der Chauffeur des Wagens und der in Decken gehüllte, Bandagierte. saßen in dem Pakkard. Der Chauffeur und der Professor auf dem Vordersitz, der Ghul und die beiden von ihm kontrollierten Kreaturen auf dem Rücksitz.
Sie fuhren durch die sonnige, lärmerfüllte Hafenstadt Tanger. Auf den Straßen herrschte starker Verkehr. Nach orientalischer Sitte fuhr jeder laut hupend, wie es ihm gerade Spaß machte. Um Verkehrsregeln kümmerte sich niemand viel. Es war ein Höllenlärm. Hupen gellten, und Bremsen quietschten.
Der dunkle Packard verließ die Stadt und fuhr über die gewundene Küstenstraße zu dem Dorf Murat und der Felsenfestung. Professor Malveillance war guter Laune. Vor der Nase der FBI und CIA Beamten hatten und die von ihm kontrollierten Geschöpfe zehn Millionen Dollar in bar davongetragen. Der Professor hatte seine
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