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012 - Der Schatten des Vampirs

012 - Der Schatten des Vampirs

Titel: 012 - Der Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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und nicht mehr so weit von ihm entfernt.
    Wie besessen riss er sie an sich und stöhnte wild: „Verachte mich. Verfluche mich! Was macht mir das alles aus, wenn du nur bei mir bist.“
     
     

Santiago raste vor Wut. Er stampfte mit den Füßen auf, sein Atem flog. Das war immer so, wenn er sehr zornig war. Seine Haare klebten am Schädel, und ab und zu brüllte er: „Du Hure. Du dreckige Schlampe!“
    Concha war völlig am Ende. Sie rang verzweifelt die Hände. Ihre schönen Augen waren rot, tränenlos. Manchmal hob sie den Kopf und blickte zu ihm auf, aber seine wütenden Blicke ließen ihr Gesicht erstarren. Die nervösen Schluchzer, die ihm die Kehle zuschnürten, erstickten. Das ging nun schon eine Stunde so.
    Als Concha zurückgekommen war, zerzaust, zitternd, erschöpft, hatte sie sich vor Santiago auf die Knie geworfen und ihn um Verzeihung bitten wollen. Er verstand überhaupt nichts.
    Als er in seinem Zimmer allein aufgewacht war, stand er immer noch unter dem Eindruck des Alptraums, den er von dem Vampir gehabt hatte. Er überlegte, welches Fieber ihn so aufs Bett geworfen und fast irre gemacht hatte, so dass er nun gar nichts mehr verstand.
    Concha lag wie eine Sünderin vor ihm.
    „Ich schäme mich, ich schäme mich furchtbar. Ach Gott, wenn du eine Ahnung hättest!“
    Zuerst hatte er freundlich reagiert und sie aufheben wollen, weil er nichts verstand. Aber als er schließlich anfing zu begreifen, was sie ihm unter Tränen gestehen wollte, war seine Nachsicht rasch der Wut gewichen. Voller Ekel hatte er die junge Frau von sich gestoßen. Sie klammerte sich an ihn und bat ihn, ihr zu verzeihen, sie zu verstehen. Sie wollte ihm begreiflich machen, dass die Leidenschaft nur eine Stunde gedauert hatte. Sie hatte aus ihr ein lüsternes Tier gemacht, so dass sie außer Rand und Band geraten war. Eine fremde Macht hatte sie getrieben, wie sie es noch nie erlebt hatte.
    Er drang mit Fragen in sie und wollte alles wissen. Aber wie konnte ihm Concha erklären, was ihr doch selber nur wie ein böser Traum vorkam? Sie hatte eine unklare Erinnerung daran, dass sie auf das Fenster zugegangen war und plötzlich bei Felipe im Garten war. Er hatte sie offenbar eingefangen wie ein Tier. Sie erinnerte sich an den Widerstreit ihrer Gefühle – wie Herz und Verstand gegen ihren sinnlichen Körper angekämpft hatten, der sich Felipe allzu schnell hingab. Und wie sie dann plötzlich zu sich gekommen war, aus ihrer Betäubung erwacht, wie ihr mit einem Mal klar wurde, was sie getan hatte …
    Sie war zu Felipe zurückgekehrt! Jetzt kam sie aus seinen Armen!
    Entsetzt hatte sie ihm ins Gesicht gespuckt und war aus seinem Bett gesprungen. Er hatte gar nicht versucht, sie zurückzuhalten. Aber sie erinnerte sich an sein erstarrtes Gesicht, an seinen erloschenen Blick, als er ihr nachschaute.
    Ohne Zweifel hatte auch ihn diese leidenschaftliche Vereinigung nicht befriedigt. Beschämt über ihre Hemmungslosigkeit hatte sich Concha zu Santiago geflüchtet. Sie hoffte, dass er sie verstehen würde, wenn sie sich schon selbst nicht mehr verstand.
    Aber davon konnte keine Rede sein. Santiago bekam einen Wutanfall und prügelte sie unter einem Hagel von Flüchen. Doch sie rannte vor seinen Ohrfeigen nicht davon, sondern forderte ihn auf, sie noch mehr zu strafen.
    „Schlag mich, Liebling, aber hör mir zu und versuche mich zu verstehen. Dann kannst du mich auch umbringen, wenn du willst.“
    Er schüttelte die Fäuste und gab seinen bösen Gedanken nach.
    „Umbringen, ja, du bringst mich auf eine gute Idee.“
    „Ohne dich ist mein Leben ohnehin sinnlos.“
    Er spottete: „Das wagst du mir ins Gesicht zu sagen! Und dabei kommst du gerade von diesem Schwein zurück.“
    „Santiago, er war stärker als ich.“
    „Eine Frau muss wissen, was sie tut, wenn sie mit einem Mann abhaut!“
    „Ich habe es ja auch gewusst, als ich mit dir gegangen bin.“
    „Und dann gehst du wieder zu ihm?“
    Sie warf sich auf die Knie und stammelte, während ihr die Tränen über die Wangen liefen: „Verstehst du denn nicht endlich, dass etwas Außergewöhnliches passiert ist, etwas Unerklärliches, das man nicht so einfach einordnen kann. Was hast du denn gemacht? Geschlafen. Warum hast du mich denn nicht zurückgehalten?“
    Er hob die Augenbrauen. Concha hatte auf den schwachen Punkt in der Geschichte hingewiesen. Denn natürlich hatte sich Santiago schon längst gefragt, wie es kam, dass er nichts von Conchas Weggehen bemerkt hatte. Er hatte

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