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012 - Der Schatten des Vampirs

012 - Der Schatten des Vampirs

Titel: 012 - Der Schatten des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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bedeutete. Schluchzend sank sie zusammen und versuchte vergeblich, die Worte des Gebets wieder zu finden. Aber ihre Aufmerksamkeit war jetzt abgelenkt. In ihrem Kopf kreisten blutige Bilder.
    Sie vernahm nun auch wieder den Refrain des Zauberlieds, das seit Beginn des Duells immer lauter in ihr klang. Und auch
    Santiago hörte die Melodie …
    Ein triumphierendes Lächeln verzerrte Felipes Gesicht. Santiago hatte sich wieder gesammelt, denn die Wunde war nur oberflächlich, weil die Machadila an den Rippen abgeglitten war und nur das Fleisch verletzt hatte. Aufgestachelt vom Schmerz und von der Beleidigung, dass er getroffen worden war, trat er den Rivalen kräftig vor den Bauch, als dieser gerade auf seine Kehle zielte.
    Felipe schwankte. Santiago befreite sich durch einen heftigen Faustschlag und trennte die verhedderten Riemen der Peitschen. Er nutzte seinen Vorteil und sprang vor. Aber Felipe fiel nicht zu Boden. Mit Peitsche und Klinge zugleich parierte er den Angriff. Santiago setzte sich heftig zur Wehr und rannte wieder gegen seinen Feind an.
    Nur mit äußerster Anstrengung konnte Felipe den Angriff abfangen, und er versetzte Santiago einen Schlag vor die Brust. Doch dieser duckte sich und wich aus.
    Durch den Schwung stürzte Felipe und verlor fallend die
    Machadila.
    Jetzt sah es schlecht für ihn aus. Kaum hatte er sich mit einer Hand aufgestützt, da sah er Santiago auf sich zu stürmen. Unwillkürlich gebrauchte er die letzte ihm verbliebene Waffe, die Peitsche. Da er noch am Boden lag, konnte er nur auf die Beine des Gegners zielen. Der Riemen sauste um Santiagos nackte Schenkel und umklammerte sie wie eine Schlange. Der Seringueiro verlor das Gleichgewicht und stürzte ebenfalls zu Boden.
    Die Zuschauer feuerten die Kämpfer an und begleiteten jede Phase des Duells durch Zurufe. Concha in der Posada schwenkte den Räucherkessel wie ein Automat. Sie erlitt tausend Tode, denn die Teufelsmusik brauste in ihren Ohren.
    Felipe kam schnell wieder auf die Beine, ergriff die Machadila und stürzte sich auf den liegenden Rivalen. Nun würde er ihm den Todesstoß versetzen, denn gefesselt durch den Peitschenriemen, war dieser ihm nun ausgeliefert.
    Santiago hatte sein Messer im Sturz nicht losgelassen. Mit einer knappen Bewegung zerschnitt er die Fessel, die seine Beine umschlang.
    Auf diesen Trick war Felipe nicht gefasst gewesen. Er zerrte und zerrte, um das Leder vor Santiagos Schnitt in Sicherheit zu bringen, aber als der Riemen nachgab, verlor er das Gleichgewicht und fiel neben seinen Gegner.
    Ohne aufzuspringen, drehte sich Santiago herum und warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihn.
    Felipe fühlte die Machadila an der Kehle. Santiago schloss die Augen. Er hätte Felipe trotz des Schwurs getötet, wenn er nicht in diesem Augenblick wie eine Halluzination überdeutlich den Vampir gesehen hätte, der ihm damals im Traum erscheinen war.
    Er stieß nicht zu, aber er drückte den Gegner brutal auf den Boden. Die Zuschauer heulten auf, und die schrillen Schreie der Mädchen waren für Concha drinnen das Zeichen, dass das Duell seinem Ende zuging.
    Die „Mama“, die immer alles schon vorher wusste, dachte sich, dass Concha das Ende des Kampfes ahnte. Um sie von ihrer Ungewissheit zu befreien, schickte sie einen jungen Arbeiter in die Posada, damit er Concha Santiagos Sieg meldete.
    Der junge Kerl rannte los, während sich der Kreis der Zuschauer immer enger um die beiden Gegner schloss.
    Alle hielten den Atem an. Die Männer vergaßen sogar, an ihren Zigarren zu kauen. Die Mädchen wussten nicht, was sie sich wünschen sollten: dass Santiago seinen Gegner vor aller Augen umbringen, oder ob er ihn begnadigen sollte.
    Santiago hielt die Machadila noch immer an Felipes Kehle. Bei der geringsten Bewegung hätte er zustechen können. Das war Felipe vollkommen klar, deshalb blieb er unbeweglich liegen. Aber schon das Warten auf den Tod, der ihm jetzt so gut wie sicher war, kam ihm wie eine grausame Hinrichtung vor. Der Gedanke, dass Concha für ihn nun auf immer verloren war, verschlimmerte seine Qualen. Er glaubte sich von den finsteren Mächten verlassen. Leise stöhnte er: „Töte mich doch, damit es vorbei ist.“
    Aber Santiago antwortete mit bösem Lächeln: „Nein, du sollst leben. Und dann wirst du vielleicht endlich einmal reden.“
     
     

Felipe war fassungslos. Die Zuschauer reagierten sehr unterschiedlich. Die einen bewunderten die Großmut des Siegers, die anderen dachten, dass es falsch von

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