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012 - Die Sekte des Lichts

012 - Die Sekte des Lichts

Titel: 012 - Die Sekte des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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lauschen spürte sie es. Als wollte das Mächtige von sich aus mit ihr sprechen…
    »Weiter!«, knurrte einer der beiden Männer, die ihre Armfesseln hielten. Grob riss er an dem Strick. Die Soldaten zogen sie auf die Brücke.
    Als sie ihre Gefangene durch den grünen Pflanzentunnel der Bogenbrücke schleiften, sprachen sie kein Wort. Dumpf knallten ihre Stiefel auf die ausgetretenen Holzbohlen. Das Gestrüpp aus Efeu- und Weinranken ließ nur wenig Licht in das Brückengewölbe. Grau und vergilbt sah das Laub hier drinnen aus. Dazwischen erkannte Aruula von Grünspan überzogene Metallstreben.
    Sie stolperte zwischen ihren Häschern durch das Halbdunkel. Der Tunnel schien kein Ende nehmen zu wollen. An manchen Stellen klafften handbreite Spalten zwischen den Holzbohlen. Darunter sah sie die Fluten des Großen Flusses strömen.
    Die fremde Macht raunte in ihrem Geist. Nein, es war mehr als nur eine Macht. Mindestens drei Stimmen konnte Aruula unterscheiden. Oder waren es vier?
    Bilder blitzten in ihrem Kopf auf. Bilder, die nicht ihrem eigenen Denken entsprangen: Angstbilder, Hassbilder, Bilder voller Sehnsucht, Bilder voller Gier. Sie sah das Funkeln von Sternen. Sie sah Feuer, zuckendes Fleisch, Blut. Sie spürte Geilheit, hörte kicherndes Gelächter, spürte Verachtung und ein unbändiges Verlangen. Das Verlangen zu leben.
    Sie fröstelte und schüttelte sich. Weg mit den fremden Bildern und Stimmen! »Beweg dich!«, tönte es hinter ihr.
    Endlich Licht am Ende des Tunnels. Bald lag die Brücke hinter ihnen. Stufenförmig stieg links das seltsame Gebäude mit dem Wellendach an. Daneben erhob sich das schwarze Steingebirge der Kathedrale. Die Holzbohlenstraße führte an ihrer Rückseite vorbei und direkt in das weitgespannte Gewölbe hinein, das Aruula schon von der anderen Flussseite aus gesehen hatte. Dessen Ausmaße waren so ungewöhnlich, dass Aruulas Schmerzen für Momente in den Hintergrund traten. Staunend sah sie sich um.
    Nie zuvor hatte sie ein derart großes Gebäude gesehen. Auch in den Städten des Südlandes nicht. Es hätte Platz für die Lagerstätten von fünfzig und mehr Horden geboten.
    Zwischen dem schwärzlich-grünen Geflecht von gebogenen eisernen Balken flatterten Vögel. Teilweise blindes Glas deckte das Gewölbe ab. Vor allem im Bereich seines Scheitelpunktes war es über und über von Moos bedeckt. An vielen Stellen fehlte das Glas. Dort sickerte Tageslicht in die gewaltige Halle und tauchte sie in ein gespenstisches Zwielicht.
    Lange Schächte durchzogen den Boden der Halle. Überdachte Bretterverschläge bedeckten sie zum Teil. Noch bevor man Aruula in das Gewölbe hineinzerrte, stieg ihr der scharfe Geruch von Tieren in die Nase. Sie hörte Schnauben, Geblöke, Scharren, Sirren und Zirpen.
    Ihre Augen gewöhnten sich schnell an das Dämmerlicht. In dem Schacht, an dem entlang sie in das Gewölbe hineingeführt wurde, entdeckte sie massige pelzige Körper mit gehörnten Schädeln - Wakudas. Auch in einem zweiten Schacht rechts von ihr drängten sich die Tiere mit den dunklen Zottelfellen.
    Aus dem dritten und vierten Schacht ragten die grünen Körper von Frekkeuschern.
    Weitmaschige, an Lattengestellen befestigte Netze spannten sich über die beiden Schächte, um die Rieseninsekten am Fortfliegen zu hindern.
    Welche Tiere in den dahinter liegenden Schächten gehalten wurden, konnte Aruula nicht genau erkennen. Sie meinte Fühler und Köpfe von Andronen hinter Netzen zu sehen.
    Sie begriff, dass dieses Gewölbe als Stallung diente.
    Umso überraschter war sie, als sie in zweien der Schächte eine Art Haus auf Rädern erblickte; länger als ein Gejagudoo-Muttertier, ganz aus rostzerfressenem Metall und mit schier unzähligen gleichförmigen Fenster. An den Seiten wiederholte sich immer wieder ein rotes Symbol: »DB«.
    Menschen liefen auf den Plattformen zwischen den Schächten hin und her. Menschen mit nackten Beinen und halblangen dunklen Hemden. Sie schleppten Heuballen, Körbe mit Laub, Kisten mit Rüben und Abfallkübel zu den Futterstellen.
    Tiefer und tiefer führten die Soldaten sie in das Gewölbe hinein. An der Stirnseite stapelten sich Holzbalken bis zur Rundbogendecke hinauf. Und auf der andere Seite der gigantischen Stallung, jenseits des letzten Schachtes, sah Aruula mehrere Steinhalden. Dazwischen auch haushohe, sorgsam aufeinander geschichtete Stapel aus behauenen Steinblöcken.
    »Da runter«, knurrte einer der Kerle hinter ihr. Über ausgetretene Holzdielen ging es

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