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0120 - Die Stunde der Vampire

0120 - Die Stunde der Vampire

Titel: 0120 - Die Stunde der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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traurige Spitzenposition in der Welt ein.«
    »Sie haben recht, Monsieur Zamorra.« Dessalines lächelte immer noch. »Und da dem so ist - sagen Sie selbst, soll man wegen dreißig Menschen mehr oder weniger die Welt aus den Angeln heben?«
    Der offene Zynismus des Mannes trieb den Professor aus seinem Sessel hoch.
    »Ist das Ihr Ernst?« fragte er, die in ihm aufwallende Empörung offen zeigend.
    »Mein völliger Emst«, sagte Dessalines und trank genüßlich seinen Cognac aus.
    Zamorra mußte sich eisern beherrschen, um nicht etwas Unbedachtes zu tun.
    »Ich glaube, unter diesen Voraussetzungen haben wir uns nichts mehr zu sagen!« Abrupt drehte sich der Professor um und ging zur Tür.
    »Monsieur Zamorra?«
    Zamorra hatte die Klinke schon in der Hand, drehte sich aber noch einmal um.
    »Ja?«
    Dessalines hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Gesicht wirkte kalt und abweisend. Und seine Stimme klang jetzt keinen Deut anders.
    »Ich muß Sie ersuchen, nicht in das Departement Sud zu reisen, Monsieur Zamorra! Ihr Auftauchen dort könnte eine Panik hervorrufen. Das kann ich im Interesse des Volkes nicht dulden. Unsere Republik ist ein Land, in dem geordnete Verhältnisse herrschen. Am besten wäre es für Sie, wenn Sie Haiti auf dem schnellsten Weg wieder verlassen würden. Habe ich mich verständlich ausgedrückt, Monsieur Zamorra?«
    Der Professor gab keine Antwort. Er öffnete die Tür und verließ den Raum. Dabei gab er sich keine Mühe, die Tür besonders leise hinter sich zu schließen.
    Manches hatte er schon von offiziellen Stellen erlebt. Dummheit, Unverständnis, Ignoranz. Eine solche Menschenverachtung aber, wie sie Dessalines an den Tag gelegt hatte, war ihm selten untergekommen.
    Als er das Regierungsgebäude verließ, merkte er, daß ihm zwei Männer auffällig unauffällig folgten.
    ***
    Das Hotel Dubois war ein erstklassiges Hotel - modern, großzügig und komfortabel. Es lag in der Altstadt von Port-au-Prince, in unmittelbarer Nähe des Geschäftsviertels. Geleitet wurde es von einem Franzosen, einem der wenigen Landsleute Nicoles, die im Haiti von heute noch in einer Führungsposition tätig waren.
    Nachdem Nicole und Langdon Croce Zimmer im Dubois genommen hatten, machten sie einen kleinen Spaziergang.
    Nicole war enttäuscht von Port-au-Prince. Sie hatte eine malerische Kulisse erwartet, kunstvoll verzierte alte Häuser, Zeugen einer jahrhundertealten Geschichte. Was sie jedoch überwiegend zu Gesicht bekam, war Beton, Beton und noch einmal Beton.
    »Ist nicht mehr viel übrig von der alten Herrlichkeit«, erklärte ihr der Journalist. »Port-au-Prince ist des öfteren von schweren Erdbeben heimgesucht und mehrmals fast völlig zerstört worden. Beim Wiederaufbau hat man sich allenfalls noch an die alten Grundrisse der Stadt angelehnt, mehr aber auch nicht.«
    »Ich hasse Beton«, sagte Nicole. »Kommen Sie, Monsieur Croce, gehen wir ins Hotel zurück. Wahrscheinlich ist mein Herr und Meister inzwischen auch schon aufgetaucht.«
    Zamorra war noch nicht im Hotel. Aber er hatte zwischenzeitlich angerufen.
    »Er wird es nachher noch einmal versuchen«, informierte sie ein Rezeptionsangestellter. »Und zwar in…«, der Mann blickte auf seine Armbanduhr, »… genau elf Minuten.«
    Nicole war ein bißchen verwundert. Angerufen hatte er? Sie fragte sich, warum er nicht in persona kam. Es würde doch nicht etwa etwas passiert sein?
    Die elf Minuten schlichen langsam dahin, erschienen ihr wie eine halbe Ewigkeit. Nervös tigerte sie durch die Hotelhalle. Endlich winkte ihr der Rezeptionist und wies sie in eine Kabine. Nicole riß den Hörer förmlich von der Gabel.
    »Chef?«
    »Ja, ich bin’s.« Irgendwie klang die Stimme des Professors seltsam gepreßt.
    »Chef, wo bist du?«
    »In einer Zelle.«
    »In einer…?« Nicole stockte der Atem.
    »In einer Telefonzelle, um Mißverständnissen vorzubeugen«, sagte Zamorra mit einem kurzen Auflachen. »Aber es ist sehr gut möglich, daß ich bald in einer ganz anderen Zelle stecke. Sie sind nämlich hinter mir her.«
    »Die Vampire?« rief Nicole entsetzt.
    »Aber nein, Chéri. Ich würde eher auf die haitianische Geheimpolizei tippen.«
    Nicoles Entsetzen wurde nur geringfügig abgeschwächt. Vampire oder Geheimpolizei - beides waren Elemente, die sich niemand an den Fersen wünschte.
    »Chef, was ist passiert?«
    »Ich erkläre dir das alles später, Chéri. Jetzt muß ich mich kurz fassen. Paß auf, was du jetzt tust. Wir müssen schnellstens in

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