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0120 - Die Stunde der Vampire

0120 - Die Stunde der Vampire

Titel: 0120 - Die Stunde der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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das Departement Sud. Du und Croce, ihr chartert eine kleine Maschine und fliegt nach Les Cayes, der Hauptstadt des Departements Dort steigt ihr im Hotel Imperial ab und wartet da auf mich. Alles klar?«
    »Nein! Ich verstehe kein Wort, Chef! Warum fliegen wir nicht zusammen?«
    »Weil ich euch nicht in Gefahr bringen will, darum! Gewisse Leute sind nämlich dagegen, daß ich mich nach Les Cayes begebe, und werden notfalls mit Gewalt versuchen, mich daran zu hindern. Aber mach dir keine Sorgen um mich. Ich werde es schon schaffen. Eins noch, Nicole. Wenn dich oder Croce einer fragt - ihr kennt mich nicht. Sagt niemandem, daß wir zusammengehören, denn sonst wird man euch garantiert festhalten. Verschwindet möglichst umgehend aus dem Hotel, und verwischt eure Spur, bon?«
    »Nichts ist bon«, sagte Nicole erregt. »Chef…«
    Sie kam nicht dazu weiterzusprechen. Der Professor schnitt ihr das Wort ab.
    »Bis morgen im Hotel Imperial«, sagte er und unterbrach dann die Verbindung.
    Sekundenlang noch hielt Nicole den Hörer in der Hand. Dann zuckte sie die Achseln und verließ die Kabine.
    Es wurde Zeit, seine Anweisungen in die Tat umzusetzen.
    ***
    Als Zamorra die Telefonzelle verließ, waren sie immer noch da. Nicht nur die beiden, die ihn von Anfang an beschattet hatten. Am Straßenrand, schräg gegenüber, parkte ein schwarzer Dodge, in dem zwei Männer saßen. Der Beifahrer hatte die Zelle die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen.
    Keine Frage - er mußte die Kerle loswerden. Vielleicht kamen sie bald auf den Gedanken, ihn prophylaktisch einzukassieren. Möglicherweise hatte er sich durch die beiden Telefonate in ihren Augen schon als eine Art Staatsfeind zu erkennen gegeben.
    So, als sei er sich der Beschattung gar nicht bewußt, blieb er am Fahrbahnrand stehen und wartete auf eine Taxe. Endlich, nach mehr als zehn Minuten, kam eine. Zamorra winkte sie heran und kletterte heinein.
    »Bringen Sie mich zum Hafen«, sagte er.
    »Oui, Monsieur.«
    Die Taxe ruckte an, fuhr los.
    Zamorra warf einen schnellen Blick durch das Rückfenster. Wie erwartet folgte der schwarze Dodge. Vier Männer saßen jetzt darin.
    Einen Augenblick lang überlegte der Professor, ob er dem Taxifahrer Anweisung geben sollte, den Dodge abzuhängen. Er entschloß sich dann aber, dies nicht zu tun. Wenn der Fluchtversuch erfolglos blieb, würden sie ihn vermutlich auf der Stelle festnehmen.
    Verwaltungsgebäude und Geschäftshäuser blieben zurück. Die Straßen wurden enger und schmutziger. Die Fassade des haitianischen Wohlstands blätterte ab. Schließlich war das Hafengelände erreicht. Zamorra zahlte und stieg aus.
    Auch der Dodge hielt. Drei Männer, jung und athletisch, verließen das Fahrzeug, taten so, als würden sie sich für die Entladung eines Lastwagens interessieren.
    Ob sie ihn für so einfältig hielten, daß er sie noch nicht bemerkt hatte?
    Egal…
    Aus dem Stand sprintete Zamorra los. Seine Beschatter waren ein paar Jährchen jünger als er. Aber er befand sich in glänzender körperlicher Verfassung und war den jungen Burschen ganz sicher nicht unterlegen.
    Im Handumdrehen hatte er fünfzehn, zwanzig Meter Vorsprung. Jetzt setzten sich die Männer, die er für Angehörige der Geheimpolizei hielt, ebenfalls in Bewegung, rannten hinter ihm her.
    »Halt!« hörte er einen von ihnen rufen. »Bleiben Sie sofort stehen.«
    Aha, sie hatten also die Maske fallen lassen.
    Der Professor kümmerte sich nicht um das Kommando. Er umrundete einen Lagerschuppen und entzog sich dadurch vorübergehend ihren Blicken.
    Die Kaianlagen lagen vor ihm. Schön unübersichtlich, genauso, wie er sich das vorgestellt hatte, als er in die Taxe gestiegen war.
    Im Hintergrund waren die Silhouetten von zwei Hochseefrachtern zu erkennen, die an der etwa fünfhundert Meter langen Landungsbrücke vor Anker gegangen waren. Davor ragten die segellosen Masten von klobigen Fischerbooten in die Höhe. Ein Stück von Zamorra entfernt drängten sich zahllose Einheimische um Stapel von Säcken und mehrere Haufen von irgendeinem weißen Zeug, das abgewogen und offenbar verkauft wurde.
    Der Professor rannte genau auf die Menschengruppe zu. Wenn es ihm gelang, in dem Gewimmel unterzutauchen…
    Er war nur noch wenige Schritte entfernt, als er hinter sich wieder das Brüllen seiner Verfolger hörte. Er verstand nicht genau, was gerufen wurde, ahnte es aber.
    Mehrere der Einheimischen, die sich mit den weißen Pulverhaufen beschäftigten, wurden aufmerksam,

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