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0120 - Die Stunde der Vampire

0120 - Die Stunde der Vampire

Titel: 0120 - Die Stunde der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Wirklichkeit aber nicht mehr als ein rückständiges Nest mit wenigen tausend Einwohnern.
    Dann aber tauchte ein kleiner Bus auf - die Karikatur eines Busses. Fünf farbig, verrostet, unterschiedlich bereift, mit kopfgroßen Beulen versehen. Am Steuer saß ein Mann, der wie ein Kamikaze-Flieger aussah. Seinen Typ hatten Nicole und Croce gerade zur Genüge genossen.
    Zwanzig Schritte von ihnen erntfernt hielt das wild klappernde und scheppernde Gefährt. Mehrere Leute, die wohl mit anderen Flugzeugen angekommen waren, steuerten darauf zu.
    Der Journalist griff nach den Koffern.
    »All dies kann mir der New York Observer ja gar nicht bezahlen«, murmelte er mißvergnügt.
    Die beiden hatten schon ein paar Meter zurückgelegt, als ein anderes Fahrzeug unmittelbar vor ihnen zum Stehen kam. Es war ein Landrover, der ausgesprochen manierlich aussah. Zwei Männer saßen darin, der eine war jung und dünn und sah aus wie ein Landarbeiter. Der andere, auf dem Beifahrersitz hockend, war ungemein kräftig. Seine ansprechende Kleidung verriet, daß er etwas ›Besseres‹ sein mußte.
    Der Kräftige beugte sich aus dem Wagen, lächelte Nicole und Croce freundlich zu.
    »Wollen Sie in die Stadt? Wir können Sie gerne mitnehmen.«
    Der Mann hatte französisch gesprochen, nicht besonders gut, aber doch verständlich.
    Nicole und der Journalist tauschten einen Blick.
    »Warum nicht?« meinte Croce. »Ist bestimmt bequemer als mit diesem Kasten da.«
    Der Meinung war Nicole auch. »Vielen Dank für Ihr Angebot«, sagte sie zu den Männern im Landrover. »Wir nehmen es gerne an.«
    Ein paar Augenblicke später waren sie eingestiegen. Der Kräftige hatte sich sogar als Kavalier erwiesen und Nicole den mehr Bewegungsfreiheit gestattenden Beifahrersitz freigemacht.
    Der Rover fuhr los, sehr zügig. Das Flughafengebäude blieb schnell zurück.
    Ebenso schnell erwachte allerdings auch das Mißtrauen der beiden Mitfahrer. Der junge Bursche am Steuer lenkte den Wagen nämlich keineswegs auf die Stadt zu, sondern fuhr in eine Richtung, die glatt an Les Cayes vorbeiging.
    »Langsam mal«, sagte der Journalist. »Wo fahren Sie überhaupt mit uns hin?«
    »Nach Les Cayes natürlich«, antwortete der kräftige Mann seelenruhig.
    »Aber…«
    »Lassen Sie sich nicht täuschen, Mademoiselle und Monsieur. Wir machen nur einen kleinen Umweg. Die Straße ist hier besser, verstehen Sie?«
    Wirklich? Nicole hatte selten eine schlechtere Straße gesehen als die, die sie jetzt entlangfuhren. Es war eigentlich gar keine Straße. Mehr ein staubiger Weg, auf dem Karrenräder ihre Spuren hinterlassen hatten. Der Übergang zu dem kahlen Gelände ringsum war kaum zu erkennen.
    Trotz der Beteuerungen des Mannes, daß Les Cayes das eigentliche Ziel war, machte der Fahrer keinerlei Anstalten, einen Kurswechsel vorzunehmen.
    Ganz im Gegenteil. Die Häuser der Stadt, durch die aufgewirbelten Staubwolken ohnehin nur noch schwer zu erkennen, schwanden immer mehr dahin.
    »Die haben was vor mit uns, Miß Duval«, sagte Langdon Croce auf englisch.
    »Das scheint mir allerdings auch so«, gab Nicole in derselben Sprache zurück.
    »Was tun wir?«
    »Schnellstens aussteigen.«
    »Wenn man uns läßt«, sagte der Journalist sorgenvoll.
    Und sich nach vorne beugend, verlangte er von dem Fahrer: »Halten Sie an. Sofort!«
    Der Mann am Steuer antwortete nicht. Und er dachte auch nicht daran, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen.
    »Hören Sie schlecht?« Langdon Croce schrie jetzt fast. »Sie sollen anhalten!«
    »Warum?« fragte der Kräftige neben ihm.
    »Weil wir aussteigen wollen!«
    »Nein.« Der kräftige Neger sagte es ganz ruhig. Und er lächelte sogar dabei. Aber es war ein Lächeln, dem jeder Funken Humor fehlte.
    »Was heißt das?«
    »Sie sind unsere Gäste, Monsieur.«
    »Der Teufel sind wir!« schrie der Journalist.
    Er sprang von seinem Sitz hoch. Da schlug der Kräftige zu, blitzschnell und hart. Mit einem Gurgeln sank Croce auf die Sitzbank zurück.
    Nicole hatte den Zwischenfall im Rückspiegel genau mitbekommen. Sie war ein graziles Mädchen, aber sportlich durchaus auf der Höhe. Und sie konnte sich helfen.
    Wild entschlossen fiel sie dem Chauffeur ins Steuer. Der Wagen geriet sofort ins Schlingern. Der Fahrer wollte sie abwehren, aber Nicole war wie eine Katze. Sie hatte sich regelrecht an dem jungen Burschen festgekrallt. Gleichzeitig versuchte sie, mit ihrem linken Fuß das Bremspedal zu erreichen.
    Da aber griff der Kräftige ein. Hart packte er ihr Haar

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