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0120 - Die Stunde der Vampire

0120 - Die Stunde der Vampire

Titel: 0120 - Die Stunde der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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blickten ihm entgegen.
    Und nahmen die Haltung von Fängern beim Baseball an!
    Wie es aussah, waren sie aufgefordert worden, ihn aufzuhalten.
    Der Professor war nicht gewillt, sich stoppen zu lassen. Wie ein Rammbock stürmte er auf die Menschengruppe los.
    Und immer noch brüllten die Kerle in seinem Rücken.
    Dann war Zamorra heran. Unwillkürlich wichen einige der Leute zur Seite. Aber nicht alle. Drei, vier stämmige Neger stellten sich ihm entgegen.
    »Halt, Monsieur«, hörte er.
    Der Professor dachte nicht daran. Mit seitlich ausgestemmten Ellenbogen tankte er sich zwischen den Männern durch. Zwei von ihnen torkelten mit einem Schmerzenslaut zur Seite. Ein dritter packte ihn am Kragen seines Jacketts. Zamorra ließ seine rechte Faust herausfliegen, und der Neger legte sich schlafen.
    Zamorra schlug einen Haken. Er sprang in voller Fahrt über einen der weißen Haufen, schaffte es aber nicht ganz und geriet ins Rutschen. Er konnte nicht vermeiden, halb in dem weißen Zeug zu versinken. Etwas davon kam ihm in den Mund.
    Es war Salz.
    Zamorra spuckte und prustete, kam jedoch schnell wieder auf die Füße.
    Ein Mann versuchte, mit einer Schaufel auf ihn loszugehen. Zamorra trat ihm gegen den Arm, so daß die Schaufel in hohem Bogen davonflog. Ein anderer Mann wollte ihn mit einer Schubkarre rammen. Zamorra stieß sie mit dem Fuß um und verpaßte dem Burschen einen Kinnhaken, der ihn zurückschleuderte.
    Seine entschlossenen Aktionen verschafften ihm Respekt. Die Leute überlegten es sich jetzt zweimal, ob sie Hand an ihn legen sollten. Ihr Zögern nutzte der Professor. Wieder seine Ellenbogen einsetzend, drängte er sich ohne Rücksicht auf Verluste durch.
    Dann hatte er freie Bahn. Der Salzmarkt lag hinter ihm. Insgesamt hatte er nur ein paar Sekunden verloren. Sein Vorsprung vor den Verfolgern war noch immer befriedigend.
    Das wilde Geschrei mißachtend, das hinter ihm aufbrandete, sprintete er weiter. Vor ihm lagen ein paar abgewrackte Ruderboote, mit dem Kiel nach oben. Er schlüpfte zwischen ihnen hindurch, setzte seine Flucht dann in geduckter Haltung fort. Die Boote verschafften ihm Sichtschutz.
    Dann kamen wieder ein paar Schuppen, ein Verladekran, mehrere Eisenbahnwaggons, die auf Schmalspurgleisen standen. Zamorra tauchte dahinter weg.
    Überall waren jetzt wieder Menschen - Dockarbeiter, Händler, Leute, die hier im Hafen dies oder jenes taten. Alle nahmen nur beiläufig Notiz von Zamorra. Er hatte keine große Mühe mehr, mit dem allgemeinen Durcheinander zu verschmelzen.
    Es war ihm gelungen, seine Verfolger abzuhängen.
    ***
    Wie gerädert kamen Nicole Duval und Langdon Croce in Les Cayes, der Hauptstadt des Departements Sud, an. War der Flug mit der Caribean Airways von Miami nach Port-au-Prince eine Zumutung gewesen, so konnte man die Reise nach Les Cayes nur als Katastrophe bezeichnen. Die Maschine, ein einmotoriger Viersitzer unbekannten Fabrikats, hätte wahrscheinlich in keinem anderen Land der Erde überhaupt noch eine Flugerlaubnis erhalten. Wie der Pilot ihnen radebrechend klargemacht hatte, verkörperte sie für haitianische Verhältnisse jedoch ausgesprochene Spitzenklasse.
    Das gleiche galt vermutlich auch für den sogenannten Flughafen. Natürlich war es kein Flughafen im üblichen Sinn. Es gab eine einzige Rollbahn, auf der nur kleine Maschinen starten und landen konnten. Und der Terminal war eine bessere Bretterbude. Trotzdem herrschte verhältnismäßig reger Verkehr. Haiti war ein Hügel- und Bergland. Eine Eisenbahnlinie für den Personenverkehr existierte nicht. Es hatte zwar mal eine gegeben, aber die war regelrecht verlottert und schließlich vor einer ganzen Reihe von Jahren eingestellt worden. Und da ein Straßennetz auf Haiti ebenfalls unbekannt war, mußte man, wenn man unbedingt reisen wollte, auf die Rostvögel zurückgreifen.
    Nicole und der Journalist verließen das Flughafengebäude. Ihre Koffer mußten sie selbst tragen. Entweder gab es keine Gepäckträger, oder sie hielten Siesta.
    »Mal gespannt, ob es wenigstens Taxen gibt«, sagte Croce ahnungsvoll, als er die Koffer vor dem Gebäude in den Staub stellte. Er blickte sich nach allen Seiten um, konnte jedoch keinen Wagen entdecken, der wie eine Taxe aussah.
    »Dann werden wir wohl zu Fuß gehen müssen«, stöhnte Nicole unglücklich.
    Die Häuser von Les Cayes waren etwa ein bis zwei Kilometer entfernt, Häuser, die alles andere als städtisch aussahen. Les Cayes schimpfte sich zwar Provinzhauptstadt, war in

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