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0120 - Jerry Cottons letzter Fall?

0120 - Jerry Cottons letzter Fall?

Titel: 0120 - Jerry Cottons letzter Fall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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als hätte ich selbst den Chef der Bande dazu aufgefordert, sich vor dem FBI in Sicherheit zu bringen. Er stand nämlich in der Eingangshalle, als wir ankamen. So etwas Blödes ist mir noch nicht passiert.«
    Ich war in Rage. Es ist für einen Kriminalbeamten kein schönes Gefühl, selbst daran schuld zu sein, daß der Hauptschuldige entkommen konnte. Wir machten eine gründliche Befragung der anderen und wußten eine halbe Stunde später mit Sicherheit, daß Jan Joho tatsächlich entkommen war.
    ***
    Wir konnten an diesem Abend nichts mehr tun. Nachdem wir Furry einen Mord nachweisen konnten - den, den er in seiner Zelle an seinem Komplicen begangen hatte -, gestand er auch den zweiten Mord an Joe Ringer. Er gestand auch alles, was er den anderen in die Schuhe schieben konnte. Wir erfuhren von einer Reihe von Einbrüchen, die auf das Konto der Bande kamen. Und wir erfuhren von ihm, welches Rolle wer dabei gespielt hatte. Das brach die Mauer des Schweigens in Stücke. Nun machten auch die anderen den Mund auf und belasteten sich gegenseitig.
    Den Rest der Verhöre führte der Nachtdienst durch. Phil und ich fuhren nach Hause und schliefen die Nacht durch tief und absolut traumlos. Am nächsten Morgen erwachte ich schon kurz nach sechs, blieb aber noch dösend im Bett liegen, bis es Zeit war, aufzustehen.
    Wir organisierten am Vormittag die Bergung des in den East River gefahrenen Wagens. Mit Hilfe zweier Taucher von der Kriegsmarine, einem Bergungsschiff der Hafenverwaltung und einem Kranwagen der Feuerwehr bekamen wir schließlich den Wagen auch wirklich aufs Trockene.
    Unser FBI-Arzt war mitgekommen. Er streifte sich die dünnen Fingerhandschuhe aus Gummi über und öffnete den Kofferraum. Eine Wolke von Verwesungsgeruch flog uns entgegen. Das Wasser lief heraus.
    Beschreiben läßt sich der Anblick nicht. Uns allen wurde weich in den Knien und flau im Magen. Irgendeiner hatte eine Reiseflasche Brandy bei sich und bot sie reihum an. Wir nahmen alle einen kräftigen Schluck.
    Der Arzt hantierte eine Weile schweigend, dann sagte er zu mir:
    »Tut mir leid, Cotton. Keine Papiere, keine Brieftasche. Nichts, womit man ihn identifizieren könnte. Es ist zweifellos ein Mann, aber das ist auch alles, was ich Ihnen im Augenblick sagen kann. Mit seinem Gesicht können Sie nicht mehr rechnen. Wasser und Verwesung haben es bis zur Unkenntlichkeit verändert.«
    Ich nickte stumm. Der Doc machte sich wieder über den Toten her. Polizisten hatte in einiger Entfernung das Gebiet am Ufer abgesperrt. Hinter ihren breiten Schultern sah man Hunderte von Neugierigen stehen.
    Vielleicht stand Joho auch dabei? Mister High, der mitgekommen war, hatte den gleichen Gedanken.
    »Vielleicht sieht der Mörder zu«, murmelte er. »Aber es hat keinen Sinn, jetzt etwas zu unternehmen. Wenn nur einer von uns auf die Menge zugeht, wird sich der Mörder sofort absetzen.«
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Phil rauchte schon. Der süßliche Verwesungsgeruch hing ekelerregend in der Luft. Wenn das vorbei war, würde ich einen doppelten Whisky mehr als nötig haben.
    »Hallo, Cotton!« rief der Arzt.
    Ungern trat ich näher.
    »Ja, Doc?«
    »Können Sie mit dieser Uhr etwas anfangen? Nein, nicht anfassen. Sie dürfte voll von Leichengift sein. Ich muß sie erst noch säubern.«
    Er hielt mir eine Armbanduhr entgegen.
    Ich besah sie mir mit vorgestrecktem Kopf, ohne sie zu berühren. Es war eine Airmaster, eine der besten Uhrenmarken, die wir in den Staaten haben. Wahrscheinlich bestand das Gehäuse aus Gold.
    »Sehen Sie sich mal die Rückseite an!« sagte der Doc und drehte die Uhr um.
    Ich blickte auf die Rückseite und entdeckte eine Eingravierung.
    »Für Bill zum 28. Geburtstag von seiner Marry«, stand da.
    Ich wurde lebhaft.
    »Doc, säubern Sie mir so schnell wie möglich die Uhr. Können Sie es gleich hier machen?«
    »Ja, ich habe einige Desinfektionsmittel bei mir.«
    »Großartig! Phil, vielleicht kümmerst du dich mal um das Kennzeichen des Wagens und die Ermittlung des Besitzers.«
    »In Ordnung, Jerry.«
    Jetzt hatten wir zwei Spuren, die uns vielleicht weiterhalfen. Man sah wieder Licht in der Düsternis dieses verworrenen Falles.
    Während Phil schon mit einem Dienstwagen in die Stadt fuhr, um bei der Fahrzeug-Registratur der Stadtverwaltung den Besitzer des Wagens feststellen zu lassen, wartete ich darauf, daß mir der Doc die Uhr gab.
    Als ich sie hatte, überließ ich die Abwicklung der weiteren Formalitäten am Fundort des Wagens

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