0120 - Jerry Cottons letzter Fall?
den Kollegen von der Stadtpolizei. Ich brachte Mister High in meinem Wagen zum Distriktgebäude und fuhr mit der Uhr hinauf in unsere Lichtbildstelle.
»Ich brauche möglichst deutliche Fotos der Uhr«, sagte ich. »Ein Foto der Vorder- und eins der Rückseite. Vor allem muß die Eingravierung deutlich zu erkennen sein. Wenn ihr die Bilder fertig habt, schickt sie mir runter ins Office. Hebt die Negative auf. Es ist möglich, daß ich noch mehr Abzüge von den Bildern brauche.«
»Okay, Jerry. In einer halben Stunde kannst du die Bilder haben. Dann sind sie aber noch feucht.«
»Macht nichts.«
Ich fuhr mit dem Lift hinunter, ging in mein Office und bewaffnete mich mit dem Branchenverzeichnis des New Yorker Telefonbuches. Schon nach kurzem Suchen hatte ich die New Yorker Vertretung der Airmaster-Uhrenwerke gefunden.
Ich rief an.
»Airmaster Ltd., Howard Hopkins am Apparat.«
»Hallo, Mister Hopkins! Hier spricht Jerry Cotton vom FBI New York. Ich brauche eine Auskunft.«
»Bitte?«
»An welche Finnen liefern Sie in New York Airmaster-Uhren?«
»An ungefähr sechzig Uhren-Fachgeschäfte und Juweliere. Warum?«
Ich überhörte seine Frage.
»Können Sie mir eine genaue Liste dieser Firmen geben? Aber es muß wirklich jede Firma draufstehen, die Airmaster-Uhren in New York verkauft.«
»Ich müßte diese Liste eben von meiner Sekretärin schreiben lassen. Ist es denn für Sie so wichtig?«
»Es geht um die Aufklärung eines Mordes.«
»Oh -, in diesem Falle stehen wir Ihnen selbstverständlich zur Verfügung. In einer Stunde etwa können Sie die Liste haben.«
»Danke. Ich komme selbst vorbei und hole sie ab. In ungefähr einer Stunde. So long, Mister Hopkins!«
»So long, Mister Cotton!«
Ich drückte die Gabel nieder, ließ sie wieder hochschnellen und wählte den Hausanschluß unserer Lichtbildstelle.
»Hier ist noch einmal Jerry. Es handelt sich um die Uhr-Fotos. Ich brauche vom Bild der Vorder- und der Rückseite je zehn Abzüge. Könnt ihr die sofort machen?«
»Sicher. Dann dauert es natürlich ein bißchen länger.«
»Wie lange wird es dauern?«
»Ungefähr zwei Stunden.«
»Sagen wir: nach der Mittagspause kann ich die Abzüge haben?«
»Ja, das läßt sich einrichten.«
»Danke.«
Noch einmal wählte ich eine neue Nummer. Der Einsatzleiter meldete sich.
»Cotton. Sagen Sie, kann ich nach der Mittagspause sechs G-men aus der Bereitschaft haben? Es geht um die Falschgeld-Geschichte.«
»Für wie lange brauchen Sie die Leute?«
»Nur für ein paar Stunden.«
»Gut. Ich schicke Ihnen die Leute nach der Mittagspause in Ihr Office. Einverstanden?«
Ich legte den Hörer auf, als Phil eintrat. Sein Gesicht verriet schon, daß er keinen Erfolg gehabt hatte.
»Fehlschlag«, brummte er mißgestimmt. »Die Nummer, die er am Wagen führte, gibt es überhaupt nicht. Entweder ist der Wagen gestohlen, oder der Besitzer hat schon gewisse Erfahrungen mit der Polizei.«
Er meinte, daß der Besitzer schon mehrfach vorbestraft sein könnte und deshalb mit einem Kennzeichen durch die Straßen fuhr, das ihn nicht verraten konnte. Sollte er bei irgend etwas verfolgt werden, so &ar seine Identifizierung an Hand des Autokennzeichens unmöglich, da ja das Kennzeichen falsch war.
»Nun«, tröstete ich, »wir werden schon noch herauskriegen, wer es ist, der von Joho ermordet wurde. Inzwischen ist auch schon die Fahnung nach diesem Joho angekurbelt worden. Wenn er nicht unwahrscheinlich viel Glück hat, geht er uns bald ins Netz.«
»Oder er geht uns durch die Lappen«, meinte Phil verdrießlich. »Das kommt ja schließlich auch gelegentlich vor. Und mit ihm ginge praktisch die letzte Spur verloren, die uns gestattete, herauszufinden, wo das Falschgeld herkam.«
»Mein Alter«, sagte ich. »Du bist in sehr schlechter Stimmung, sonst würdest du ein bißchen logischer denken.«
»Wieso denke ich nicht logisch?« fragte Phil gereizt.
»Erstens«, belehrte ich ihn, »ist die wichtigste Spur zu den Herstellern des Falschgeldes nicht dieser Bandenchef Joho, sondern dieser noch unbekannte Tote. Dessen Identifizierung wird uns früher oder später gelingen.«
»Hoffentlich«, seufzte Phil.
Ich lachte. Natürlich nahm ich es ihm nicht übel, daß er schlechter Laune war. Man hat manchmal Stunden, wo einem aus unbegreiflichen Gründen alles nur von der negativen Seite her erscheint.
»Wir werden die Vermißtenlisten durchgehen. Wir werden vom Arzt Hinweise über Alter, eventuelle Krankheiten und besondere
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