0121 - Ich suche Jerry Cotton
vorwiegend?«
»Marihuana.«
Ich sprang auf:
»Das wissen Sie genau?«
»Sicher. In der Unterwelt, wie Sie das wohl nennen würden, spricht sich alles ebenso schnell herum wie in einem Kleinstadtidyll.«
»Woher bekamen sie das Rauschgift?«
»Das weiß ich nicht genau. Ich habe nur etwas munkeln hören.«
»Und zwar?«
»Es soll von südamerikanischen Dampfern mit heraufgebracht werden.«
»Bis in den Hafen?«
»No. Sie ankern irgendwo außerhalb der Drei-Meilen-Zone. Dann wird es von Fischerbooten übernommen und an Land geschmuggelt. Fischer verstehen sich ja auf so etwas.«
Ich sah mich zu Mister High um. Meine Nase war doch richtig gewesen.
»Sie wissen mit Sicherheit, daß es dieser Ackermann war, der Jerry ermordete?«
»Genau.«
»Aber warum eigentlich? Wir waren doch damals der ganzen Marihuana-Geschichte noch gar nicht auf der Spur.«
»Den Grund kann ich auch nicht sagen. Vielleicht hatte Snyder den Auftrag gegeben. Vielleicht hat ihnen dieser Cotton doch zu sehr in die Karten gesehen.«
Ich schwieg. In diesem verwickelten Fall hielt ich langsam alles für möglich.
»Und warum wurde Ackermann selbst -auch ermordet?«
Joho zuckte die Achseln:
»Das weiß ich nicht.«
Wir unterhielten uns noch eine Weile, aber es kam nichts dabei heraus. Dann lenkte ich das Verhör in eine andere Richtung und fragte:
»Was wollten Sie von Marry Crossway?«
»Ich wollte wissen, zu welcher Gang Rightword gehörte. Sie mußte es doch wissen. Die beiden erzählten sich doch alles. Die Crossway hätte nur den Namen der Bande zu sagen brauchen, ich hätte sie dann schon gefunden.«
»Und was wollten Sie von dieser Bande? Sie wollten sich an dem Falschgeld beteiligen. Habe ich recht?«
Er sagte nichts dazu. Wir unterhielten uns auch über diese Geschichte noch ausführlich, ohne daß etwas Positives für unsere gesamten Nachforschungen herausgekommen wäre.
Ich ließ ihn wieder zurück in seine Zelle bringen.
Als er hinaus war, sagte Mister High:
»Phil, Sie werden heute abend mit vierzig G-men das Nest dieser Bande ausheben. Ich möchte . diesen Rauschgiftsumpf ausrotten.«
Ich nickte:
»Okay, Chef. Wenn dieser Ackermann Jerry umgebracht hat, dann muß doch jemand von der Bande wissen, warum er es tat. Und das werde ich von den Leuten erfahren. Und wenn ich sie hundert Stunden lang pausenlos vernehmen müßte…«
***
Bis zum Abend war noch genug Zeit, um erst einmal das Terrain zu erkunden. Wenn man eine ganze Bande ausheben will, ist es von größter Wichtigkeit, die Örtlichkeit genau zu kennen.
Ich besprach mich zunächst mit dem Einsatzleiter. Der gab mir die Adresse einer Abfall-Verwertungs-Gesellschaft, die schon öfter für uns tätig gewesen war. Ich setzte mich in einen Dienstwagen und fuhr hin.
Der Chef des ganzen Ladens war ein dicker, grobschlächtiger Kerl von annähernd fünfzig Jahren, dessen Hemd am Halse weit offenstand und eine dicht behaarte Brust sehen ließ.
»Was ist los?« knurrte er mich an.
Ich hielt ihm schweigend meinen Dienstausweis hin. Er warf nur einen kurzen Blick darauf, dann brummte er, noch ebenso unhöflich wie vorher:
»Gehen Sie da durch die Tür in mein Office. Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen. Setzen Sie sich inzwischen.«
»Danke.«
Ich betrat das, was er sein Office genannt hatte. Es sah eher aus wie eine Kompanieschreibstube, die von irgendwelchen feindlichen Soldaten um und um gestülpt worden ist.
Es gab nicht einen Stuhl, auf dem nicht Akten, Lieferscheine, Rechnungen und Zettel gelegen hätten.
Zuerst wollte ich einen Stuhl abräumen, aber dann überlegte ich mir, daß ich vielleicht das Durcheinander noch vergrößern würde, wenn ich etwas umräumte, und deshalb blieb ich stehen. Ich steckte mir eine Zigarette an und sah mich um.
An der einen Wand hing das große Foto eines acht- oder neunjährigen Jungen. Darunter klebte ein Zeitungsausschnitt. Ich trat- näher und las:
»Der kleine Joseph gefunden! FBI stellte Kidnapper! (Eig. Ber.) Wie wir in einem Teil unserer Spätausgabe berichten konnten, ist es dem Einsatz unserer G-men zu danken, daß das von Kidnappern entführte Kind des Geschäftsmannes Tomas Render gesund aufgefunden wurde. Nach einer dramatischen Arbeit, in der siebzig G-men in nahezu pausenlosem Dienst über sechshundert einzelne Spuren prüften und verfolgten, konnte dieser große Erfolg erzielt werden. Gestern abend gegen neun Uhr stellten die G-men schließlich auch die Kindesentführer in einem
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