0122 - Der Knochenthron
Conolly.
Ich schüttelte den Kopf. »Wie bist du überhaupt hier gelandet?«
»Zufall, John.«
Lokale gab es genug. Vom Restaurant über die einfache Pinte bis hin zur Bar war alles vertreten. Gefährliche Typen lungerten vor den Bars herum, denen man ihren Job schon von weitem ansah.
Auch uns musterten sie nicht gerade freundlich, sagten aber nichts und griffen uns auch nicht an.
Wir überquerten die Straße und steuerten auf ein schmalbrüstiges Haus zu, das in der unteren Hälfte aus Stein bestand und oben mit Holz weitergebaut worden war. Mir fielen die zahlreichen Fenster auf. Sie waren ziemlich klein, kaum bessere Luken.
»Ist das auch ein Hotel?«
»Ja, das Ding hat viele Zimmer«, erwiderte Bill. »Opiumhöhlen, wenn du mich fragst.«
»Na denn«, sagte ich nur.
Über der Tür entdeckte ich chinesische Schriftzeichen. Wir mußten zwei Stufen hochgehen. Bill schritt vor und drückte die Tür auf.
Die Wolke schlug uns entgegen wie eine Wand. Eine Mischung aus Tabakqualm, exotischen Gewürzen, Männerschweiß und dem leicht süßlichen Geruch von Opium.
Draußen war es hell gewesen, hier brannten nur wenige Lampen.
Sie hingen an den Wänden, hatten hutartige Seidenschirme und gaben nur wenig Licht ab.
Ich sah viereckige, kleine Tische, schmale Stühle aus Bambus und auch die Bar. Sie befand sich links vom Eingang, wo auch eine enge Treppe in die nächste Etage führte.
Die Bar steuerten wir an.
Bei unserem Eintritt waren die Gespräche zwar nicht verstummt, aber doch merklich leiser geworden. Einer der Keeper, ein Halbchinese, zuckte zusammen, als er Bill erkannte. Der andere war ein Typ, der Suko irgendwie ähnelte, aber noch breiter in den Schultern war.
Die Bar war gut besetzt. Links in der Ecke fanden wir zwei nebeneinanderstehende freie Hocker, auf denen wir Platz nehmen konnten. Sie waren ziemlich schmal, die Sitzfläche reichte kaum aus.
»Wie heißt eigentlich dein Informant?« fragte ich Bill.
»Keine Ahnung. Ich weiß nur, daß ich ihn hier immer finden kann. Hat er gesagt.«
»Und ist er da?«
»Nein, bis jetzt nicht.«
»Was wollen Sie trinken?« fragte uns der dicke Chinese.
»Reiswein, zweimal«, sagte Bill.
Wir bekamen das Zeug in Schalen serviert. Ich probierte. Es schmeckte mittelprächtig. Bill nahm von mir eine Zigarette, und wir schauten uns um.
Die Stimmen um uns herum waren wieder lauter geworden. Man hatte sich an unsere Anwesenheit gewöhnt. Hinter uns lag die Treppe. Von dort oben fuhr permanent ein Luftzug über meinen Nacken und streichelte auch die über der Bar hängende Lampe, so daß sie hin und her pendelte.
Die oberen Räume interessierten mich natürlich besonders. Dort wurde Opium geraucht, und vielleicht fanden wir da eine Spur dieser Maskenbande.
Plötzlich stieß mich Bill Conolly an. »Da kommt er«, sagte er.
Ich schaute nach vorn.
Eine Tür hatte sich geöffnet. Es war die zu den Toiletten. Der Weiße, der dort über die Schwelle torkelte, hätte aus einem Roman von Jack London stammen können. Typ: versoffener Abenteurer. Er trug einen fleckigen, ehemals weißen Anzug, hatte eine von der Sonne verbrannte und vom Alkohol aufgedunsene Haut. Mit schwerfälligem Gang steuerte er die Bar an.
Drei Plätze von uns entfernt nahm er Platz.
Bill rutschte von seinem Hocker. Rechts von mir nahm er Aufstellung. »Hallo, Partner«, sagte er nur.
Der Weiße drehte den Kopf. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Man konnte förmlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Aus seiner Jackentasche holte er eine zerknautschte Zigarettenpackung und zupfte ein Stäbchen hervor.
»Kennen wir uns?« fragte er.
Bill gab ihm Feuer. »Klar, du erinnerst dich bestimmt. Du hast mir doch von Tulsa erzählt.«
Der Knabe behielt die Zigarette im Mund. »Ja, jetzt weiß ich. Verdammt, du hast es geschafft?«
»Klar.«
»Dann haben die Geister dich nicht fertiggemacht?«
»Wäre ich sonst hier?«
»Stimmt auch. Mann, du bist der erste, weißt du das? Alle anderen sind umgekommen.« Er lachte plötzlich, griff nach seinem Glas und trank es leer. »Wie mein Bruder«, murmelte er. »Barry haben die Schweine auch fertiggemacht.«
Der dicke Keeper kam an. »Quincy, du solltest nicht so viel reden!« zischte er. »Das ist manchmal verdammt ungesund.«
»Ich weiß, Fettwanst. Barry hat auch zuviel geredet. Da haben sie ihn einfach allegemacht.«
»Das ist nicht bewiesen.«
»Trotzdem…«
»Geben Sie ihm noch was zu trinken«, sagte Bill.
Ein messerscharfer
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