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0122 - Der Tod des Lordadmirals

Titel: 0122 - Der Tod des Lordadmirals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erkannte den Admiral sofort. Er war einer der wichtigsten Männer im arkonidischen Imperium und einer der Ehrengäste des heutigen Abends gewesen.
    Julian Tifflor wich einen Schritt zurück. Er trug Galauniform, aber selbst in Gala führte er stets eine Waffe mit sich. Das kleine plumpe Instrument lag blitzschnell in seiner Hand. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte Julian, die Finsternis jenseits der Grenzlinie zu durchdringen.
    Es war eine Reaktion des Instinkts. Er hatte die Schußwunde auf Thekus Brust gesehen und befürchtet, daß der Mörder sich noch im Raum aufhielte. Ein paar Sekunden später begann er zu denken. Niemand wußte, wie lange Thekus schon hier lag. Julian erinnerte sich, daß er vor mehr als zwei Stunden zum letztenmal mit ihm gesprochen hatte. Und er selbst hatte, als er die offenstehende Tür bemerkte, noch drei Minuten gebraucht, um sich aus der Unterhaltung mit ein paar Gästen zu lösen.
    Der Mörder war nicht mehr hier. Er hatte das Weite gesucht, nachdem sein Anschlag gelungen war.
    Ein paar Dutzend Ideen schossen Julian auf einmal durch den Kopf. Zu seinem Fest in den Räumen der Terranischen Botschaft waren nur geladene Gäste erschienen. Niemand konnte an dem Fest teilnehmen, ohne, daß er den Ordonnanzen am Eingang zuvor seine Einladung vorgewiesen hatte, auch der Mörder nicht.
    Er war also einer von den Gästen - oder ein Bediensteter.
    Eine Sekunde lang erwog Julian, ob er das Haus absperren und die Gäste nach Waffen durchsuchen lassen solle. Dann verwarf er die Idee wieder. Sie war aus zwei Gründen absurd. Erstens konnte der Mörder sich seiner Waffe längst wieder entledigt haben - und wenn er ein kluger Mann war, dann hatte er das getan - und zweitens würde eine solche einschneidende Maßnahme die Gäste verärgern und diplomatische Schwierigkeiten zwischen Arkon und Terra hervorrufen.
    Das war die Sache nicht wert. Ein terranischer Botschafter hatte die Interessen seiner Heimatwelt zu wahren, nicht der arkonidischen Polizei ihre Aufgabe zu erleichtern.
    Aber irgend etwas mußte geschehen. Admiral Thekus war in der Terranischen Botschaft ermordet worden. Diese Tatsache würde sich nicht verheimlichen lassen. Nachlässigkeit auf seiten des Hausherrn würde den diplomatischen Beziehungen auch nicht zuträglich sein.
    Julian Tifflor wandte sich um. Er stand neben Thekus reglosem Körper. Die Tür lag von ihm aus gesehen so, daß er nur die leere Südwand des Saales sehen konnte. Seit dem Diner war niemand mehr dort hinuntergekommen. Aus diesem Grunde war Thekus nicht gefunden worden.
    Julian trat zurück und schloß die Tür. Das Fest hatte ein Stadium erreicht, in dem die Abwesenheit des Gastgebers wenigstens ein paar Minuten lang nicht bemerkt werden würde.
    Als nächstes richtete Julian die Lampe so, daß sie den ganzen Raum gleichmäßig mit Helligkeit erfüllte. Dann kniete er neben Thekus nieder und untersuchte seine Wunde. Auf der Brust war die kostbare Uniform auf einer kreisförmigen Stelle von etwa zwei Zentimetern Durchmesser völlig verbrannt. Ein versengter Rand zog sich um den Einschuß herum. Der Einschuß selbst saß direkt über dem Herzen. Thekus war sofort tot gewesen. Die Waffe mußte ein Nadelstrahler sein, ein elektromagnetischer Generator, der Strahlung im Wellenlängenbereich zwischen fünf und zwanzig Mikron scharf gebündelt und mit solcher Intensität erzeugte, daß er eine meterdicke Stahlplatte noch in hundert Metern Entfernung auseinanderschneiden konnte. Es mußte ein kurzer Schuß gewesen sein, nur ein Tippen des Fingers auf den Auslöse?, der Thekus getötet hatte. Sonst hätte der Strahl ihn durchdrungen und Spuren in der Wand hinterlassen.
    Julian stand auf und ging zu dem Interkomgerät, das an der Wand gegenüber der Tür angebracht war. Er schaltete es ein. Das wachsame Gesicht einer Ordonnanz erschien augenblicklich auf dem kleinen Bildschirm. Der Mann wurde starr, als er den Marschall erkannte. Julian besaß den Vorzug eines guten Gedächtnisses. In der Terranischen Botschaft gab es mehr als tausend Ordonnanzen, aber er kannte jeden einzelnen der Männer bei Namen.
    „Brent, ich habe eine ziemlich schwierige Aufgabe für Sie", begann er.
    Brent nickte aufmerksam. „Wie Sie sie ausführen", fuhr Julian fort, „bleibt Ihrer eigenen Phantasie überlassen. Ich befinde mich hier in Raum Nummer zweihundertsiebenunddreißig. Niemand darf diesen Raum von jetzt an betreten, geben Sie das bitte bekannt."
    Brent machte ein verwirrtes Gesicht.

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