0122 - Hallo, ich bin wieder da!
gründlichen Durchsuchung unterzogen, aber nichts von Bedeutung gefunden hatten, waren Phil und ich ins Districtgebäude zurückgekehrt, um noch einmal die recht umfangreichen Akten dieses ganzen Komplexes durchzustudieren.
Selbst der beste Kriminalist kann manchmal eine Kleinigkeit übersehen. Da aber alles peinlich genau in den Akten festgehalten wird, gibt es immer noch die Möglichkeit, daß man bei einem späteren Aktenstudium auf die übersehene Kleinigkeit aufmerksam wird.
Wir hatten irgendwo gegessen und saßen noch im Büro, als das Telefon anschlug. Ich nahm den Hörer und meldete mich.
»Hier ist Peek«, sagte eine resolute Stimme. »Wenn mich nicht alles täuscht, Cotton, haben wir unseren Mann.«
»Wir kommen sofort!« rief ich.
»Kommen Sie ’rüber nach Bronx. In die 136ste Straße. Hausnummer 292«, sagte der Lieutenant und legte auf.
Ich ließ den Hörer zurückfallen.
»Seltsam«, sagte ich zu Phil, dessen fragenden Blick ich auf fing. »Peek hat angerufen. Er glaubt, daß sie den gesuchten Mann haben. Wir sollen nach Bronx kommen. In die 136ste Straße.«
Phil runzelte die Stirn.
»Bist du sicher, daß es Peek war?«
Ich nickte:
»Ja, es war seine Stimme. Darüber habe ich keinen Zweifel. Möchte wissen, was das zu bedeuten hat. Er hätte sich auch ein bißchen deutlicher ausdrücken können.«
Gespannt machten wir uns auf den Weg. Da ich mehr als neugierig war, schaltete ich die Sirene an meinem Jaguar ein, so daß wir ungehindert vorankamen.
Die 136ste Straße in Bronx ist praktisch nur eine vom Harlem River unterbrochene Verlängerung der gleichen Straße von Manhattan. Wir benutzten die Willis Avenue Brücke, unterquerten den Deegan Boulevard und bogen dahinter links ein.
Das gesuchte Haus war leicht zu finden an der Reihe von Polizeifahrzeugen, die davor parkte. Wir stiegen aus und drängelten uns durch die neugierige Menschenmenge, die sich überall gleich einfindet, wo etwas geschehen ist.
Eine Kette von Polizisten hielt uns auf. Wir zeigten unsere Dienstausweise und wurden durchgelassen.
»Im Hausflur«, sagte einer der Cops nur.
Wir sprangen die Stufen einer Vortreppe hinan und traten in den Hausflur.
Die Flurbeleuchtung brannte. Ziemlich dicht hinter der Haustür lag ein ächzender Mann auf dem Boden.
Peek, zwei Ärzte und ein weiterer Kriminalbeamter knieten rings um ihn hemm.
Ich sah auf den ersten Blick, daß es der gesuchte Gangster war. Die Narbe an seiner Stirn verriet es deutlich.
Und ich sah noch etwas anderes: das Blut, mit dem seine Kleidung an der Brust durchtränkt war.
»Er hat zwei Kugeln bekommen«, flüsterte Peek, als er uns bemerkte. »Ein Wunder, daß er überhaupt noch lebt. Aber er ist bewußtlos…«
Wir lehnten uns an die Flurwand und schwiegen. Das einzige Geräusch im Hause war der leise, pfeifende Atem des Verwundeten. Sein Gesicht war blaß und wurde allmählich von einem wächsernen Gelb überzogen.
Die Ärzte flüsterten manchmal miteinander. Einmal gaben sie ihm eine Spritze. Aber es war nichts mehr zu machen.
Neunzehn Minuten nach unserem Eintreffen starb er, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben.
Wir warteten, bis er abtransportiert wurde, und unterhielten uns dann mit Peek.
»Ein Hausbewohner fand ihn unmittelbar, nachdem die beiden Schüsse im Hausflur gefallen waren.«
»Der Mörder wurde nicht mehr gesehen?«
»No. Der Hausbewohner erinnert sich nur, daß er draußen ein Auto abfahren hörte, während er sich mit dem Verletzten beschäftigte.«
»Er hätte sich wenigstens das Auto schnell ansehen sollen«, brummte Phil. »Jetzt ist die Spur, die wir hatten, wieder abgeschnitten.«
»Das stimmt«, nickte Peek. »Aber irgendwann kriegen wir auch den Mann, der diesen Mord beging.«
»Nur ist das im Augenblick ein verdammt schlechter Trost«, knurrte Phil.
Augenscheinlich hatte Phil jetzt den seelischen Tiefpunkt erreicht, den ich in früheren Stunden ebenfalls schon durchgemacht hatte. Bei diesem verwirrten Fall war es nicht verwunderlich.
»Augenblick«, sagte ich, als ich sah, daß er zurück zu meinem Jaguar gehen wollte. »Ich finde, wir sollten noch nicht die Flinte ins Korn werfen. Dieser Tote ist uns bekannt. Wir wissen von seiner Karte, daß er unter Polizeiaufsicht stand und sich täglich beim 182. Revier zu melden hatte. Wir werden die Spur dort aufnehmen. Und zwar sofort.«
Phil zuckte die Achseln:
»Meinetwegen«, sagte er. »Aber ich kann dir jetzt schon Voraussagen, was dabei herauskommen wird:
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