0124 - Wir entrissen den Raubtieren ihr Opfer
vorbei und umkreisten den Block, der auf der Rückseite an die Webster Avenue grenzte. Es würde nicht schwer sein, das Grundstück unauffällig einzukreisen, wenn das nicht zu früh geschah. Auf alle Fälle waren wir jetzt so im Bild, dass wir uns auch im Dunkeln zurechtfinden würden.
Um halb sieben waren wir im Districtsbüro und teilten die Männer ein. An Hand einer Karte wiesen wir jedem seinen Posten an. Sie sollten sich völlig ruhig und unauffällig betragen und nur auf ein Sirenen- oder Pfeifsignal hin konzentrisch gegen das Haus vorrücken und jeden festnehmen, der ihre Kette zu durchbrechen versuchte. Diese Posten sollten erst um acht Uhr fünfundvierzig bezogen werden. Es hing alles davon ab, dass die Erpresserin nichts merkte.
Nachdem das erledigt war, gingen wir los und aßen zu Abend. Ich hatte das Gefühl, es würde eine lange Nacht werden, und ich bin nicht dafür, mit leerem Magen zu arbeiten.
Als wir um acht Uhr das Lokal verließen, begann es zu regnen. Es regnete langsam und eintönig. So schnell würde es nicht aufhören. Mir taten unsere Leute leid, die sich bei diesem Wetter rund um die Marion Avenue herumtreiben mussten.
Um acht Uhr fünfzehn kam durch Sprechfunk die telefonische Nachricht, Mrs. Bliss sei abgefahren. Fünf Minuten darauf erhielten wir Bescheid, dass auch Frank Cathey losgegondelt war.
Nun machten auch wir uns auf den Weg. Ecke Tremont Avenue warteten wir. Wir hatten noch zehn Minuten Zeit.
Kurz vor neun fuhren wir dann im Schneckentempo weiter. Ein Wagen überholte uns. Es war Mrs. Bliss, deren blasses Gesicht für eine Sekunde im Scheinwerferlicht auftauchte.
Um neun Uhr bogen wir in die Marion Avenue ein und stoppten nochmals. Jetzt musste die Erpresserin in ihrem Haus sein, und es war keine Gefahr mehr, dass wir beobachtet würden.
Immer noch regnete es. Hundert Meter voraus leuchtete das Standlicht eines Wagens. Es war die Höhe von Nummer 216. Zweifellos war Stephanie Bliss bereits ausgestiegen. Ich fuhr langsam an, und im gleichen Augenblick überholte mich ein Roadster, an dessen Steuer ich Frank Cathey erkannte.
Jetzt wurde es Zeit. Ich gab Gas. Noch war ich ungefähr fünfzig Meilen entfernt, als ein gellender Schrei die Stille zerriss. Unwillkürlich trat ich auf das Gaspedal. Mein Jaguar machte einen Satz, und dann stoppte ich rutschend und schlitternd hinter den beiden anderen Wagen.
Wir sprangen heraus. An der Pforte sah ich zwei Gestalten, von denen die eine die andere in den Armen zu halten schien. Es waren Frank Cathey und Stephanie Bliss, die vollständig außer sich war.
»Was ist geschehen?«, fragte ich hastig. Aber die Frau war nicht imstande, eine zusammenhängende Antwort zu geben.
»Ich weiß es nicht«, sagte Cathey. »Ich wollte gerade eintreten, als sie mir halb ohnmächtig in die Arme fiel.«
»Dort… Dort!«, Mrs. Bliss streckte zitternd ihre Hand aus.
Wir rissen die Taschenlampen heraus, liefen in den Vorgarten und ließen den Lichtstrahl kreisen.
Mitten auf dem Weg, unmittelbar vor der Haustür, lag eine Frau. Sie lag bewegungslos und ruhig. Nur der Regen rauschte und durchnässte das blonde Haar. Ich wusste sofort, dass sie tot war. Noch bevor ich mich niederbeugte, setzte ich die Trillerpfeife an die Lippen, und das gellende Signal schnitt durch die Nacht.
Dann bückte ich mich. Phil tat dasselbe.
»Kopfschuss von hinten, sagte er. Es sieht so aus, als habe sie weglaufen wollen. Sie muss schon eine Zeitlang hier liegen. Sei vorsichtig. Da sind Fußabdrücke auf der Erde, die Fußabdrücke einer Frau.«
Von allen Seiten kamen unsere Kameraden. Niemand war ihnen begegnet. Ich eilte auf die Haustür zu, die halb geöffnet war. Um unsere G-men brauchte ich mich nicht zu kümmern. Sie wussten, was in solchen Fällen zu geschehen hat.
Die Diele war vollkommen leer, ebenso die anderen Räume, mit Ausnahme eines Zimmers, in dem ein Tisch und ein paar Stühle standen. An der Wand befand sich eine kleine Kommode und darauf eine halb geleerte Ginflasche und einige Gläser, von denen zwei benutzt zu sein schienen. Das war alles. Nichts war zu sehen, was darauf hingedeutet hätte, dass sich hier ein Kind aufgehalten hatte.
Als ich wieder nach draußen kam, hatte der Regen auf gehört,.
»Unsere Mordkommission wird in wenigen Minuten hier sein«, berichtete Phil. »Wir müssen ja ein paar Bilder machen und die Abdrücke sichern.«
»Außerdem gibt es dort drinnen vielleicht ein paar Fingerabdrücke«, meinte ich.
Es dauerte kaum
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