0128 - Hände hoch, Chef!
Wachmannschaften anheuern lassen.«
Er schob die Unterlippe vor und schnalzte.
»Das ist kein übler Gedanke. Ehrlich gesagt, ich hätte es selbst schon längst gemacht, wenn ich bei der Gesellschaft nicht bekannt wäre. Also gut, ich will Ihnen meine Karten aufdecken…«
Er berichtete mir in knappen, aber treffenden und anschaulich geformten Sätzen seine Erlebnisse bei der G. C. M. C.
Hinterher stellte ich meine Fragen.
»Wo gingen Sie hin, als Sie wieder gelandet waren? Ich meine, nachdem Sie von dem kleinen Hubschrauber-Trip zu dem Unfallort zurückkamen?«
»Ich ging in das Verwaltungsgebäude und sprach mit der Chefsekretärin.«
»Ihre Kamera, in der sich der Film befand, hatten Sie bei sich?«
»Ja.«
»Was wollten Sie von der Chefsekretärin?«
»Ich fragte sie, ob irgendwo im Hause eine Möglichkeit bestünde, meine Filme zu entwickeln. Sie verwies mich in den ersten Stock, wo die Chemiker des Werkes auch eine Dunkelkammer unterhalten. Dann kam McQuire dazwischen —«
»Das ist der Chef des Werkes?«
»Ja.«
»Was wollte er?«
»Er wollte in die Kantine essen gehen, denn es war ja Mittagszeit. Ich erzählte ihm von den Bergrutsch. Er wurde furchtbar aufgeregt, als ich etwas von einem zweiten Lastwagen erwähnte.«
»Waren Sie nicht selbst darüber verwundert?«
»No. Ich wußte ja nicht, daß der Transport nur mit einem Wagen durchgeführt wurde. Ich glaubte, beide Wagen, die ich gesehen hatte, gehörten zu dem Transport. Aber McQuire holte mich sofort in sein Büro und machte mir klar, daß das keineswegs der Fall war. Er telefonierte mit einem Mann von den Wachmannschaften und befahl ihm, sofort zu kommen. Der Bursche war im Handumdrehen da. McQuire beauftragte ihn, sofort einen zweiten Lastwagen mit zwanzig Mann vom Wachdienst und einen dritten Lastwagen mit Bergungsgeräten abzuschicken.«
»Wo hatten Sie während dieser ganzen Zeit Ihre Kamera?« -- »Ich hatte sie im Vorzimmer auf dem kleinen Schreibtisch der Sekretärin liegenlassen.«
»Und? Wie ging es weiter?«
»Danach, als alles angeordnet war, was McQuire für nötig hielt, lud er mich zum Mittagessen in der Kantine ein. Ich ging mit —«
»Ohne Kamera?«
»Ohne Kamera. Wissen Sie, so eine Kamera, wie ich sie bei mir hatte, mit einer Menge Vorsatzlinsen und anderem Zubehör, die hat ihr Gewicht, und man ist froh, wenn man sie mal absetzen kann.«
»Die Sekretärin blieb im Vorzimmer zurück?«
»Ja.«
»Und?«
»Nach ungefähr einer halben Stunde ging ich wieder hinab ins Vorzimmer. McQuire war schon eine Viertelstunde später zurückgegangen, weil er nach dem Essen immer ein halbes Stündchen zu schlafen pflegte, wie er sagte. Als ich das Vorzimmer betrat, sah ich auf den ersten Blick, daß meine Kamera verschwunden war. Die Sekretärin war sehr erschrocken und fing an zu weinen. Sie hatte in der ganzen Zeit das Büro vielleicht drei- oder viermal verlassen müssen, um Papiere in andere Abteilungen zu bripgen. Nach ihren Angaben hatte es nie länger als drei oder vier Minuten gedauert. Auf jeden Fall reichte diese kurze Zeitspanne aber für den Dieb aus, um meine Kamera zu stehlen.«
Ich stellte noch eine Reihe weiterer Fragen, erfuhr aber nichts Nennenswertes mehr. Ich verabschiedete mich deshalb und verspradi, ihn anzurufen, sobald die ganze Sache klar sei. Er zuckte zum Abschied die Achseln und brummte:
»Kann natürlich sein, daß Sie mich nicht anrufen werden. Dieses Risiko gehe ich ein. Aber verlassen Sie sich darauf, wenn Sie mich aufs Kreuz legen, zahle ich es Ihnen heim — auf meine Art.«
»Und wie ist die, rein informatorisch gefragt?«
Er grinste schwach.
»Das werden Sie dann schon merken, Mister Cotton!«
***
Ich verließ das Zeitungsgebäude und holte mir meinen Jaguar wieder vom Parkplatz. Eine Weile zuckelte ich langsam durch die Straßen, bis ich ein Speiserestaurant gefunden hatte, das ungefähr in der mittleren Preisklasse zu liegen schien.
Ich ging hinein und bestellte mir das längst fällige Mittagessen. Bevor man es servierte, hatte ich Gelegenheit, einige Zeitungen durchzublättern. Keine einzige erwähnte den Überfall auch nur, mit einer Zeile.
In New York wäre so etwas natürlich nicht möglich gewesen. Hier mochte es an der Tatsache liegen, daß die Mine selbst ein paar hundert Meilen entfernt war und daß niemand von dort je in die Stadt kam. Die Belieferung des ganzen Lagers erfolgte durch eine große Spedition, die alle Lebensmittel, Werkzeuge und sonstige
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