0129 - Nur über meine Leiche
unserem Office befreiten wir den Gangster von den Handschellen.
Eine halbe Stunde lang redeten wir auf Hagerty ein. Er leugnete störrisch der ihm zu Last gelegten Straftaten. Wir waren natürlich nicht gerade rosiger Laune, dass wir uns die Nacht um die Ohren schlagen mussten, um ein Geständnis zu erhalten. Aber es ging ja nicht allein um das Geständnis, dass Milton Hagerty den Buchhalter Murphy ermordet hatte. Mit dieser Tat war ja noch etwas ganz anderes verknüpft, der Mord an Thomas Bradley und die Entführung dessen Tochter.
Der Inhalt des Aschenbechers auf dem Schreibtisch häufte sich. Der Gangster saß aufrecht und selbstbewusst auf dem Stuhl.
»Ich werde Ihnen überhaupt keine Antwort mehr geben«, sagte er. »Sie können sich ja mit meinen Anwälten unterhalten?«
»Ach«, machte ich erstaunt. »Ein Anwalt genügt wohl nicht? Es müssen gleich zwei sein?«
»Da ist meine Sache«, knurrte Milton Hagerty.
»Ja, das ist Ihre Sache«, sagte ich.
»Und wenn’s die besten Anwälte der Welt wären«, fuhr Phil fort. »Kein Anwalt wird unsere Beweise antasten können, und die werden Sie auf den elektrischen Stuhl bringen.«
»Ach, lassen Sie mich doch in Frieden«, knautschte der Gangster gelangweilt.
Wir setzten ungerührt unser Frageund Antwortspiel fort.
Die Schreibtischlampe war auf Hagertys Gesicht gerichtet. Er saß da wie ein Schauspieler im Jupiterlicht. Auf seiner Stirn zeigten sich die ersten Schweißperlen. Wir ließen das Fenster absichtlich geschlossen. Ihm sollte ruhig ein wenig warm werden.
Milton Hagerty saß mir gegenüber. Phil hockte seitlich von dem Gangster auf seinem Drehstuhl.
Hagerty öffnete seinen obersten Kragenknopf und zog die Krawatte ein wenig herunter.
»Lassen Sie mich endlich in Ruhe«, fauchte er. »Ich sage kein Wort, mehr. Lassen Sie mich in Ruhe, hören Sie.«
Phil beugte sich vor.
»Das werden wir nicht tun, Hagerty.«
Seine Stimme klang kühl und gelangweilt
»Sie sollen mich in Ruhe lassen«, wiederholte Hagerty. »Bringen Sie mich in meine Zelle, ich möchte schlafen.«
»Sie werden nicht eher zum Schlafen kommen«, sagte ich hart, »bis Sie uns nicht alles gesagt haben, was wir wissen wollen.«
Um 2.45 Uhr waren wir noch nicht einen Schritt weitergekommen.
»Wenn Sie so weitermachen, Hagerty«, sagte ich versonnen, »sehe ich für Ihre Zukunft schwarz. Sie verbauen sich alles mit Ihrem Starrsinn. Sie machen es Ihren Anwälten unnötig schwer. Was sollen Ihre Anwälte noch für Sie tun, wenn Sie keinen Anlass geben für einen Milderungsgrund? Was meinen Sie, wenn Slim Brooter verhaftet wird? Glauben Sie allen Ernstes, er wird versuchen, Sie nicht zu belasten? Er wird alles auf Sie abwälzen, er wird behaupten, Sie seien die treibende Kraft gewesen.«
»Das kann er nicht«, fuhr Hagerty auf.
»Er wird es aber tun. Er wird sich herauswinden. Da Sie nun einmal den Buchalter umgebracht haben, wird er Ihnen auch alles andere in die Schuhe schieben.«
»Das geht doch aber nicht«, stöhnte Hagerty.
»Warum soll man ihm nicht glauben? Schließlich hat Brooter ja den Buchhalter nicht ermordet, sondern Sie.«
Hagerty war am Ende seiner Nervenkraft.
»Genug«, brüllte er wie ein zu Tode getroffenes Tier.
»Genug. Am Schluss habe ich dann die Tochter von Bradley auch noch umgebracht, was?«
»Vielleicht«, sagte Phil.
»Nein«, schrie Hagerty wie von Sinnen. »Das ist ja nicht wahr.«
»Dann sagen Sie uns die Wahrheit«, forderte ich kühl.
Milton Hagerty sank in sich zusammen.
Er zog sein Taschentuch hervor und wischte das schweißüberströmte Gesicht und den Hals ab.
»Ich bin doch nur ein kleiner Mann«, murmelte er. »Was bin ich gegen Brooter.«
»Sie haben also mit Brooter zusammengearbeitet«, stellte ich fest.
»Ja, natürlich«, sagte Hagerty gequält.
»Seit wann?«
»Seit einem Monat ungefähr.«
»Brooter hat den Autounfall inszeniert, dem Thomas Bradley zum Opfer gefallen ist?«
»Ja.«
»Wie hat er das gemacht?«
»Ich war nicht dabei, ich weiß nur davon.«
»Wer war daran beteiligt?«, fragte Phil.
»Bobby und Ted.«
»Volle Namen, Hagerty«, forderte ich den Gangster auf.
»Bobby ist Richard Milestone und Ted heißt mit Nachnamen Stephen.«
Phil, der die Namen notiert hatte, fragte:
»Wo halten sich die Leute auf?«
»Weiß ich nicht.«
»Hagerty, lügen Sie nicht.«
»Ich weiß es wirklich nicht«, sagte der Gangster gequält.
»Wie bekommen Sie denn Kontakt miteinander?«
»Sie kommen immer in meine
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