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0129 - Nur über meine Leiche

0129 - Nur über meine Leiche

Titel: 0129 - Nur über meine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur über meine Leiche
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ist heute auch wieder hier?«
    »Ja.«
    »Ausgezeichnet.«
    Der Mixer fasste in die Tasche seiner Jacke und wollte mir die Zwanzig-Dollar-Note wieder zurückgeben.
    »Da Sie ja von der Polizei sind…« murmelte er verlegen.
    »Unsinn«, wehrte ich ab. »Geschenkt ist geschenkt.«
    »Nun, wenn Sie meinen…«
    »Aber ja.«
    »Schönen Dank, Sir.«
    ***
    Fünf Minuten später saß ich in einem mit Tropengewächsen ausstaffierten Raum des »Saturda-Night-Clubs« an einem Zwei-Personen-Tisch, und mir gegenüber hockte in einem Sessel ein zweifellos schwerreicher Gentleman.
    Fast an jedem Finger trug er einen glitzernden Brillantring. Sein dunkelblauer Kammgarn-Anzug war allerf einste Maßarbeit, und sein Gesicht hatte die Röte eines etwas zu gut gelebten Daseins. Er hieß Stevenson und war zwischen fünfzig und sechzig, so genau ließ sich sein Alter nicht taxieren. Ich war vorsichtshalber bei meinem schönen und unverfänglichen Pseudonym Miller geblieben.
    Ich hatte mir einen Kaffee bestellt. Als das Getränk vor mir stand und der Kellner außer Hörweite war, sagte ich:
    »Glauben Sie bitte nicht, Mister Stevenson, dass ich Ihnen Ihre Freundin abspenstig machen will.«
    »Das würde Ihnen auch schlecht bekommen«, trompetete er.
    Ich lachte.
    »Nein, das liegt ganz und gar nicht in meiner Absicht. Yeah, ich habe mit Miss Judy noch eine kleine Sache zu regeln. Es liegt schon eine Weile zurück, Sie können ganz beruhigt sein. Ja, so traurig es ist«, sagte ich und bemühte mich, meinem Gesicht einen betrübten Ausdruck zu verleihen, »aber Miss Judy hat sich, nun sagen wir mal, an meiner Brieftasche ein wenig vergriffen. Bedauerlicherweise sind dabei einige meiner sauer verdienten Scheinchen an ihren niedlichen Fingerchen hängen geblieben.«
    »Wie, was - hm«, stotterte Mister Stevenson verdattert. »Sie meinen also, Mister Miller, Judy hat Ihnen mal einige Scheine entwendet?«
    »Ja«, erwiderte ich und tat so, als wäre ich peinlich berührt.
    »Das ist doch nicht zu fassen«, entrüstete sich Stevenson und hieb seine brillantengeschmückte Hand auf die Tischplatte.
    »Ich konnte es ja auch nicht glauben, Mister Stevenson«, plauderte ich weiter. »Aber anderen Leuten ist das auch schon passiert.«
    »Na so eine Kanaille«, schnaubte er, und seine Schläfenadem schwollen gefährlich an.
    Dann verengten sich seine Augen plötzlich zu einem schmalen Spalt.
    »Wenn ich mir dass so richtig überlege«, sagte er gedehnt, »dann hat mir das Luder auch schon was abgeknöpft, und zwar ohne mein Wissen. Mir kam meine Brieftasche nämlich auch schon mehrmals verdächtig leer vor, nachdem ich mit Judy zusammen war. Aber leider bemerkte ich das stets erst einen Tag später.«
    »Was sollen wir tun, Mister Miller«, fragte mich Stevenson unsicher.
    »Ich werde das regeln, Mister Stevenson«, sagte ich entschlossen und machte eine grimmige Miene.
    »Heizen Sie dem Luder ordentlich ein, Mister Miller«, forderte er mich auf. Ihm schien ein Stein vom Herzen gefallen zu sein, dass er sich nicht damit abgeben brauchte. »Legen Sie sie nur tüchtig übers Knie, sie hat’s verdient. Und ich werde mich hüten, dieses kleine Biest noch jemals anzusehen.«
    Ich grinste.
    »Ich würde sie nur allzu gern mal übers Knie legen. Leider weiß ich nicht, wo sie wohnt.«
    Er fingerte ein Notizbuch aus der Westentasche und blätterte eifrig die Seiten um.
    »Hier«, sage er dann. »Hier hab ich’s ja. Geary Street 151. Vierte Etage. Sie müssen sich nicht dran stoßen, dass das Haus ’ne ziemliche Räuberhöhle ist. Sie konnte wohl nichts anderes kriegen und wohnt erst seit einigen Tagen da. Vorher hat sie woanders gewohnt. Ich weiß ja auch nicht, was überhaupt mit ihr los ist. Wer weiß, was sie noch alles auf dem Kerbholz hat.«
    Ich hatte mich erhoben und drückte seine Hand.
    »Ihr Kaffee geht auf meine Rechnung, Mister Miller«, entschied Stevenson mit Bestimmtheit. »Habe mich sehr gefreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »Ganz meinerseits, Mister Stevenson«, versicherte ich, und es war die volle Wahrheit.
    »Geben Sie’s ihr tüchtig.«
    »Darauf können Sie sich verlassen«, erwiderte ich und schlängelte mich durch die Paare, die sich nach den Klängen einer feurigen Rumba auf der Tanzfläche drehten.
    Ich verabschiedete mich von meinem Freund Donald und verließ morgens gegen drei Uhr den »Saturda-Night-Club«.
    ***
    Das Haus Geary Street 151 war eine halb verfallene Mietskaserne. Ich sah die Straße hinunter. Am Horizont

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