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013 - Das Milliarden-Heer

013 - Das Milliarden-Heer

Titel: 013 - Das Milliarden-Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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erst recht würden sie sich nicht in die Reichweite des Flammenwerfers begeben; so viel Intelligenz gestand Hallstein den Tieren durchaus zu…
    Der Dom hatte nichts verloren von jener erhabenen Atmosphäre, die jedem Bauwerk dieser Art und Größe eigen war, gerade so, als sei sie Teil der Bausubstanz, unsichtbar eingewoben ins Mauerwerk und jeden Fußbreit Boden.
    Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass es in weiten Teilen der Anlage aussah, als hätten Vandalen gewütet.
    Ein nicht geringer Teil dieser Verwüstungen ging auf Hallsteins und Ranseiers Konto. Was im Inneren des Domes aus Holz bestand, war für sie von Interesse, und einen großen Teil davon hatten sie im Laufe der Jahre geholt und zu Hause verfeuert. Trotzdem war noch genug übrig, dass es für ein paar weitere Jahre reichen würde, zumal sie nicht nur hierher kamen, um ihre heimischen Holzvorräte aufzustocken.
    Um sich den Transport zu ersparen, hatten sie Werkzeug und einen alten Handkarren im Dom versteckt. Während Ranseier ging, um die Sachen zu holen, sah Hallstein sich um und steckte vier, fünf weitere Fackeln an, die sie vor langem schon an den Wänden befestigt hatten.
    Der Professor stand wie auf einer Insel aus dunkelrotem Licht inmitten eines Ozeans aus Finsternis. Die Decke hoch über ihm konnte er nicht einmal erahnen, ebenso wenig die tatsächliche Weite des Domes. Aber er spürte sie, und er fühlte sich geborgen und sicher an diesem Ort. Mochte die Welt draußen auch eine vollkommen andere geworden sein, fremd und mitunter feindselig, dies war immer noch ein Haus Gottes, und es atmete immer noch diese Ruhe aller Kirchen, war erfüllt von geradezu andächtiger Stille, in der einzig Ranseiers Rumoren in einiger Entfernung zu vernehmen war. Hallstein hielt unvermittelt inne, in seinen Gedanken wie auch in der Bewegung.
    Nein, korrigierte er sich, Ranseier war nicht mehr zu hören. Weder hantierte er, um das Werkzeug aus dem Versteck zu holen, noch hörte Hallstein ihn zurückkommen.
    Er lauschte angestrengt, vernahm zwei, drei Sekunden lang nichts, und dann - Atmen. Keuchendes Atmen, das lauter wurde und in dem ein Ton aufstieg, der sich zu einem Schrei steigerte.
    Ranseier schrie, irgendetwas Sinnloses, bis er schließlich nach Hallstein rief; nein, er brüllte den Namen des Professors förmlich in die dunkle Weite des Domes. Die unsichtbaren Wände und Decken flüsterten ihn zurück.
    Hallstein, Hallstein, Hallstein…
    Das Echo verzerrte sich, verkürzte und verstümmelte den Namen, und schließlich klang es wie ein gehässiges Lachen.
    Ha…ha…ha…
    Der Professor lief los in die Richtung, in der er Ranseier vermutete.
    Zuerst sah er das glosende Licht von Ranseiers Fackel, die am Boden lag.
    Dann fand er Ranseier selbst, unweit des marmornen Throns Karls des Großen. Es sah beinahe aus, als habe sich Ranseier dem einstigen Kaiser zu Füßen geworfen.
    Mit ausgebreiteten Armen lag er vor den Stufen, die zum Thron hoch führten.
    Aber dem war nicht so, natürlich nicht, denn Carl Ranseier war tot.
    ***
    498 Jahre später, nicht weit entfernt
    Matthew Drax musste an einen Zirkusbesuch denken; ein in dieser Situation höchst eigenwilliger, aber doch irgendwie passender Gedanke. Denn wie Artisten bei einer Zirkusvorstellung hatten sich die Insekten zu einer lebenden Pyramide aufgestapelt. Nur in einer völlig anderen Größenordnung, ungleich effektiver und…kunstfertiger, auch wenn Matt im Moment der Sinn ganz und gar nicht nach Bewunderung solcher Kunst stand.
    Es waren Abermillionen von Insekten, die auf- und übereinander kletterten und sich ineinander verhakten, doch sie bildeten keine Pyramiden, sondern absonderlichste Formen. Es war, als würden sie miteinander verschmelzen zu etwas Großem und völlig Neuem, das ganz eigenständig funktionierte und handelte, gesteuert vielleicht von einer Art multiplem Bewusstsein.
    Unter Matt und Aruula lag noch immer ein Meer wie aus kochendem Morast, aus dem sich ihnen mittlerweile ein wahrer Wald plump geformter Tentakel entgegen reckte. Rasselnd wie ein Nest Hunderter Klapperschlangen rieben Chitinpanzer aneinander.
    Und die absonderliche Intelligenz, die diesen Tieren innewohnte, begriff ganz offensichtlich, dass ihre Beute unter Umständen doch würde fliehen können. Weil der Frekkeuscher die beiden Menschen mit Riesensprüngen davontrug. So gewaltig die Zahl dieser Insekten auch sein mochte, sie war nicht unendlich. Früher oder später mussten Matt und Aruula außerhalb

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