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013 - Das Milliarden-Heer

013 - Das Milliarden-Heer

Titel: 013 - Das Milliarden-Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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galt.
    Dennoch liefen sie deswegen nicht Gefahr, ihren Gastgebern unangenehm aufzufallen. Die beiden rochen nämlich um keinen Deut besser; im Gegenteil, ihnen schien der faulige Dunst aus jeder einzelnen Pore zu strömen. Und abgesehen davon roch es im ganzen Haus danach. Ihre Gastgeber - Staan und Solde.
    Wäre er den beiden unter normalen Umständen begegnet, hätte Matt das Paar auf annähernd hundert Lenze geschätzt. Ausgemergelte Gestalten mit müden, ungesund grauen Gesichtern, in die Jahre und Not dunkle Faltenmuster gezeichnet hatten. Wodurch der Mann und die Frau einander so sehr ähnelten, dass man sie für Geschwister halten konnte. Was sie nicht waren, denn Staan hatte ihnen Solde als sein Weib vorgestellt, nachdem er Matt und Aruula durch die unterirdischen Tunnel der einstigen Kanalisation in dieses Haus gelotst hatte.
    Ein Haus mit kleinen, spartanisch möblierten Zimmern, deren Fenster samt und sonders verrammelt waren. Licht spendeten einzig ein paar selbst gezogene, stark rußende Kerzen. Und ein Feuer, das in diesem Raum, der offensichtlich als Wohnstube und Küche diente, hinter einem offenen Herdloch flackerte.
    Als Matt und Aruula eintraten, saß Staan an dem grob gezimmerten Tisch in der Zimmermitte, derweil Solde hölzerne Schalen darauf abstellte, in denen sich irgendetwas Dampfendes befand. »Setzt euch und esst«, sagte Staan und wies auf die schlichten Bänke, die um den Tisch standen.
    Mit einein dankenden Nicken nahmen sie Platz und zogen sich je eine der Schalen heran. Heißer Brei befand sich darin.
    Matt hatte sich längst abgewöhnt, jedes Mal herausfinden zu wollen, was er da eigentlich aß; andernfalls wäre er in dieser Welt längst verhungert…
    Was immer Solde serviert hatte, es schmeckte. Matt merkte erst jetzt, wie hungrig er war. Während ihrer Flucht vor den Sektenmitgliedern hatten sie kaum etwas gegessen, schon gar keine warme Mahlzeiten.
    »Wie gehts eurem Freund?«, fragte die Frau mit Blick auf die fünfte Schale, die unberührt auf dem Tisch stand.
    »Unserem Freu…?«, begann Matt verständnislos, doch der Tritt, den ihm Aruula von den anderen unbemerkt unter dem Tisch versetzte, ließ ihn rasch nicken. »Oh, ja, unserem Freund! Dem gehts schon besser. Braucht wohl nur etwas Ruhe.«
    Er versuchte ein Lächeln und hoffte, dass man ihm sein Unbehagen nicht ansah. Denn was immer sie da in dieses Haus geschleppt hatten, eingehüllt in einen Kokon, es war eines ganz sicher nicht: ihr Freund. Es war…fremd. Unheimlich fremd.
    Und Matt konnte nur hoffen, dass es sich nicht als Kuckucksei entpuppte…
    Als er draußen in der Gasse in das Gesicht dieses…Wesens im Kokon geblickt hatte, war sein aller erster Impuls gewesen, eine Kugel hinein zu jagen! Was er natürlich nicht getan hatte. So weit war er schließlich noch nicht heruntergekommen, dass er auf alles, was einfach nur anders war, geschossen hätte. Allerdings hätte er die Hülle mitsamt ihres Inhaltes gern dort liegen lassen, als Staan nach ihnen gerufen und ihnen Unterschlupf in seinem Haus angeboten hatte.
    Doch damit war Aruula nicht einverstanden gewesen.
    Auch sie war zwar im ersten Moment erschrocken. Dann aber, fast noch in derselben Sekunde, war irgendetwas geschehen.
    Matt wusste nicht genau, was es gewesen war; irgendeine Art von Verständigung zwischen Aruula und dem fremdartigen Wesen. Jedenfalls etwas, das Aruula veranlasst hatte, alle Feindseligkeit und sogar Vorsicht fahren zu lassen.
    »Wir können ihn nicht hier liegen lassen!«, hatte sie protestiert, und noch ehe Matt auch nur den Versuch eines Einwandes machen konnte, hatte Aruula den Kopfteil des mittlerweile vollends gehärteten Kokon angehoben und gefordert: »Los, hilf mir!«
    Skeptisch hatte Matt mit angepackt. Keuchend unter der Last waren sie Staan durch die Kanalisation bis zu jenem Schlupfloch gefolgt, das im Keller dieses Hauses lag. Hier hatte er ihnen ein Zimmer zur Verfügung gestellt, kaum größer als eine geräumige Besenkammer. Als Schlaflager dienten Plastiksäcke, die mit Kunststoffflocken gefüllt waren, wie man sie früher zur Polsterung von Paketinhalten verwendet hatte. Matt und Aruula hatten ihren
    »Freund«, der bis dahin weder einen Laut von sich gegeben noch sonst eine Regung gezeigt hatte, auf ein solches Lager gebettet, ohne ihn aus dem Kokon zu befreien. Matt hatte ein sehr ungutes Gefühl dabei, das fremde Wesen einfach in der Kammer zurückzulassen, doch Aruula hatte ihm versichert, dass keine Gefahr

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