013 - Der Mann, der alles wußte
vielleicht für Sie tun. Haben Sie schon einmal von Saul Arthur Mann gehört? Da Sie so erstaunt sind, ist er Ihnen anscheinend unbekannt. Aber er ist schon seit langem ein guter Freund von uns, und wenn ich Ihnen diesen Herrn empfehle, erweise ich wahrscheinlich sowohl Ihnen wie ihm einen guten Dienst. Er ist kurzweg der Mann, der alles weiß.«
»Der Mann, der alles weiß?« wiederholte Mr. Minute skeptisch. »Was weiß er denn?«
»Das will ich Ihnen einmal zeigen.« Der Polizeipräsident griff zum Telefonhörer. »Wie heißt denn der Pfarrer, der mit der Sammelliste zu Ihnen kam?« fragte er, während er wählte.
»Reverend Vincent Lock.«
»Der Name des umherziehenden Glasermeisters ist Ihnen wohl nicht bekannt?«
Der Millionär schüttelte den Kopf.
»Ich weiß nur, daß man ihn im Dorf ›Waxy‹ nennt.«
»Und die Dame hieß Miss Paines, soviel ich mich erinnere.« Sir George hatte die Namen auf einen Zettel geschrieben, während er sie wiederholte. »Nun wollen wir einmal sehen -hallo, ist dort Mr. Saul Arthur Mann? - Hier ist Sir George Füller. Ich möchte Sie um eine Gefälligkeit bitten, Mr. Mann. Wollen Sie die Freundlichkeit haben, drei Namen zu notieren? Zunächst Reverend Vincent Lock, dann einen hausierenden Glaser, der unter dem Namen ›Waxy‹ bekannt ist, und schließlich eine gewisse Miss Paines - haben Sie alles aufgeschrieben? Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie uns Genaueres über die Leute mitteilen wollten.«
Mr. Minute erhob sich.
»Vielleicht lassen Sie mich später brieflich wissen, was Sie erfahren haben«, sagte er und reichte Sir George die Hand zum Abschied.
»Aber warum wollen Sie denn gerade jetzt gehen?« erwiderte der Polizeipräsident und lud ihn durch eine Handbewegung wieder zum Sitzen ein. »In ein paar Minuten erhalten Sie die Auskunft, die Sie wünschen.«
»Aber der Mann muß doch erst Nachforschungen anstellen und Erkundigungen einziehen«, entgegnete Mr. Minute verblufft.
Sir George schüttelte den Kopf.
»Das ist ja das Merkwürdige, daß dieser Mann das nicht notwendig hat. Deshalb nennt man ihn doch auch den Mann, der alles weiß. Er ist einer der sonderbarsten Leute, die den Detektivberuf ausüben. Früher haben wir einmal versucht, ihn für Scotland Yard zu gewinnen. Ich weiß nicht, ob die Regierung imstande gewesen wäre, das Gehalt zu zahlen, das er verlangt hätte. Auf jeden Fall hat er mir allerlei Unannehmlichkeiten erspart, indem er das Anerbieten rundweg abschlug.«
Im nächsten Augenblick klingelte das Telefon, und Sir George meldete sich. Mit seinem Bleistift notierte er, was er hörte.
»Ich danke Ihnen vielmals, Mr. Mann«, sagte er schließlich und legte den Hörer zurück. »Sehen Sie, Mr. Minute, hier sind Ihre Auskünfte. Reverend Vincent Lock hat eine Pfarrei in einer armen Landgemeinde in der Nähe von Manchester, und er interessiert sich sehr für die Jugendbewegung. Sein Bruder George Henry Lock führt eine unglückliche Ehe. Seine Frau hat ihn verlassen. Sie wohnt jetzt im Grand-Hotel in Eastbourne, und ihr Schwager besucht sie jeden Tag. Er gibt sich die größte Mühe, sie zur Rückkehr zu ihrem Mann zu bewegen. Damit wären also der Pfarrer und seine Verbündete erledigt. Miss Paines ist tatsächlich Gartenarchitektin. Sie hat allerdings schon zwei Prozesse wegen Bruchs von Heiratsversprechen angestrengt, und der eine ist sogar vor Gericht verhandelt worden. Zweifellos macht sie älteren Herren den Vorschlag, sie zu heiraten, und verklagt sie nachher. Nun wissen Sie, warum Miss Paines hinter Ihnen her ist. Ihr Freund Waxy hat in Wirklichkeit einen ganz anderen Namen - er heißt Thomas Cobbler und wurde schon dreimal wegen Raubes verurteilt.«
Der Präsident schaute mit vielsagendem Lächeln auf.
»Ich muß allerdings unserer eigenen Registratur Vorwürfe machen, weil sie sich nicht genügend um Waxy gekümmert hat. Nun ist also alles aufgeklärt. Ich werde dafür sorgen, daß Waxy Sie in Zukunft nicht mehr belästigt.«
»Aber nun erzählen Sie mir doch, wie der Mann das alles in so kurzer Zeit herausgebracht hat?«
Sir George zuckte die Schultern.
»Er weiß eben alles.«
An der Tür verabschiedete er sich von seinem Besucher.
»Wenn Sie in Zukunft wieder beunruhigt werden sollten, kann ich Ihnen nur den guten Rat geben, sich an Mr. Saul Arthur Mann zu wenden. Sein Büro liegt in der Backwell Street, und zwar in dem Haus, das früher der South American Stock Exchange gehörte. Sie haben mir nicht gesagt, warum Sie sich
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