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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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entgegnete er schließlich kurz. »Ich habe ihn auf hunderterlei verschiedene Weise erprobt, und es hat sich gezeigt, daß er immer zuverlässig ist. Ja, er ist mir geradezu unentbehrlich geworden, was ich von Frank niemals behaupten könnte. Sicher ist der Junge in seiner Art auch ein guter Charakter, aber er tut manches, was mir nicht sympathisch ist. Er interessiert sich auch zuviel für Sport und treibt sich gern herum.«
    May mußte über die Worte ihres Onkels lachen.
    »Ich möchte dir noch eine Mitteilung machen«, fuhr John Minute fort. »Deshalb habe ich dich heute hauptsächlich zum Essen eingeladen. Ich bin sehr reich, das weißt du. Ich habe Millionenvermögen erworben und wieder verloren. Aber ich habe noch genug, um meinen Erben große Werte zu hinterlassen, und dir vermache ich zweihunderttausend Pfund.«
    Sie sah ihn erstaunt an.
    »Aber Onkel!«
    Er nickte.
    »Es ist nicht der vierte Teil meines Vermögens. Aber dieses Geld macht dich unabhängig, wenn ich einmal nicht mehr am Leben sein sollte.«
    Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und sah sie durchdringend an.
    »Ich werde meine Ansicht darüber nicht mehr ändern. Du tust nichts, was ich nicht gern sehe - das weiß ich. Und selbst wenn du Frank heiraten würdest, sollst du deine zweihunderttausend Pfund erhalten, obwohl mir diese Ehe wirklich sehr unsympathisch wäre. Nur um eines möchte ich dich bitten, liebe May«, sagte er freundlicher, als es sonst seine Art war, »triff deine Entscheidung nicht vor Ende der nächsten vierzehn Tage.«
    Er winkte einem Kellner, zahlte und brachte May zu einem Wagen.
    »Nächste Woche bin ich wieder in der Stadt«, sagte er noch.
    Er sah dem Auto nach, bis es im Verkehrsstrom auf dem Strand verschwand; dann rief er ein anderes Taxi an und fuhr zu Mr. Saul Arthur Mann.

6
    In der Backwell Street in der City von London steht ein prachtvolles Gebäude, das früher einmal Sitz der South American Stock Exchange war. Der Zusammenbruch dieser bedeutenden Börsenmaklerfirma traf viele Tausende schwer. Die goldenen Aufschriften an den Fenstern waren längst verschwunden, und das große Messingschild der Gesellschaft war jetzt durch eine kleine, unscheinbare Tafel ersetzt.
    SAUL ARTHUR MANN konnte man auf ihr lesen.
    Nur wenige wußten, welchen Beruf Mr. Mann eigentlich hatte. Er beschäftigte viele Angestellte. In seinen Büroräumen standen große Regale, und seine Registratur war umfangreicher als die der drei größten Firmen in der City zusammengenommen. Er bekam ungewöhnlich viele Briefe und Postsendungen, und er hielt sich wie seine Angestellten genau an die Bürostunden.
    Seine Karriere war wohlbekannt. Als Sekretär eines Börsenmaklers hatte er leidenschaftlich Zeitungsausschnitte gesammelt, die sich auf politische, geographische und meteorologische Daten der Gegenden bezogen, an denen die großen Aktiengesellschaften interessiert waren. Und nach und nach hatte er einen Briefwechsel entfaltet, der sich über die ganze Welt erstreckte. Sobald ihn die ersten Nachrichten von Streiks in den Goldminen erreichten, operierten seine Börsenagenten sofort der Lage entsprechend, und die Aktien der betroffenen Gesellschaft begannen zu fallen.
    Wenn seine Vertreter an der Börse von Liverpool diesjährige Baumwolle in großen Mengen aufkauften, schlossen die Eingeweihten daraus, daß Mr. Mann von großen Sturmschäden in den Vereinigten Staaten benachrichtigt worden war, die die Baumwollernte gefährdeten. Als die Teeplantagen Ceylons einmal von einer merkwürdigen Krankheit verheert wurden, bekam er ein Telegramm von über sechshundert Worten. Alle Einzelheiten und Lebensgewohnheiten der Insekten, die den Schaden verursacht hatten, waren darin beschrieben. Das Telegramm traf um zwei Uhr nachmittags ein, und schon um drei begann der Preis für Tee zu steigen.
    Mr. Mann erwarb ein großes Vermögen, aber mit der Zeit traten seine Börsengeschäfte in den Hintergrund. Er besaß ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis und verfügte über eine unheimlich große Registratur. Mit dem größten Fleiß sammelte er alle möglichen Nachrichten und zahlte viel Geld für Informationen, die eigentlich nichts mit finanziellen Transaktionen zu tun hatten. Er interessierte sich zum Beispiel für die Gründe, die einen höheren Verwaltungsbeamten in einem abseitsgelegenen Teil Indiens plötzlich zwangen, nach England zurückzukehren, bevor seine Dienstzeit beendet war.
    Sein Verlangen nach immer neuen Tatsachen war unersättlich. Von

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