013 - Der Mann, der alles wußte
der Finanz ging er zur Politik und zu den Persönlichkeiten über, die sie machten. Seine Beobachtungen ermöglichten es ihm, ziemlich richtig vorauszusagen, was sich in den einzelnen Ländern ereignen würde.
Persönlich lebte er sehr einfach und wohnte in einem alten Haus in Streatham. Er kannte keine andere Zerstreuung als die merkwürdige Leidenschaft, Nachrichten zu sammeln und zu kombinieren. In zahllosen Fällen hatte er die Polizei unterstützen können, und er war so stolz auf den Erfolg seiner Nachforschungen, daß er eine besondere Abteilung für Kriminalfälle einrichtete. Scotland Yard war auf diese mit unendlichem Scharfsinn aufgebaute Registratur geradezu eifersüchtig.
John Minute stieg aus und betrachtete verwundert das Firmenschild. Bei dem Eintritt in die große Halle überreichte er einem Boy seine Karte und ließ sich dann in dem hübsch eingerichteten Wartezimmer nieder.
Fünf Minuten später wurde er in das Büro des Mannes geführt, der alles wußte. Der kleine Herr stand vom Schreibtisch auf und ging seinem Besucher halb entgegen. Er sah Mr. Minute durch seine goldene Brille strahlend an, während er ihn aufforderte, in einem großen Sessel Platz zu nehmen.
»Der Polizeipräsident hat Sie hierhergeschickt«, behauptete er. »Ich weiß es genau, denn er hat mich heute morgen angerufen und sich nach drei Leuten erkundigt. Zufällig weiß ich, daß diese drei Ihnen unangenehm sind. Was kann ich für Sie tun, Mr. Minute?«
Der Millionär lehnte sich zurück, streckte die Beine aus und sah ihn prüfend an.
»Sie können mir einmal sagen, was Sie über mich wissen.«
Mr. Mann ging zu seinem Schreibtisch zurück.
»Soviel Zeit habe ich nicht, aber ein paar Daten kann ich Ihnen immerhin geben.«
Er drückte auf einen Klingelknopf, öffnete dann einen großen Index und suchte eifrig darin.
»Bringen Sie mir die Akte 8874«, beauftragte er den Angestellten, der eintrat.
John Minute betrachtete das Aktenstück verwundert, das hereingebracht wurde, denn es war ein verhältnismäßig kleines, in grauen Stoff gebundenes Buch.
»Ich will Ihnen verschiedenes vorlesen.«
Mit diesen Worten schlug Mr. Mann das Buch auf.
»Vorher möchte ich noch bemerken, daß hier keine Namen erwähnt werden. Niemand außer mir selbst weiß, welche Persönlichkeit sich hinter Nr. 8874 verbirgt.«
Er strich wie liebkosend mit der Hand über den Index, der vor ihm lag.
»Sehen Sie, hier sind die Namen verzeichnet. Wenn ich das Büro verlasse, liegt dieses Buch wohlverwahrt hinter drei Stahlgittern, und wenn ich einmal sterben sollte, wird es mit mir verbrannt.«
Dann las er mit monotoner Stimme eine Viertelstunde lang vor.
John Minute richtete sich auf und lauschte gespannt. Er kniff die Augen zusammen, aber er unterbrach Mr. Mann nicht, bis dieser zu Ende war.
»Die Hälfte von allem, was Sie da gesagt haben, ist Lüge. Manches ist durch Klatsch verbreitet worden, aber der größte Teil ist frei erfunden.«
Saul Arthur Mann schloß das Buch und schüttelte den Kopf.
»Was hier steht« - er klopfte mit dem Finger auf den Deckel des Buches -, »ist wahr. Ich gebe allerdings zu, daß es nicht die Wahrheit ist, die Sie gern hören möchten. Ich lasse in die Akten nur Tatsachen eintragen, von deren Richtigkeit ich mich persönlich überzeugen konnte. Wie es in der Eidesformel heißt: Dies ist die Wahrheit, die volle Wahrheit und nichts als die Wahrheit, Mr. Minute.«
Das sonst so gutmütige Gesicht des kleinen Herrn war vor Ärger rot geworden.
»Angenommen, es wäre die Wahrheit - welche Summe fordern Sie für dieses Aktenstück und die Dokumente, die diese Wahrheit beweisen?«
Mr. Mann lehnte sich nachdenklich zurück.
»Wie hoch beläuft sich Ihr Vermögen?«
»Wenn Sie alles wissen, müßte Ihnen auch das bekannt sein«, entgegnete der Millionär herausfordernd.
Mr. Mann nickte.
»Bei dem jetzigen Stand der Kurse schätze ich es auf eine Million zweihundertsiebzigtausend Pfund.«
John Minute schaute ihn verblüfft an.
»Das ist sehr genau«, gab er widerstrebend zu.
»Nun gut. Selbst mit einer Summe, die fünfzigmal so groß ist wie Ihr Vermögen, könnten Sie dieses Aktenstück nicht kaufen.« Er erhob sich. »Aber ich fürchte, daß ich Ihre Zeit unnütz in Anspruch nehme.«
»Durchaus nicht«, erwiderte Mr. Minute barsch. »Aber bevor ich gehe, möchte ich doch noch wissen, welchen Gebrauch Sie von Ihren Kenntnissen machen wollen.«
Der kleine Mann streckte verzweifelt die Hände aus.
»Sie
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