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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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entscheiden soll.«
    Frank lächelte traurig.
    »Das ist ja meine große Sorge, Liebling. Das quält mich mehr als alles andere.«
    Sie stand an der Tür und hatte die Hand schon auf die Klinke gelegt, aber nun zögerte sie. Ihr Wesen war kühl und zurückhaltend. Trotz ihrer einundzwanzig Jahre sah sie eigentlich mehr wie ein großes, gesundes Schulmädchen aus.
    »Ich bin der letzte, der über Unglück redet«, fuhr Frank fort. »Aber es ist mir wirklich noch nicht gutgegangen im Leben. Schon von Anfang an stand ich mit Onkel John schlecht. Er konnte weder meinen Vater noch dessen Familie leiden, denn mein Vater hatte einen leichtsinnigen Charakter, war stets in Schwierigkeiten und wandte sich immer an John Minute um Hilfe. Es tut mir wirklich leid, daß ich das über ihn sagen muß.«
    Sie nickte.
    »Ich weiß es«, erwiderte sie mitfühlend.
    »Mein Vater war aber trotzdem nicht so schlimm, wie Onkel John annimmt. Er hatte auch seine guten Seiten. Nur trank er immer mehr, als für ihn gut war.«
    Sie kannte die Geschichte von Dr. Merril. John Minute hatte sie ihr kurz, aber sehr drastisch erzählt. Daher wußte sie auch, durch welche Umstände Dr. Merril sowohl finanziell wie moralisch ruiniert worden war.
    »Frank, wenn ich dir in irgendeiner Weise helfen kann, will ich es gern tun.«
    »Du kannst mir dadurch helfen, daß du mich heiratest«, erklärte er fest.
    Sie sah ihn überrascht an.
    »Wann sollte ich dich denn heiraten?« fragte sie verwirrt.
    »Jetzt gleich oder nächste Woche. Auf jeden Fall bald.« Er lächelte, trat dicht an sie heran und nahm ihre Hand in die seine. »Liebe May, du weißt, daß ich dich liebe, daß ich alles für dich tue, was in meinen Kräften steht. Kein Opfer ist mir zu groß für dich.«
    »Du mußt mir Zeit lassen, darüber nachzudenken -«
    »Weiche mir bitte nicht aus«, bat er. »Du weißt nicht, wie sehr ich dich brauche. Onkel John hat dir viel über mich erzählt, aber hat er auch gesagt, daß meine einzige Hoffnung, von ihm unabhängig zu werden, darin liegt, daß ich vor Vollendung meines vierundzwanzigsten Lebensjahres heirate? Und ich möchte doch unabhängig werden von ihm, seinen Millionen und seinem Einfluß. Ich kann dir gar nicht sagen, wie verheerend er auf mich wirkt.«
    »Frank!«
    »Es ist wahr. Ich kann dir im Augenblick nicht mehr mitteilen.
    Aber John Minute weiß es. Wenn ich innerhalb der nächsten zehn Tage heirate, brauche ich mich um ihn und sein Geld nicht mehr zu kümmern und bin von seinem Erbe und seiner Protektion unabhängig.«
    »Das hast du mir früher noch nie gesagt.« Sie starrte ihn erschrocken an.
    Er schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Es gibt gewisse Dinge, die ich dir nicht sagen darf, May, und anderes, was du erst verstehen wirst, wenn wir verheiratet sind. Ich bitte dich, vertraue mir.«
    »Aber angenommen, du heiratest nun nicht innerhalb von zehn Tagen - was passiert dann?« fragte sie mit stockender Stimme.
    Er zuckte die Schultern.
    »Ich bin in jeder Beziehung Onkel John ausgeliefert. Dann muß ich eben auf die einzige Möglichkeit warten, die mich freimacht, und das ist sein Tod. Es tut mir leid, daß ich so sprechen muß, denn ich habe ihn wirklich gern, ich schätze ihn sogar sehr. Aber das ist nun einmal die volle Wahrheit. Und ich möchte eben John Minute nicht so gegenüberstehen.« Er hielt ihre Hand und sah sie ernst an. »Ich möchte nicht gezwungen sein, auf sein Ende zu warten. Du glaubst nicht, was es bedeutet, wenn man immer mit sich kämpfen muß und sich über jede Krankheit freut, die ihm eventuell verhängnisvoll werden kann. Es ist schlecht von mir, daß ich so rede, aber wenn du in meiner Lage wärst, wenn du alles wüßtest, was ich weiß, dann würdest du mich verstehen.«
    May war sehr erregt. Das anfänglich so harmlose Gespräch hatte sich katastrophal entwickelt, und May war nicht mehr Herrin der Situation. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Sie wurde plötzlich als Schiedsrichter angerufen und sollte zwischen den beiden Männern entscheiden denen sie zugetan war. Und selbst in diesem Augenblick dachte sie mit einer gewissen Sehnsucht an das intelligente, ruhige Gesicht und die ernsten, dunklen Augen Jasper Coles.
    »Ich muß in Ruhe darüber nachdenken. Vielleicht begleitest du mich heute besser nicht.«
    Er nickte.
    »Du hast recht.«
    Langsam ließ er ihre Hand los und ging fort.
    Für May war diese Szene ungewöhnlich aufregend gewesen. Welcher außerordentliche Grund mochte Frank zwingen, sich

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