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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Zeuge lächelnd.
    »Aber von Ihnen ganz besonders. Haben Sie sich nicht mit orientalischen Sprachen beschäftigt?«
    »Ja, ich habe Orientalistik studiert.«
    »Haben Sie sich auch schon mit Hypnotismus befaßt?« »Ja.«
    »Haben Sie hypnotische Experimente gemacht?«
    »Ja, und zwar mit Tieren.«
    »Auch mit Menschen?«
    »Nein.«
    »Sie haben sich auch mit der Zusammensetzung narkotischer Mittel und deren Wirkung beschäftigt?«
    Der Rechtsanwalt lehnte sich bei diesen Worten vor und sah den Zeugen mit halbgeschlossenen Augen an.
    »Ich habe Experimente mit gewissen Kräutern und Pflanzen gemacht«, gab Jasper nach kurzem Zögern zu. »Ich hatte eigentlich die Absicht, Arzt zu werden, und habe mich deshalb sehr für narkotische Mittel interessiert.«
    »Kennen Sie Cannabis indica?« fragte der Rechtsanwalt, nachdem er einen Blick in seine Papiere geworfen hatte.
    »Ja - das ist indischer Hanf.«
    »Kann man Einspritzungen mit dem aus Cannabis indica gewonnenen Haschisch machen?«
    »Ich glaube nicht. Aber vielleicht kann ich Ihnen eine Erklärung geben, denn ich sehe jetzt, worauf Sie hinauswollen. Vor langer Zeit sagte ich Frank Merril einmal, daß eine Einspritzung von Haschisch, einer gewissen Dosis Opium und Hyoszyamin einen merkwürdigen Effekt hervorrufe.«
    »Kann man den Willen eines Menschen schwächen oder sogar ausschalten, wenn man ihm dieses Gift dauernd in kleinen Mengen beibringt?«
    »Ja.«
    Der Verteidiger wandte sich nun einem anderen Punkt zu.
    »Kennen Sie den Osten Londons?«
    »Ja. Oberflächlich.«
    »Auch Silvers Rents?« »Ja.«
    »Gehen Sie öfters dorthin?«
    »Ja, sogar regelmäßig.«
    Die Bereitwilligkeit, mit der Jasper das zugab, setzte sowohl Frank als auch May in Erstaunen. Je länger sich das Kreuzverhör hinzog, desto mehr drängte sich ihr das Gefühl auf, daß sie Jasper Cole irgendwie verraten habe. Mit größter Verwunderung hörte sie von seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Sie wußte wohl, daß er im Laboratorium arbeitete, aber niemals hatte sie geglaubt, daß seine Experimente von derartiger Bedeutung waren und sich auf so gewagte Gebiete bezogen.
    Einen Augenblick stiegen Zweifel in ihr auf, und sie fragte sich, ob Jasper wirklich ärztliche Interessen verfolgt habe. Aber dann erinnerte sie sich dunkel daran, daß er sich tatsächlich mit Medizin beschäftigte. Er hatte ja auch die merkwürdigen Mittel hergestellt, die sie so schnell und wirksam von ihren Kopfschmerzen befreit hatten. Sollte er wirklich...? Aber sie wies diesen Gedanken von sich, als ob er ihrer unwürdig wäre. Als jedoch seine geheimnisvollen Ausflüge nach Silvers Rents zur Sprache kamen, wuchs ihre Erregung. Wie würde er sich aus diesen Widersprüchen herausziehen?
    »Warum gingen Sie eigentlich so häufig nach Silvers Rents?« fragte der Anwalt.
    Der Zeuge schwieg.
    »Ich will meine Frage wiederholen. Welche Absicht verfolgten Sie mit Ihren Besuchen in dieser Gegend?«
    »Darauf muß ich die Antwort verweigern«, entgegnete Jasper kühl. »Ich gebe nur zu, daß ich häufig nach Silvers Rents ging.«
    »Und warum antworten Sie nicht auf diese Frage?«
    »Ich lehne es auch ab, meine Gründe hierfür zu nennen.«
    Der Richter machte sich eine kurze Notiz.
    »Ich möchte behaupten«, sagte der Verteidiger mit erhobener Stimme, »daß Sie sich in Silvers Rents umkleideten und eine andere Persönlichkeit annahmen.«
    »Das will ich nicht abstreiten - man könnte es so bezeichnen«, gab Cole zu.
    May hielt den Atem an, als Jasper so kühl, sicher und selbstbewußt auftrat.
    »Und ich möchte sogar die Vermutung aussprechen«, fuhr der Verteidiger fort, »daß sich Jasper Cole dort in Rex Holland verwandelte.«
    Diese Worte riefen große Erregung im Gerichtssaal hervor. Die Leute sprachen miteinander, und der Gerichtsdiener hatte Mühe, die Ruhe wiederherzustellen.
    »Ihre Vermutung ist absurd«, entgegnete Jasper gelassen. »Wenn Sie hier eine derart beleidigende Äußerung tun, müssen Sie Zeugen dafür beibringen.«
    »Welche Zeugen ich aufrufe, ist meine Sache«, erwiderte der Verteidiger scharf.
    »Es ist aber jedenfalls auch Sache Mr. Coles«, unterbrach ihn der Richter. »Da Sie Holland der Mittäterschaft an dem Mord bezichtigen und annehmen, daß Jasper Cole mit Rex Holland identisch ist, müssen Sie natürlich Zeugen beibringen, um eine so schwere Anklage zu beweisen.«
    »Ich bin nicht darauf vorbereitet, Zeugen zu diesem Punkt vernehmen zu lassen. Wenn Sie glauben, daß die Frage zu Unrecht

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