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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gestellt ist, werde ich sie zurückziehen.«
    Der Richter nickte und wandte sich an die Geschworenen.
    »Sie müssen diese Frage als nicht gestellt betrachten. Der Verteidiger wollte nur beweisen, daß eine Person ebenso leicht in der Rolle von Rex Holland auftreten konnte wie eine andere. Wir haben hier keine sicheren Beweise. Der Verteidiger wollte nicht behaupten, daß Mr. Cole mit dem ungesetzlichen Vorsatz nach Silvers Rents ging, ein Verbrechen zu begehen. Die häufigen Besuche des Zeugen stehen möglicherweise in gar keinem Zusammenhang mit dem Mord, und Mr. Cole wünscht nicht darüber zu sprechen.«
    Nach diesem Zwischenfall war die Frage erledigt, und der Verteidiger kam nun zum Mordabend selbst.
    »Wann kamen Sie an dem Abend der Tat nach Hause?«
    »Kurz nach Einbruch der Dunkelheit.«
    »Waren Sie vorher in London gewesen?«
    »Ja, ich bin von Bexhill zu Fuß nach Hause gegangen.«
    »Es war also bereits dunkel, als Sie in Weald Lodge ankamen?«
    »Ja, nahezu.«
    »Waren die Dienstboten im Haus oder nicht?«
    »Sie waren alle ausgegangen.«
    »War Mr. Minute angenehm berührt, als er Sie so unerwartet wiedersah?«
    »Ja. Er hatte mich schon früher erwartet.«
    »Sagte er Ihnen, daß Mr. Merril an diesem Abend nach Weald Lodge kommen würde?«
    »Das wußte ich schon vorher.«
    »Nach Ihrer Angabe bat er Sie, sich zurückzuziehen, weil er allein mit seinem Neffen sprechen wollte?«
    »Ja.«
    »Und da Sie Kopfschmerzen hatten, gingen Sie nach oben und legten sich angekleidet aufs Bett?«
    »Ja.«
    »Was hatten Sie in Bexhill gemacht?«
    »Als ich von London abfuhr, bin ich zufällig in den falschen Teil des Zuges gestiegen.«
    Der Assistent des Verteidigers lehnte sich vor und flüsterte ihm schnell etwas ins Ohr.
    »Ja, ja«, erwiderte der Rechtsanwalt ärgerlich und wandte sich wieder an den Zeugen. »Ihre Fahrkarte ist in Bexhill gefunden worden. Haben Sie jemals in Ihrem Leben Mr. Rex Holland gesehen?«
    »Nein.«
    »Sind Sie niemals einer Person dieses Namens begegnet?«
    »Nein.«
    Mit diesen an sich unbedeutenden Fragen schloß das Kreuzverhör.
    Nach den Schlußworten des Verteidigers faßte der Richter das Resultat des Prozesses noch einmal zusammen. Es erschien jetzt nicht mehr zweifelhaft, wie das Urteil ausfallen würde.
    Zwanzig Minuten blieben die Geschworenen fort, dann kehrten sie zurück, und ihr Obmann verkündete:
    »Nicht schuldig!«
    Der Richter entließ Frank ohne weitere Bemerkung.
    Mr. Merril trat als ein freier Mann aus dem Gerichtsgebäude, aber sein Ruf war ruiniert.

13
    Zwei Monate nach der großen Gerichtsverhandlung verließ Frank Merril an einem warmen Oktobertag den großen weißen Dampfer, der ihn von Lausanne über den Genfer See gebracht hatte. Er reichte seinen Koffer einem Träger und stieg in das Hotelauto. Es war Viertel vor vier. May sollte erst um halb fünf eintreffen. Im Hotel erfrischte er sich und zog sich um. Dann erkundigte er sich in der Halle, ob seine telegrafischen Anordnungen ausgeführt seien.
    May erschien nach einiger Zeit in Begleitung Mr. Manns, der eine seiner seltenen Erholungsreisen machte. Nur einmal hatte sie Frank nach dem Prozeß noch gesehen. Am Morgen nach der Urteilsverkündung hatte er mit ihr zusammen gefrühstückt, aber sie hatten damals nur wenig miteinander gesprochen. Noch am selben Nachmittag war er nach Frankreich und der Schweiz abgereist. Er verfügte nicht über große Summen, hatte aber doch genügend Geld für seine Bedürfnisse. Jasper Cole hatte das für Frank ausgesetzte Legat nicht angefochten.
    Zwei Monate hatte sich Merril in Frankreich, Spanien und Italien aufgehalten; dann war er vom Lago Maggiore in die Schweiz gefahren.
    Er war ein wenig ernster und in seinen Bewegungen ruhiger und gemessener geworden. Äußerlich konnte man ihm aber nicht ansehen, welche schweren Erlebnisse er hinter sich hatte. Das war Mays erster Gedanke, als sie in die Hotelhalle trat und ihn begrüßte.
    Im Gegensatz zu ihm hatte sie sich bedeutend verändert, denn sie befand sich in dem Alter, in dem ein paar Monate viel ausmachen. Sie hatte sich nicht nur körperlich entwickelt, sondern war auch in ihrem Wesen mehr zur Frau herangereift.
    »Aber May«, sagte er erstaunt, »du siehst ja ganz anders aus als früher!«
    Sie lachte. »Du willst mir doch nicht etwa Komplimente machen?« fragte sie fröhlich.
    Sie trug elegante Kleidung und verstand es auch, sich als Dame darin zu bewegen. Von dem kecken kleinen Hut bis zu den aparten Schuhen sah

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