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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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bald in unserer Nahe ist.«
    »Kommt er denn auch in die Schweiz?« erkundigte sich Frank erstaunt.
    »Nein, ich meine nur das Festland. Wir sind dann doch nicht mehr durch das Meer voneinander getrennt«, entgegnete sie verlegen.
    »Das klingt ja ganz romantisch«, erwiderte Frank kurz.
    Sie wandte sich ihm schnell zu.
    »Du mußt Jaspers wegen nicht böse sein«, sagte sie rasch. »Er spricht niemals unfreundlich von dir.«
    »Ich sehe auch gar nicht ein, warum er das tun sollte. Aber wir wollen nicht mehr über ein Thema sprechen, das -«
    »Was wolltest du sagen?« fragte sie herausfordernd.
    »Das immer eine strittige Frage zwischen uns gewesen ist«, entgegnete Frank diplomatisch.
    Sie begleitete ihn zum Bahnhof, und als er aus dem Fenster sah und ihr zum Abschied zuwinkte, kam sie ihm so begehrenswert und schön vor wie nie zuvor.
    In den Nachmittagsstunden des Tages, an dem Frank Merril im Pariser Zug der Schweizer Grenze entgegenfuhr, betrat Mr. Rex Holland das Palace-Hotel in Montreux und nahm an einem Tisch des Restaurants Platz. Zu dieser Zeit hielten sich nur wenige Gäste in dem großen Raum auf. Der Oberkellner Giovanni erkannte ihn.
    »Ah, M'sieur, sind Sie schon von England zurück? Ich hatte Sie erst zu Beginn der Wintersportsaison erwartet. Ist es in Paris etwa auch langweilig?«
    »Ich bin nicht in Paris gewesen«, entgegnete Mr. Holland kurz. »Man kann auf den verschiedensten Wegen in die Schweiz kommen.«
    »Aber nur wenige sind so angenehm wie der über Paris.«
    Der Gast sagte nichts darauf. Er studierte die Speisekarte und sah gelangweilt und müde aus, als ob er eine lange Reise hinter sich hätte.
    »Sagen Sie, Giovanni, wohnt ein Mr. Merril im Hotel?« fragte er, nachdem er das Essen bestellt hatte.
    »Nein, M'sieur. Ist Mr. Merril Ihr Freund?«
    Rex Holland lächelte.
    »In gewisser Weise ist er mein Freund, in gewisser Weise auch nicht«, antwortete er ausweichend und gab keine weitere Erklärung, obwohl Giovanni mit geneigtem Kopf darauf wartete.
    Nach dem Abendessen ging er in die Stadt, kehrte aber bald wieder ins Hotel zurück und vertiefte sich im Schreibzimmer in die Fremdenliste, die in englischer Sprache über Ankunft und Abreise aller Besucher von Lausanne, Montreux, Genf und vielen anderen Orten Auskunft gab. Dann nahm er einen Bogen und ein Kuvert und schrieb an Frank Merril, Esq., Hotel La France, Genf. Nachdem er den Brief zum Postkasten des Hotels gebracht hatte, legte er sich zur Ruhe.
    »Es ist ein Brief für Frank angekommen«, sagte May. »Ich möchte doch wissen, ob das die Antwort seines Agenten ist.«
    Als sie die Adresse genauer ansah, entdeckte sie, daß er in Montreux aufgegeben worden war.
    »Das Schreiben kommt sicher von dem Agenten«, meinte Mr. Mann.
    »Dann werde ich es öffnen. Der arme Frank! Schade, daß ihn die Nachricht nicht noch hier erreicht hat.«
    Sie schnitt das Kuvert auf und zog den Bogen heraus. Mr. Mann bemerkte, daß sie bleich wurde, und nahm den Brief, den sie ihm zitternd reichte.
    Mein lieber Frank Merril, geben Sie mir noch einen Monat Zeit, dann können Sie die ganze Geschichte veröffentlichen.
    Ihr Rex Holland
    Mr. Mann starrte verblüfft auf die wenigen Worte.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte May leise.
    »Das bedeutet, daß Merril jemand in Schutz nimmt. Es bedeutet -« Plötzlich leuchteten seine Augen erregt auf.
    »Sehen Sie einmal diese Schrift an«, stieß er atemlos hervor.
    Sie schaute noch einmal auf den Bogen. Zuerst verstand sie nicht, was er meinte, aber dann riß sie ihm plötzlich das Blatt aus der Hand und knüllte es zusammen.
    »Diese Handschrift sollte ich doch kennen«, sagte Mr. Mann. »Ich habe sie schon vorher gesehen. Natürlich - es ist die Handschrift Jasper Coles!«
    Sie sah ihm fest in die Augen, aber ihr Gesicht war noch bleicher geworden.
    »Mr. Mann, ich glaube, Sie irren sich«, sagte sie bestimmt.

14
    Mr. Mann kehrte nach England zurück und teilte Frank die Neuigkeit mit, als er in dessen Hotel in der Jermyn Street mit ihm zusammentraf. Merril lauschte seinen Worten, ohne ihn zu unterbrechen.
    »Ich fuhr natürlich sofort nach Montreux. Der Briefbogen trug zwar nicht den Namen des Hotels, in dem er geschrieben war, aber ich konnte ohne große Schwierigkeit feststellen, daß es sich um das Palace-Hotel handelte. Der Oberkellner kannte auch Mr. Rex Holland, der häufig dort verkehrt und stets große Trinkgelder gibt. Ich erfuhr auf meine Fragen, daß der Mann in guten Verhältnissen leben muß.

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