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013 - Der Mann, der alles wußte

013 - Der Mann, der alles wußte

Titel: 013 - Der Mann, der alles wußte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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seine Theorien fielen in nichts zusammen.
    »Und was ist aus Ihrer Schwester geworden?«
    Jaspers Züge verdüsterten sich.
    »Seit kurzer Zeit kenne ich ihren Aufenthalt. Eine Zeitlang wohnte sie in Camden Town, Flowerton Road Nr. 69. Jetzt hat sie ein Zimmer in meiner Nähe, und ich lasse sie Tag und Nacht bewachen - ebenso sorgfältig, wie Mr. Manns Agenten dich beobachten«, fügte er hinzu und lächelte May an.
    »Wer beobachtet mich?« fragte sie erstaunt.
    Mr. Mann wurde rot.
    »Es geschah nur, damit Ihnen nichts zustoßen sollte«, entschuldigte er sich verlegen.
    »Ihre Absicht war an sich gut, aber leider haben Sie zu spät daran gedacht«, meinte Jasper.
    Mr. Mann kehrte zu seinem Büro zurück, und seine Gedanken wirbelten durcheinander. Aber als methodischer Mann trug er erst alle neuen Tatsachen in die Akten ein, bevor er weiter über den Fall nachdachte.
    Er machte sich Vorwürfe, weil er die Beziehungen zwischen Jasper Cole und John Minute nicht vollständig herausbekommen hatte, aber er arbeitete fieberhaft an der Lösung des Problems weiter.
    Als er um elf Uhr abends nach Hause gehen wollte, klopfte der Portier und teilte ihm mit, daß ihn eine Dame zu sprechen wünsche.
    »Es ist doch jetzt zu spät«, entgegnete Mr. Mann erstaunt. »Sagen Sie ihr, daß sie morgen vormittag wiederkommen soll.«
    »Das habe ich ihr schon gesagt, aber sie besteht darauf, noch heute abend mit Ihnen zu sprechen.« »Wie heißt sie denn?« »Mrs. Merril.«
    Mr. Mann sank wieder in seinen Sessel.
    »Führen Sie die Dame herein«, sagte er schwach.
    Er erkannte sie sofort wieder, als sie ins Zimmer trat. Sie trug ein einfaches Kleid ohne jeden Schmuck, war aber sehr hübsch. Scheu sah sie sich um.
    »Nehmen Sie bitte Platz«, sagte Mr. Mann freundlich. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin Mrs. Merril«, sagte sie leise.
    »Ja, das hat mir der Portier schon mitgeteilt. Aber Sie sind so aufgeregt - was fehlt Ihnen denn?«
    »Ach, ich fürchte mich so entsetzlich«, erwiderte sie schaudernd. »Wenn er erfährt, daß ich hier gewesen bin, dann - «
    »Sie brauchen sich jetzt nicht mehr zu fürchten. Setzen Sie sich doch bitte.«
    Er ging in das anstoßende Zimmer, wo ein Telefon stand, und rief May an. Sie war ausgegangen, und er hinterließ die dringende Nachricht für sie, daß sie nach ihrer Rückkehr sofort mit Jasper in sein Büro kommen möchte. Als er wieder eintrat, saß Mrs. Merril auf der Kante eines Sessels und zerknüllte ein Taschentuch in ihrer Hand.
    »Ich habe von Ihnen gehört«, begann sie. »Er hat einmal von Ihnen gesprochen, bevor wir mit Mr. Crawley nach dem Haus in Sussex fuhren. Die beiden wollten später eine andere Dame dort hinbringen, und ich sollte nach ihr sehen. Aber er -«
    »Wer ist denn dieser Er?«
    »Mein Mann.«
    »Wie lange sind Sie verheiratet?«
    »Ich bin schon vor langer Zeit mit ihm von Hause fortgelaufen, aber ich habe ein fürchterliches Leben geführt. Es war Mr. Crawleys Gedanke. Er sagte mir, daß er mich wieder mit meiner Mutter und Jasper zusammenbringen würde, wenn ich Mr. Merril heiratete. Aber er war so entsetzlich schlecht zu mir...«
    Sie schauderte wieder.
    »Wir haben immer nur in möblierten Häusern gewohnt, bald hier und bald dort. Meistens war ich allein, und ich durfte nie ohne Begleitung ausgehen. Mein Leben war eine einzige Gefangenschaft.«
    Sie sprach nur mit schwacher Stimme und schien dem Zusammenbruch nahe zu sein.
    »Wie heißt denn Ihr Mann?«
    »Frank Merril«, erwiderte sie erstaunt. »Mr. Crawley hat mir das wenigstens gesagt. Stimmt es nicht?«
    Mr. Mann schüttelte den Kopf.
    »Mein armes Kind«, sagte er liebenswürdig und teilnahmsvoll. »Ich fürchte, Sie sind furchtbar betrogen worden. Der Mann, den Sie unter dem Namen Frank Merril geheiratet haben, ist ein Betrüger.«
    Sie sah ihn fassungslos an.
    Mr. Mann nickte.
    »Er hat den Namen eines guten und ehrenwerten Mannes angenommen und unter diesem Deckmantel schwere Verbrechen begangen. Hoffentlich gelingt es uns, Sie und die Menschheit von diesem Schuft zu befreien.«
    Sie starrte ihn immer noch verständnislos an.
    »Er hat mich stets belogen«, sagte sie dann langsam. »Aber es klang alles so natürlich, was er sagte, daß man ihm Glauben schenken mußte. Ich wußte, daß manche Dinge nicht stimmten, die er mir erzählte, zum Beispiel, daß mein Bruder gestorben sei. Am nächsten Tag fand ich seinen Namen nämlich in der Zeitung, und deshalb bin ich zu Ihnen gekommen. Kennen Sie Jasper

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