013 - Der Mann, der alles wußte
gewonnen.«
»Hoffentlich!« erwiderte Jasper in guter Laune.
»Es kann sein, daß dieser Einfluß auf natürliche Weise zustande gekommen ist, aber«, Mr. Mann lehnte sich vor und klopfte bei jedem Wort, das er sprach, auf den Tisch, »es könnte auch ein Einfluß sein, den ein Mediziner und kluger Chemiker durch narkotische Mittel hervorgerufen hat, um den Willen seines Opfers zu lahmen.«
»Nehmen Sie etwa an, daß ich Miss Nuttall Rauschgifte beigebracht hätte?«
»Ja.«
Jasper Cole lächelte.
»Dann möchte ich wissen, wie Sie sich das vorstellen und durch welche geheimnisvollen Mittel ich das erreicht haben soll.«
»Das werden Sie selbst am besten wissen«, erwiderte Mr. Mann. »Aber noch etwas anderes, Mr. Cole, und dieser Punkt ist für mich eigentlich der Hauptgrund, der eine Verbindung May Nuttalls mit Ihnen verbietet. Ich besitze ihr Vertrauen, und ich hoffe, daß sie auf meinen Rat hören wird.«
»Und was ist das für ein Grund?«
»Da die Sache Ihren Charakter angeht, fällt es mir sehr schwer, darüber zu sprechen.«
Jasper Cole sah ihn mit einem geheimnisvollen Lächeln an.
»Sprechen Sie sich bitte offen aus. Sie haben mich wirklich neugierig gemacht.«
»Vor kurzer Zeit waren Sie in Holland - weiß Miss Nuttall davon?«
Jasper nickte.
»Ja, gewiß.« »Sie waren mit einer Dame in Holland«, sagte Mr. Mann langsam und in vorwurfsvollem Ton. »Ist Miss Nuttall auch darüber orientiert?«
Jasper erhob sich, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und sah ihn scharf an.
»Ist das alles, was Sie wissen?« fragte er gelassen.
»Nicht alles, aber eine der Tatsachen, die mir bekannt sind. Sie sind in Gesellschaft der Dame gesehen worden, und sie hat als Mrs. Cole in demselben Hotel gewohnt wie Sie.«
Jasper nickte.
»Sie werden entschuldigen, daß ich es ablehnen muß, mich über diese Sache weiter mit Ihnen zu unterhalten.«
»Wenn ich nun aber Miss Nuttall bitte, die Angelegenheit zu untersuchen?«
»Das steht Ihnen natürlich frei«, entgegnete Jasper Cole schnell. »Wenn Sie es für nötig halten, es ihr zu sagen, können Sie es ruhig tun. Aber ob Sie Ihre Absicht ausführen oder nicht -ich werde Miss Nuttall heiraten. Das verspreche ich Ihnen.« Mit diesen Worten begleitete er ihn zur Tür.
Am späten Abend des gleichen Tages trafen sich die beiden Freunde und besprachen die Lage.
»Ich bin sicher, daß etwas nicht in Ordnung ist«, sagte Frank überzeugt. »Sie war anders als früher und sprach mechanisch, als ob sie auswendig Gelerntes hersagte. Ich hatte das Gefühl, daß ein anderer ihr jedes Wort und jede Handlung diktierte. Es ist einfach entsetzlich! Was können wir nur dagegen tun?«
»Zunächst müssen wir verhindern, daß sie Cole heiratet. Täuschen Sie sich nicht, Merril. Cole ist ein gefährlicher Mensch, der vor nichts zurückschrecken wird. Mir gegenüber hat er sich nur durch Bluff behaupten können. Er weiß, daß ich ihn geschlagen habe. Die Affäre mit der Dame in Holland habe ich übrigens nur durch einen Zufall herausbekommen. Mein Agent prüfte dort die Fremdenlisten und las klar und deutlich die Eintragung: Mr. und Mrs. Cole aus London.«
»May muß alle Tatsachen erfahren. Wir müssen sie sofort benachrichtigen, obwohl ich eine solche Handlungsweise hasse.«
»Was reden Sie da für einen Unsinn?« erwiderte Mr. Mann ärgerlich. »Sie leiden immer an zu großen Hemmungen. Aber wenn es Ihnen unmöglich ist, werde ich morgen zu ihr gehen und es ihr sagen. Es bleibt nichts anderes mehr übrig.«
»Ich begleite Sie«, entgegnete Frank nach kurzem Zögern. »Ich fühle, daß ich eine Verantwortung habe, der ich mich nicht entziehen kann. Wahrscheinlich wird sie sehr böse auf mich werden, aber ich bin jetzt so weit, daß ich mich nicht mehr darum kümmere. Die Hauptsache ist, daß sie gerettet wird.«
Die beiden verabredeten, sich am nächsten Morgen in Mr. M'anns Büro zu treffen und von dort aus zu Miss Nuttall zu fahren.
»Und vergessen Sie eines nicht«, sagte Mr. Mann ernst, bevor sie sich trennten. »Wenn Cole es vorher erfährt, ist das Spiel aus. Er ist zu allem fähig.«
»Meinen Sie, daß wir vorsichtiger sein sollten?«
»Ja, das ist notwendig. Ich glaube zwar nicht, daß Scotland Yard uns Beamte zur Verfügung stellen wird, aber ich kenne ein sehr gutes Detektivinstitut, das manchmal Aufträge für mich erledigt. Die Leute sollen Miss Nuttall bewachen.«
»Vielleicht setzen Sie sich mit ihnen in Verbindung«, bat Frank. »Ich bin zu
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