013 - Sieben Tote für die Hölle
Wahrheit gesagt hatte, daß es auf der »Empire« tatsächlich bereits einen Toten gab. Angst und Verzweiflung würden ihn erfüllen – und die Sorge um das Schiff und die Menschen, die sich darauf befanden.
»Er wird zahlen«, murmelte der Erpresser zuversichtlich. »Weil er weiß, daß sich niemand gegen die Allmacht der Hölle stellen kann.«
***
Ed Thackery schluckte. Er warf dem Funker einen erschrockenen Blick zu. »Wie war das, Sir?«
»Ihr habt einen Toten an Bord!« sagte Frederick Asner in London.
»Woher wissen Sie das?« erkundigte sich der Kapitän.
»Kann ich Ihnen erklären«, gab der Reeder zurück, und dann berichtete er von Millers Anruf.
Thackery wischte sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen. »Meine Güte, zwei Millionen Pfund… Schwarzmagische Bomben … Eine Leiche …«
»Ich brauche Gewißheit, Ed.«
»Ist klar, Sir.«
»Ich muß wissen, ob das wahr ist, was Miller gesagt hat. Vielleicht blufft er nur.«
»Das wollen wir hoffen«, seufzte Ed Thackery.
»Sie sagen es«, ächzte der Reeder in London. »Suchen Sie die Leiche, Ed. Stellen Sie das Schiff auf den Kopf, aber tun Sie es so unauffällig wie möglich, damit die Passagiere nichts mitkriegen. Wir müssen jede Panik vermeiden.«
»Versteht sich von selbst, Sir.«
»Erstatten Sie mir umgehend Bericht, wenn die Suche zu Ende ist.«
»Natürlich, Sir. Angenommen, einer meiner Leute entdeckt so eine schwarzmagische Bombe – wie sieht sie überhaupt aus…?«
»Keine Ahnung. Ihre Leute sollen allem, was ihnen verdächtig erscheint, fernbleiben.«
»Ich kann’s nicht fassen, Sir, ich kann es einfach nicht fassen.«
»Ich auch nicht, Ed. Bitte gehen Sie sofort an die Arbeit.«
»Selbstverständlich, Sir«, sagte der Kapitän und erhob sich.
Jack Harrison hatte das Gespräch mitgehört. »Glauben Sie wirklich, daß wir die Hölle an Bord haben, Sir?«
Ed Thackery hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, Jack. Ich weiß es im Augenblick wirklich nicht.«
***
Rebecca Morton drehte sich seufzend auf die Seite. Eine schwarze Schlafmaske bedeckte ihre Augen. Andere Passagiere waren schon beim zweiten Frühstück, während Rebecca noch friedlich schlummerte.
Die schwarzhaarige Frau war spät ins Bett gekommen. Eine kleine Fete mit Freunden. Sie hatten viel getrunken. Zu viel. Rebecca konnte sich nicht mehr erinnern, wie sie in ihre Luxuskabine gekommen war. Vielleicht hatte sie einer ihrer Verehrer zu Bett gebracht. Sie konnte nur hoffen, daß er die Situation nicht ausgenutzt hatte.
Allmählich erwachte sie.
Sie dehnte die Glieder. Ein fader Geschmack befand sich in ihrem Mund. Sie nahm die Schlafmaske ab. Sonnenlicht flutete durch die Bullaugen. Vorsichtig setzte sich Rebecca Morton auf. Sie hatte eine schlimme Zeit hinter sich. Die Ehe mit Arthur war die Hölle gewesen. Er gehörte der Londoner Schickeria an, war Maler und kassierte für seine Werke ein Vermögen. Anfangs hatte ihr seine Exzentrik imponiert, aber nach und nach bekam sie dieses verrückte Leben an seiner Seite satt. Er war ein entsetzlicher Egoist, der auf niemanden Rücksicht nahm. Am allerwenigsten auf seine eigene Frau. Daß er mit allen seinen Modellen schlief, nahm sie noch hin, als er eines Tages aber darauf bestand, daß sie an einer Gruppensexorgie teilnahm, war für sie der Ofen aus. Sie reichte die Scheidung ein und nahm ihrem Mann die Hälfte seines Vermögens ab. Das traf ihn härter als der Verlust des Eheweibes.
Nun befand sich Rebecca Morton auf großer Fahrt, um alle ihre Probleme hinter sich zu lassen. Sie wollte sich erholen. Eigentlich hätte sie dafür nicht die Hilfe des Alkohols in Anspruch nehmen dürfen. Sie beschloß, in Zukunft mit den Drinks ein bißchen vorsichtiger zu sein.
Es klopfte.
»Ja!« rief Rebecca.
»Ich bin es: John Balding.«
Der gute John zerfranste sich für sie. Er war verrückt nach ihr.
Wenn sie sich nicht irrte, hatte er ihr das in der vergangenen Nacht sogar gestanden.
»Augenblick!« rief sie und stieg aus dem Bett. Der Teppichboden war warm und weich. Rebecca fischte sich den Morgenmantel, zog ihn an und begab sich barfuß zur Kabinentür.
Draußen stand John Balding. Er grinste breit, war ein stattlicher Bursche mit beachtlichen Muskeln.
»Wie kann man um diese Zeit nur so unverschämt strahlen?«
stöhnte Rebecca.
»Es ist halb zehn.«
»Komm rein. Wie lange bist du denn schon auf?«
Er lachte. »Ich war noch gar nicht im Bett.«
»Das sieht man dir nicht an. Wie schaffst du das
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