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0130 - Er zahlte mit seinem Blut

0130 - Er zahlte mit seinem Blut

Titel: 0130 - Er zahlte mit seinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Er zahlte mit seinem Blut
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nur zu denken.
    Aus der Rückschau weiß ich heute, wie viele kleine Anzeichen es gab, die uns hätten müssen stutzig werden lassen. Aber hinterher ist man ja immer klüger. So erinnere ich mich eines Gespräches, das unter echten G-men niemals hätte stattfinden können. Damals allerdings dachte ich mir nicht viel dabei, um ehrlich zu sein: ich dachte mir überhaupt nichts dabei.
    Es war, als es uns beiden schon wieder leidlich gut ging, als mich Rock eines Tages fragte:
    »Jerry, wenn du nicht gekommen wärst, die Burschen hätten mich doch umgelegt — oder?«
    »Na, lebend wärst du bestimmt nicht herausgekommen. Sie durften dich doch gar nicht leben lassen! Du hattest ihr Versteck ausfindig gemacht, du wußtest jetzt, wo man die Wolters-Bande kriegen kann — nach ihrer Logik war das Grund genug, dich umzulegen.«
    »Hm…« brummte Rock. Eine Weile blieb er still, dann fuhr er fort: »Und wenn die Cops nicht rechtzeitig gekommen wären, hätten sie dich natürlich auch ins Jenseits befördert?«
    »Sicher. Ein paar Versuche hatten sie in dieser Richtung ja schon unternommen.«
    »Und trotzdem bist du hereingekommen?«
    Ich verstand einfach nicht, worauf er hinauswollte. Verständnislos fragte ich:
    »Wieso trotzdem? Du warst doch drin!«
    »Na und? Was habe ich mit dir zu tun, he? Dein Leben ist dir doch näher als meins, aye?«
    Ich brauchte eine Weile bis ich diesen Satz verdaut hatte. Dein wurde ich energisch.
    »Hör mal«, sagte ich böse, »glaub ja nicht, daß du mich auf den Arm nehmen kannst! Hier in New York ist der Kampf gegen die Unterwelt vielleicht ein bißchen härter als in Frisco, aber trotzdem gelten bei uns die gleichen Gesetze wie überall, wo G-men arbeiten. Wenn einer von uns in die Tinte gerät und ein zweiter kommt hinzu, dann kommen entweder beide in der Tinte um oder beide kommen heraus. Das gilt nicht nur in Frisco, wenn du auch so etwas glaubst. Wir sirid keine schlechteren G-men als ihr in eurem verdammten Frisco!«
    Eine Weile war es still. Dann sagte Rock leise:
    »Du hast mir das Leben gerettet und dabei rücksichtslos und sogar ziemlich aussichtslos dein eigenes riskiert. Daß die Cops so schnell kommen würden, konntest du schließlich nicht wissen. Ich bin in deiner Schuld.«
    Seine Stimme war sehr leise. Irgendwie schien ihn die ganze Geschichte innerlich stark zu bewegen.
    »Quatsch nicht!« Ich lachte versöhnt. »Du findest bestimmt nochmal eine Gelegenheit, mir einen ähnlichen Liebesdienst zu erweisen.«
    Damit war die Sache für mich abgeschlossen. Phil und ich - meine Güte, wie oft hatten wir uns gegenseitig aus weit schlimmeren Lagen herausgehauen, ohne daß auch nur ein Wort darüber verloren worden war.
    Ich konnte nicht ahnen, daß Rock die Sache von einer ganz anderen Seite her sah:
    Er war in Wirklichkeit ein Gangster, und er war in der Unterwelt groß ge- worden. Auch in diesen Kreisen gibt es so etwas wie Kameradschaft, aber sie hört schon auf, wenn es um ein paar Dollar geht. Daß ein Gangster sein Leben riskieren würde, um das eines anderen zu retten, ist so gut wie ausgeschlossen. Eine alte Erfahrung ist, daß sich nirgendwo ein Mensch so einsam fühlt wie in der Unterwelt. Wieviel Scheinfreunde ihn dort auch umgeben mögen - für Geld werden sie ihn verraten, für ein besseres Ansehen bei der Polizei ausliefern, für ein Versehen oder einen Fehler erbarmungslos morden.
    Rock fühlte sich innerlich zutiefst gepackt von dieser echten Männerkameradschaft, die er jetzt zum ersten Male in seinem Leben kennenlernte. Jetzt begriff er auf einmal, daß es Dinge gibt, die wichtiger sind als Geld und durch Geld nicht erworben werden können: Treue, Kameradschaft. .
    Ich habe mir immer ein völlig falsches Bild gemacht von der Polizei, gestand er sich ein. Und jetzt ist es leider zu spät. Jetzt kann ich nicht mehr die Fronten wechseln.
    Und jäh überkam ihn der Gedanke: Was mag dieser echte Rock Jeffers für ein Mann gewesen sein? War er auch so ein netter Kerl wie die Kollegen hier?
    Mit weit aufgerissenen Augen sah er die ganze Szene noch einmal vor sich: Wie er im Schlafwagen den Friscoer G-man Rock Jeffers mit dem Messer ermordete, er: Mort Stephe, der sechsmal vorbestrafte Zuchthäusler.
    ***
    Ich wunderte mich in den nächsten Tagen oft über Rock Jeffers. Er war oft so in seine Gedanken versunken, daß er meine Fragen völlig überhörte.Lange grübelte ich darüber nach, was er wohl mit sieh herumschleppen könnte, denn daß ihm irgend etwas auf der

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