Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0131 - Der elektrische Stuhl wartet

0131 - Der elektrische Stuhl wartet

Titel: 0131 - Der elektrische Stuhl wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der elektrische Stuhl wartet
Vom Netzwerk:
schob ein Päckchen Ann zu.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich brauche das Geld nicht, Tom. Du wirst jeden Cent nötig haben.«
    Plötzlich lagen sie sich in den Armen. Ihre Küsse schmerzten und schmeckten gleichzeitig so süß, wie nur der Tod sein kann.
    Evans riß sich los.
    »Alles Gute, Ann«, sagte er.
    »Viel Glück, Tom«, flüsterte sie. Die Tür schlug hart ins Schloß. Sie hörte noch einmal seine' Schritte. Dies war das Ende ihrer Gemeinsamkeit.
    Ann wartete. Sie hockte auf dem Bett, dachte nichts, vielleicht fühlte sie nicht einmal etwas. Zwei Stunden nach Evans Fortgang schreckten sie Stimmen auf, die aus dem Wohnraum der Alten drangen. Die Frau keifte laut und anhaltend. Eine grobe Stimme antwortete:
    »Shut up, Mammy!«
    Die Tür zu ihrem Zimmer wurde aufgerissen. Ein junger mit einer Lederjacke bekleideter Neger starrte Ann nit einem unverschämten Grinsen an. Sie fuhr von ihrem Bett hoch.
    »Was wollen Sie?«
    Seih Grinsen verstärkte sich.
    »O nichts, Madam«, lachte er. »Wollte ie mir nur einmal ansehen. Habe gehört, Sie wären so besonders schön und - verdammt, Sie sind es.«
    Er schloß die Tür. Ann hörte, daß er -außen etwas in drohendem Ton zu dem alten Ehepaar sagte, aber sie konnte die Worte nicht verstehen.
    Keine halbe Stunde später hörte sie die Schritte von mehreren Männern. Die Tür wurde aufgestoßen. Ein riesiger, elegant gekleideter Farbiger stand im Rahmen. Hinter ihm drängten sich drei oder vier Männer.
    »Guten Abend, Miß Rostow«, sagte der Große. »Fein, daß wir Sie gefunden haben. Wo befindet sich Ihr Freund?«
    »Wer sind Sie?« stammelte Ann.
    Der Mann machte eine wegwerfende Handbewegung. »Tut nichts zur Sache. Wo ist Evans?«
    »Das werde ich Ihnen nicht sagen?« erklärte Ann mit Festigkeit.
    »Hol die Alten ‘rein!« befahl der Anführer einem seiner Begleiter. Wenig später wurden die alten Leute grob ins Zimmer gestoßen. Sie waren gräßlich verängstigt.
    »Wo ist der Mann, der mit der Frau hier war?«
    »Er ging vor drei Stunden fort, aber ich weiß nicht, wohin er ging«, jammerte der Greis.
    Der Farbige — es war Black Frapman — schnitt ein schlechtgelauntes Gesicht.
    »Ich wünschte, wir hätten das Nest ein paar Stunden früher gefunden.«
    Dann hellte sich sein Gesicht auf. Er stieß einen riesigen Zeigefinger gegen Ann.
    »Sie sind auch etwas wert. Kommen Sie mit! — Slim, pack die Sachen der Dame zusammen.«
    »Ich verlasse dieses Zimmer nicht«, sagte Ann.
    »So?« grinste Frapman und kam auf sie zu.
    »Rühren Sie mich nicht an!« schrie das Mädchen. Er kümmerte sich nicht darum. Sie wehrte sich verzweifelt, aber sie war den riesigen Kräften des Mannes nicht gewachsen. Plötzlich schwanden ihr die Sinne. Sie wurde in den Armen des Mannes schlaff. Frapman hielt sie.
    »So macht sie am wenigsten Schwierigkeiten, Slim, trag sie in den Wagen! Am besten bindest und knebelst du sie ein bißchen. Jackie, pack alles zusammen, was nicht den Alten gehört!«
    Ann wurde hinausgetragen. Frapman überwachte den Abtransport des Gepäcks. Er selbst ging als letzter. Vor den Alten, die an der Tür standen, hielt er an.
    »Ich bin nie hier gewesen«, sagte er eindringlich. »Wer immer euch fragt, ich bin nicht hier gewesen. Das Mädchen ist von selbst fortgegangen. Ist das klar?«
    Die alten Leute nickten.
    »Ihr wißt, was mit euch geschieht, wenn ihr etwas anderes sagt.« Er sah sie nachdenklich an. »Wenn ihr auch schon alt seid, so wollt ihr sicherlich noch ein wenig leben, denke ich.«
    Er ging, aber er drehte sich noch einmal um.
    »Was hat der Mann dafür bezahlt, daß ihr ihn versteckt habt?«
    »Vier Dollar am Tag«, lispelte der Greis.
    Frapman streckte die riesige Hand aus:
    »Her mit dem Geld!«
    ***
    Evans bewegte sich mit äußerster Vorsicht. Wenn ihm Passanten begegneten, drückte er sich in eine Toreinfahrt, eine Türnische, oder er tat so, als betrachte er die Auslage in irgendwelchen Schaufenstern. So brauchte er fast zwei Stunden, um aus den Farbigen-Bezirken in das Stadtzentrum zu gelangen. Er hoffte, daß es ihm hier am leichtesten fallen würde, ein Auto zu stehlen.
    Er fand einen Parkplatz in der Nähe des Theaters, der groß war und nur von einem Wächter bewacht wurde. Er suchte sich ein Mercury-Modell aus, weil er wußte, wie man diesen Wagen kurzschließen konnte.
    Als der Wächter am anderen Ende des Parkplatzes war, schob Evans sich rasch an den Wagen heran. Er stieß die Seitenscheibe mit dem Ellbogen ein. Die Scherben

Weitere Kostenlose Bücher