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0131 - Der elektrische Stuhl wartet

0131 - Der elektrische Stuhl wartet

Titel: 0131 - Der elektrische Stuhl wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der elektrische Stuhl wartet
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sickerte etwas Blut.
    Es war Thomas Evans.
    Ich untersuchte ihn flüchtig. Er schien nicht ernsthaft verletzt.
    »Schafft ihn hoch!«
    Wir brachten Thomas Evans in unserem Wagen zum Präsidium. Unterwegs kam er zu sich. Er drehte langsam den Kopf, sah Phil an, dann mich. Mit einem Aufstöhnen vergrub er das Gesicht in den Händen.
    Als der Streifenwagen vor der Treppe des Präsidiums stoppte, fragte ich Evans:
    »Können Sie gehen?«
    Er nahm die Hände vom Gesicht und nickte.
    Ich ließ mir vom Fahrer die Handschellen geben.
    »Reichen Sie mir Ihre Hände!« befahl ich. »Das ist nun mal Vorschrift.«
    Er gehorchte ohne jeden Widerstand. Phil und ich stiegen aus. Evans folgte. Wir nahmen ihn in die Mitte und gingen die Treppe hinauf.
    Auf der drittletzten Stufe blieb er plötzlich stehen. Ich drehte mich um. »Heh, kommen Sie!« sagte ich.
    Er stand wie erstarrt und hielt den Blick auf irgend etwas am Ende der Treppe gerichtet. Ich wandte mich um und sah Aldous Hunter, der — elegant wie immer — neben dem Eingang lehnte und lächelte.
    ***
    »Phil, bring den Jungen rein!« sagte ich.
    Phil faßte Evans Arm.
    »Kommen Sie!«
    Evans setzte sich in Bewegung, aber er tat es ganz mechanisch und hielt den Blick unverwandt auf Hunter gerichtet, noch als er an ihm vorbeiging. Hunter hielt den Blick aus und lächelte unentwegt. Erst als Phil unseren Gefangenen durch den Eingang gezogen hatte, wandte der New Yorker den Kopf und sah mich an.
    »Ich gratuliere zu Ihrem Erfolg, G-man«, sagte er.
    »Geschenkt! Was machen Sie hier?«
    »Ich stehe und genieße die gute Luft von Atlanta!«
    »Es ist leichtsinnig von Ihnen, frech zu werden. Ich habe das Gefühl, daß Sie verloren sind, wenn Evans auspackt.«
    »Nett, daß Sie sich Sorgen um mich machen.«
    »Was tun Sie in Atlanta?«
    »Geschäfte, G-man! Man kommt einfach nicht mehr zur Ruhe. Manchmal habe ich richtig Angst, ich könnte an der Managerkrankheit sterben.«
    Ich grinste ihn an. »Wenn Sie jetzt nicht ernsthaft antworten, Hunter, dann stoße ich Sie so an, daß Sie die Treppe hinunterrollen. Anschließend entschuldige ich mich für mein Versehen.«
    Seine körperliche Unversehrtheit schien ihm am Herzen zu liegen. Er gab seinen Hohn auf.
    »Im Ernst, Mister Cotton, ich bin geschäftlich hier.«
    »Mit wem haben Sie Geschäfte gemacht?«
    »Ich wollte mit einem Mister Francis James über die Aufstellung gesetzlich genehmigter Spielautomaten verhandeln, aber ich fürchte, die Sache hat sich zerschlagen.«
    »Kann ich diesen Mister James sehen?«
    »Selbstverständlich. Wollen Sie in meinem Wagen mitkommen?«
    Wir fuhren in die Wohnung von Francis James. Ich sah auf den ersten Blick, daß dieser Gentleman ein übler Kunde war, aber er beschwor alles, was Hunter angegeben hatte. Es nützte gar nichts, daß ich den Burschen kein Wort glaubte. Solange ich nicht das Gegenteil beweisen konnte, mußte ich hinnehmen, was sie mir vorlogen.
    Mit einem Taxi fuhr ich ins Hauptquartier zurück. Evans war in eine Zelle gebracht worden, um sich erholen zu können.
    »Sprechen wir mit ihm«, schlug ich Phil vor. »Kein offizielles Verhör, nur eine erste orientierende Unterhaltung.« Thomas Evans lag auf der Pritsche. Er hatte sich noch nicht gewaschen, obwohl die Zelle ein Waschbecken besaß. Er starrte gegen die Decke. Als wir eintraten, richtete er sich langsam auf. Ich bot ihm eine Zigarette an. Phil gab ihm Feuer.
    »Sie haben in New York Paolo Padreiras und Carlo Cabozzi erschossen?« Er nickte nur.
    »Warum?«
    Eine lange Pause entstand. Schließlich sagte er zögernd:
    »Ich beantworte die Frage nicht.«
    »Sie werden es sich sehr überlegen müssen, ob Sie antworten wollen oder nicht, Evans. Sie haben einiges auf dem Kerbholz, aber wenn Sie diese entscheidende Frage nicht beantworten wollen, so wird der Staatsanwalt Sie wegen Mordes anklagen und die Geschworenen werden Sie schuldig sprechen.«
    Er zog nervös an der Zigarette. »Ich will nicht reden«, stieß er hervor.
    »Eine andere Frage. Mit Ihnen ist aus New York ein Mädchen verschwunden, zu dem Sie in Beziehungen standen. Sie hieß Ann Rostow. Wo ist Sie?« Evans antwortete nicht. Er starrte auf die gegenüberliegende Wand. Sein Gesicht war erschreckend weiß.
    »Was ist mit dem Mädchen? Reden Sie, Evans!«
    Plötzlich schloß der junge Mann die Augen und kippte vornüber von der Pritsche Er war ohnmächtig geworden. Wir hoben ihn auf das Lager. »Ohnmächtig!« sagte Phil mit einem Kopfschütteln. »Ein Mann, der

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